Karriere mit Exoten-Lehre

Vom Konfektmacher bis zum Glasbläser - ausgefallene Lehrberufe mit Zukunft

Wenn Martin Hofmeister sich an seinen Arbeitsplatz setzt, wird es ganz schön heiß. 1.150 Grad misst die Temperatur des flüssigen Quarzsandes, den er mit dem Mund zu prachtvollen Glasdekantern formt. Ins Schwitzen kommt der junge Mann trotzdem nicht - für ihn ist Glasbläser schlichtweg der schönste Beruf der Welt.

von Bonbon- und Konfektmacherin © Bild: Kerstin Joensson

Kein Wunder: Die Liebe zum formbaren Material wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Bereits Großvater und Vater arbeiteten als Glasbläser im heimischen Traditionsunternehmen Riedel. Und so war es auch für Hofmeister junior glasklar, dass er seine Brötchen mit dem kreativen Handwerk verdienen will. Der Oberösterreicher bemühte sich um eine Lehrstelle bei Riedel und war nach drei Jahren ausgelernter Geselle. Mit dieser Wahl tanzt Martin aus der Reihe. Es gibt nicht viele Glasbläserlehrlinge in Österreich.

Immer mehr Lehrlinge

Der Großteil der Jugendlichen zeigt sich in der Lehrstellenwahl nämlich eher konventionell: Während die Mädchen in erster Linie den Einzelhandel wählen, stehen bei den Burschen ganz klischeehaft Metall-, Elektro- und Kraftfahrzeugtechnik im Ausbildungsranking oben. Doch der Stellenmarkt macht es den Job-Newcomern nicht immer leicht. Deshalb ist Kreativität gefragt: Jedes Jahr werden neue, zukunftsträchtige Lehrberufe - vom Werkstofftechniker über Fitnessbetreuerin bis zum Brunnenbauer - geschaffen. Und auch in "alten" Handwerken bieten sich jungen Talenten neue Karrierechancen. Wir stellen die ausgefallensten vor.

Die Lehrberufe im Porträt

Christina Stockklauser, Bonbon- & Konfektmacherin

Stockklauser
© Kerstin Joensson

Süsse Versuchung. Ihr Faible für Schokolade machte Christina Stockklauser zum Beruf: In ihrer Ausbildung in der Confiserie Berger lernte Stockklauser, Pralinen und Schokolade herzustellen und zu veredeln. Dank Doppellehre wurde sie im Unternehmen gleichzeitig zur Verkäuferin ausgebildet.

Martin Hofmeister, Glasbläser

Glasbläser
© Franz Neumayr

Glühendes Glas. In der Glashütte von Riedel formt der junge Mann mit langem Atem die prominenten Weindekanter. Der flüssige Quarzsand hat dabei eine Temperatur von 1.150 Grad. Hofmeister, Glasbläser in dritter Generation, stört die Hitze nicht: "Für mich ist es einfach der schönste Beruf der Welt."

Franziska Fritzenwallner, Damenkleidermacherin

Schneiderin
© Chris Hofer

Fesches Dirndl. Schon als kleines Mädchen half die Salzburgerin ihrer Mutter beim Dirndlnähen. In der Berufsschule und bei ihrer steirischen Lehrmeisterin Dagmar Steiner perfektionierte Franziska Fritzenwallner ihr Handwerk und gewann sogar bei einem Bundeslehrlingswettbewerb den zweiten Platz.

Zeno Marnul, Schuhmacher

Schuhmacher
© Katharina Stoegmueller

Edles Hand- & Schuhwerk. Im Wiener Traditionsbetrieb Scheer lernte Zeno Marnul die Schuhherstellung in detaillierter Handarbeit. Die Gesellenprüfung legte er selbständig bei der Innung ab. Für den Ästheten ist die Feinarbeit ein kreativer Akt: "Mit jedem Schuh schaffe ich ein Kunstobjekt mit Persönlichkeit.

Dominik Dielacher, Schädlingsbekämpfer

Schädlingsbekämpfer
© Gert Eggenberger

Insektenjäger. In der Berufsschule St. Veit und bei der Firma Agil lernte Dominik Dielacher, krabbelndes Ungeziefer zu killen, und machte nebenbei noch die Matura. Am Kampf gegen Ameisen & Co. reizt ihn die Umgebung: "Ich bin ständig unterwegs. Nur Taubenkot mag ich nicht."

Richard Meißler, Bienenwirtschaftsfacharbeiter

Imker
© bigshot.at/Christian Jungwirth

Waben, Wachs & Wiesen. In der dreijährigen Lehre züchtete Richard Meißler Bienenvölker und lernte, Honig und Propolis zu produzieren. Mit den Pollen werden Obstbestände bestäubt.

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