Kardeis Generaldirektorin
für Öffentliche Sicherheit

45-Jährige übernahm Amt als erste Frau "mit gewissem Stolz"

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Die größte Sektion und damit die größte Verantwortung, die das Innenministerium zu bieten hat, so definierte Kardeis ihre neue Aufgabe. Die Fragen, ob die Organisation reif ist für die erste Frau, ob sie sich selbst die Herausforderung und Verantwortung zutraue, musste sich die 45-Jährige, die erst im Jänner 2017 - nach 15 Jahren in der Wiener Landespolizeidirektion - ins Innenministerium wechselte, zuvor beantworten. Dass sie aber immer gesagt habe "Frauen können schon Spitzenpositionen wahrnehmen, es fehlt uns nur ab und zu der Mut uns zu bewerben", führte zum Gedanken "Wenn nicht jetzt, wann dann?" - und so kam es zur Bewerbung. Der Traum einer Emigration in die USA ist für Kardeis weiterhin aufrecht, auch wenn sie jetzt so manche Glückwunsch-SMS mit einem "Austria First" beantwortet habe, "aber dann irgendwann kommt schon Amerika, zumindest für einige Zeit".

Die heute von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) mit ihrer Aufgabe betraute Kardeis will in dieser "Kooperation und Konsens leben", denn was sie schätze, sei die Gemeinsamkeit. Die Nachfolgerin von Konrad Kogler, der als Landespolizeidirektor nach Niederösterreich wechselte, will in ihrer Tätigkeit Bewährtes fortführen, sagte sie mit Hinweis auf die Schwerpunkte Internetkriminalität, Cybersicherheit und Terrorismusbekämpfung. "Die Kriminalitätsform der Zukunft ist die Internetkriminalität", stellte die neue Generaldirektorin fest.

Was die Terrorbekämpfung betrifft, da sei die Gefährdungslage weiterhin hoch, man würde aber sowohl repressive wie auch präventive Maßnahmen dagegen setzen. "Adaptierungen, wo es Bedarf gibt" wird es unter Kardeis ebenso geben, etwa was das Thema Planstellenzuweisungen betrifft, kündigte sie an.

Man brauche aber auch gesetzliche Adaptierungen, sagte Kardeis zum Stichwort "Sicherheitspaket". Was die Entschlüsselung von Messengerdiensten wie Skype oder Whatsapp betrifft, da gebe es Lücken, die legistisch zu schließen seien. "Es geht um eine Ermittlungsmaßnahme, die Überwachung von Nachrichten, die grundsätzlich erlaubt ist", erklärte Kardeis. Durch die Verschlüsselung könne die zulässige Maßnahme aber nicht mehr angewandt werden. "Wir können es uns nicht leisten, dass uns Verbrechen und Terror einen Schritt voraus sind", sagte Kardeis - doch genau das sei jetzt der Fall.

Was Cybercrime und Cybersicherheit, also Schutz der Unternehmen und Infrastruktur betrifft, so seien dies auch Schwerpunkte, die einen Schulterschluss von Exekutive, Wirtschaft und Wissenschaft bedürfen. Wichtig sei gerade im Umgang mit Firmen einen Vertrauensaufbau herzustellen. Man müsse sich darauf verlassen können, dass wenn ein Vorfall in Richtung Cybercrime passiert, "dass die Polizei nicht die erste ist, die den Namen eines Unternehmens an die große Glocke hängt. Man muss sich auf die Kooperation verlassen können."

Als internen Schwerpunkt will Kardeis die Führungskultur weiter entwickeln sowie das Wissen älterer Kollegen integrieren. "Sehen wir Polizisten als Menschen", lautete der Appell an die Bevölkerung, "als Menschen mit Uniform, die genauso mit dem falschen Fuß aufgestanden sein können", bei denen jedoch korrektes Handeln und Rechtsstaatlichkeit immer gefordert seien.

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