Kaninchen ist kein Hase! Nur verschiedene Gattungen in der Ordnung der Hasentiere!

Ohrenlänge als einfachstes Unterscheidungsmerkmal Außerdem: Langohren zählen nicht zu den Nagetieren

Wenn viele Kinder mehr oder weniger passenderweise zu Ostern ein kleines Haserl als Haustier geschenkt bekommen, so handelt es sich in der Regel um keinen Echten Hasen, sondern um Kaninchen. Zoologisch gesehen gehören Hasen und Kaninchen verschiedenen Gattungen innerhalb der Ordnung der Hasentiere (Lagomorpha) an. Nichts haben Hase und Kaninchen dabei mit Nagetieren zu tun, auch wenn das Gebiss gewissen Ähnlichkeiten mit Ratte und Maus aufweist.

Kaninchen ist kein Hase! Nur verschiedene Gattungen in der Ordnung der Hasentiere!

Im Gegensatz zum Feldhasen (Lepus europaeus) ist das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ein Einwanderer. "Es wurde im Mittelalter von Mönchen aus Spanien eingeführt", erklärte dazu Hasenexperte Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur (Boku) im Gespräch mit der APA. Das Kaninchen ist deutlich kleiner als Vetter Feldhase und wiegt ein bis zwei Kilo. Die Tiere sind durchwegs nachtaktiv, sehr gesellig und leben in Kolonien in unterirdischen Erdbauten, die sie selbst anlegen. Um ihre Bauten anlegen zu können, sind Kaninchen auf bestimmte, weichere Böden angewiesen. Häufig sind sie in sandigen Gebieten Niederösterreichs und des Burgenlandes zu finden.

Nachwuchs am laufenden Band
Trotz der sprichwörtlichen Vermehrungsfreude - ein Kaninchenweibchen gebiert vier bis sieben Mal pro Jahr vier bis zwölf Junge - sind die Populationen an Wildkaninchen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geschrumpft. Ursache sind zwei Virus-Erkrankungen - die so genannte Myxomatose und die "Rabbit Haemorrhagic Disease" (RHD) - welche die Populationen regelmäßig dahinraffen. Die Verbreitung der Viren wird durch die gesellige Lebensweise in den teils ausladenden Bauten gefördert.

Hasen wohnen dauerhaft im Freien
Die bis zu sieben Kilo schweren Feldhasen leben dagegen deutlich spartanischer. Sie bauen keine Höhlen, sondern leben dauerhaft im Freien. Schutz suchen sie nur in eher flachen Vertiefungen, den so genannten Sassen. Wenn man tagsüber einem hasenartigen Tier in unseren Breiten begegnet, ist es in der Regel ein Echter Hase. Kaninchen bekommt man so gut wie nicht zu Gesicht.

Seine Lebensgewohnheiten wurden dem Hasen in den vergangenen Jahrzehnten zum Problem. Vor allem Flurbereinigungen und die Intensivierung der Landwirtschaft dezimierten den Lebensraum von Meister Lampe. Offene, ungenutzte Flächen wurden zur Rarität und damit auch Wildkräuter als Hauptnahrung der Tiere.

Ohrenlänge als Unterscheidungsmerkmal
Auch für Laien leicht zu unterscheiden sind Hasen und Kaninchen durch die unterschiedlich langen Ohren. Die Kaninchenlauscher sind maximal sechs bis acht Zentimeter lang, die des Hasen bis zu 14 Zentimeter. Insgesamt sehen Kaninchen durch die Körperproportionen nach dem so genannten Kindchen-Schema nach menschlichem Geschmack niedlicher aus. Abgesehen von den Ohren ist die Nasenpartie kürzer und somit der Kopf rundlicher. Bei der Flucht zeichnet sich der Hase durch die deutlich längeren Gliedmaßen aus.

Hasen sind keine Nagetiere
Dass Hasen und Kaninchen landläufig gerne zu den Nagetieren gezählt werden, liegt an der Ähnlichkeit der Gebisse. Tatsächlich haben alle echten Nager aber jeweils je zwei Schneidezähne oben und unten, bei den Hasen sind es oben vier. Hasentiere sind deshalb eine eigene Ordnung unter den Säugetieren. Weder zu den Hasen noch zu den Nagetieren zählen übrigens die "Falschen Hasen" - meist eine Mischung aus Rind und Schwein - und "Dachhasen" - Katzen, die in unseren Breiten nur in äußersten Notzeiten im Kochtopf landen. (apa/red)