Karl der Kühne reitet nun im Museum ein:
Prunkvolle Ausstellung des Herzogs im KHM

Schweizer Bestände erstmals im Ausland zu sehen Direktorin Sabine Haag sorgte für elegante Schau

Viel Goldglanz gibt es in der Ausstellung und auch der Gesamt-Versicherungswert (300 Mio. Euro) wurde bereits im Eröffnungs-Statement erwähnt, aber sonst scheint bei der Ausstellung "Karl der Kühne", mit der die neue Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM) erstmals ihre Visitenkarte abgibt, manches neu: die starke Einbeziehung von multimedialer Aufbereitung des Themas etwa, das umfangreiche Kinderprogramm oder die vorübergehende Wiederöffnung der Kunstkammer-Räume. Ob sich Sabine Haag damit bei ihren Bemühungen, für deren endgültige Adaption zusätzliche Geldmittel zu lukrieren, mehr schadet als nützt, wird man erst sehen. Denn der eleganten Schau, die am Abend durch den Bundespräsidenten eröffnet wird, scheint es an Nichts zu fehlen.

Karl der Kühne reitet nun im Museum ein:
Prunkvolle Ausstellung des Herzogs im KHM

Was "Glanz und Untergang des letzten Herzogs von Burgund" (so der Untertitel) mit Österreich zu tun hat, versucht die vor dunklem Raumhintergrund inszenierte, doch effektvoll ausgeleuchtete Ausstellung gleich am Anfang klar zu machen: Karl der Kühne (1433-1477) war Schwiegervater von Maximilian I., und während die Hochzeit mit Karls einziger Tochter Maria den Aufstieg der Habsburger zur Weltmacht begründete, wurden die Herrschaftsträume des Burgunder-Herzogs am Schlachtfeld jäh beendet: Drei Jahre nachdem Karl der Kühne beim Fürstentreffen Trier 1473 sogar glanzvoller als der Kaiser selbst aufgetreten war, erlitt er in der Schweiz gegen die Eidgenossen und ihre Verbündeten vernichtende Niederlagen. Teile der seither in Bern sorgsam gehüteten "Burgunderbeute" (laut KHM-Unterlagen zählt sie "zu den größten Kriegsbeuten der Weltgeschichte") werden nun in Wien überhaupt zum ersten Mal außerhalb der Schweiz gezeigt.

Viel Prunk
Tatsächlich geht es in der bis 10. Jänner 2010 laufenden Schau ziemlich prunkvoll zu. Die Kuratoren Franz Kirchweger und Katja Schmitz-von Ledebur haben Gemälde, Tapisserien, Prunkgewänder, Gold-und Silberarbeiten (darunter das sonst in Lüttich aufbewahrte prächtige Reliquiar Karls des Kühnen), Skulpturen, Medaillen sowie Rüstungen dicht aneinandergereiht und geben damit eine Ahnung vom Glanz der burgundischen Hofhaltung. Reich illustrierte alte Bücher und jede Menge Archivalien belegen die Bedeutung der Burgunder-Dynastie, die auch durch ein Rubens-Gemälde illustriert wird, das erst rund 150 Jahre nach dem Tod Karl des Kühnen entstanden ist: Derart prächtig und mächtig wirkt der Burgunder-Herzog, dass man es gar nicht glauben mag, dass dieser kühne Rittersmann nicht alles bekommen hat, was er wollte.

Auf einem bedeutend schlichteren Porträt nach Roger van der Weyden, das aus der Gemäldegalerie des KHM stammt, trägt der geradezu demütig wirkende Herzog einen einzigen Goldschmuck: Die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies kann man ein paar Räume weiter im Original bewundern, denn der Ritterorden ist eine der nach Wien führenden Verbindungslinien. Und in der Schatzkammer in der Hofburg gebe es als zweiten Teil der Schau noch zahlreiche weitere passende Exponate, versicherte KHM-Generaldirektorin Sabine Haag bei der heutigen Presseführung. Die Ausstellung, die zuvor in in Bern und Brügge zu sehen war, in einer erweiterten Version für Wien zu sichern, sei ihre erste Amtshandlung nach ihrer Bestellung gewesen.
(apa/red)