"Kennt man sonst nur aus dem Fernsehen":
Schock sitzt Rohrbachern in den Knochen

"Bei uns am Land fühlt man sich in einer heilen Welt"

"Sowas kennt man sonst nur aus dem Fernsehen." Der Schock über die Bluttaten, die sich im Mühlviertel ereignet haben, sitzt nicht nur einer jungen Mutter tief in den Knochen. Angst habe er nicht, betont ein 82-jähriger Rohrbacher im Gespräch mit der APA unweit des Fundortes der ersten Leiche. "Aus größeren Städten hört man noch viel Ärgeres."

In der beschaulichen Reihenhaussiedlung am Stadtrand deutet an diesem ruhigen Vorfrühlingstag auf den ersten Blick nichts auf die Bluttat hin - wären da nicht Fotografen, Kameraleute und zwei Kerzen vor der Eingangstür. Männer von der Spurensicherung erklären höflich, aber bestimmt, dass man nicht mehr ins Haus dürfe. Sie habe erst gestern, Montag, Abend von dem Mord erfahren, sagt eine 38-jährige Nachbarin des Opfers. "Ich hab' sie nur vom Grüßen gekannt", erklärt die Frau. Sie sei dennoch ganz geschockt, dass so etwas passiert ist, und hoffe, dass keine weiteren Leichen auftauchen.

Eine junge Frau, die ebenfalls in der Siedlung wohnt und die warmen Sonnenstrahlen für einen Spaziergang mit ihrem Baby nutzt, kann nicht fassen, was passiert ist: "Bei uns am Land fühlt man sich in einer heilen Welt", so die 32-Jährige. Auch sie habe das Opfer nicht gekannt, erschrocken sei sie aber trotzdem, als sie von der Tat erfahren habe. Auch der Pensionist kann sich die Morde nicht erklären, stellt aber gleichzeitig fest: "Wo kämen wir denn hin, wenn man sich nicht mehr sicher fühlen würde", sagt der 82-Jährige.

Der Bürgermeister von Rohrbach, Josef Hauer, kannte beide ermordeten Frauen gut, wie er sagt. Die 47-Jährige habe er damals, als er noch als Lehrer in der Hauptschule im Ort tätig war, unterrichtet. "Sie hat ein unscheinbares Leben geführt, sie war eine Nette", erinnert sich Hauer an die Frühpensionistin. Erst vor kurzem habe er sie auf der Straße getroffen und ein paar Worte mit ihr gewechselt. Die Frau habe ihr ganzes Leben in Rohrbach verbracht, sei schon hier geboren und aufgewachsen. "Der Vater ist früh gestorben, da war sie noch klein", so Hauer.

Die 60-Jährige, deren Leiche schon im Vorjahr gefunden wurde, sei ortsbekannt gewesen. "Sie verbrachte 80 Prozent ihrer Zeit auf dem Bankerl vor dem Rathaus", so der Bürgermeister. Sie soll ein schweres Alkoholproblem gehabt haben. Den mutmaßlichen Mörder will Hauer nicht kennen.

(apa/red)