Kamala Harris: Wenn
Schmuck politisch wird

Dass US-Vizepräsidentin Kamala Harris eine Vorliebe für Perlen mit ins Amt nahm, hat gesellschaftspolitische Tragweite. Auch der Schmuck von Angela Merkel oder Queen Elizabeth II sagt oft mehr als Worte.

von Perlen & Gold - Kamala Harris: Wenn
Schmuck politisch wird © Bild: imago images/ZUMA Wire

1. Kamala Harris

Südseeperlen, groß wie Murmeln. Umrahmt von zierlichen 18-Karat-Goldringen. Verbunden durch winzige Diamanten. Der stilsichere Halsschmuck, den Kamala Harris bei der Angelobung als US-Vizepräsidentin trug, wurde weithin gelobt.

Nicht nur, weil ihre Wahl von Designer Wilfredo Rosado - Sohn puerto-ricanischer Einwanderer - als Zeichen für Diversität gewertet wird. Nicht nur, weil der ehemalige Armani-Mitarbeiter, der sich erst 2011 selbstständig gemacht hat, die Perlenkette als Symbol für Stärke (durch das Gold), Resilienz (durch die Perlen) und Glamour (durch die Diamanten) beschrieben hat.

Im Dienste der ganzen Menschhe

Kamala Harris' Perlen bezeugen vielmehr, dass sie sich für Bildung und ethische Ziele engagiert. Dass sie die Solidarität unter Frauen vor allem während der Ausbildung fördert. Dass sie die soziale Gleichstellung von Frauen befördert. Und dass sie ihr Handeln in den Dienst an der ganzen Menschheit stellt.

Was hinter "zwanzig Perlen" steckt

So steht es in den Statuten ihrer Universitätsverbindung, der Alpha Kappa Alpha Sorority, Inc. Diese ist die erste afroamerikanische Schwesternschaft mit griechischen Buchstaben. Ihrer Gründerinnen wird als die "zwanzig Perlen" gedacht. Und zwanzig Perlen sind es, die die Mitglieder der Verbindung als Geschenk erhalten. "Alpha Kappa Alpha ist wie eine Familie für mich", sagte Harris öffentlich. Die Perlen sind Beweis für ihre anhaltende Solidarität gegenüber den Zielen der Schwesternschaft.

Am Tag der Angelobung schlossen sich Tausende Frauen abseits der Universität Harris' Zielen an. Unter dem Titel "Wear Pearls on Jan 20 2021"(deutsch: "Trage Perlen am 20. Jänner") wurde die Idee einer elitären Studentenverbindung plötzlich zu einer Idee für alle, die Perlen tragen.

2. Angela Merkel

Die deutsche Kanzlerin machte eine Rotgold-Schwarz-farbene Kette zum patriotischen Trendschmuck. Ihr Plan war das nicht. Schon 2009 hatte Angela Merkel den Halsschmuck zur Vereidigung getragen, ebenso 2012 bei der Trauerfeier für die Opfer der NSU-Terroristen. Die Kette von Schmuckdesigner Hans-Peter Weyrich aus Idar-Oberstein war bereits zehn Jahre in Merkels Besitz, bevor sie 2013 Schlagzeilen machte.

Nach Merkels TV-Duell mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bekam die Kette aus Schwarzem Onyx, roter Schaumkoralle, klarem Bergkristall und glänzendem Gold den Titel "Schlandkette" und eine eigene Facebookseite.

Eine Kette für Glück, Stärke, Klarheit

Das Stück, das übrigens keine Spezialanfertigung ist, sondern aus dem Sortiment des Juweliers stammt und "deutlich unter 1.000 Euro" kostete (so der Schöpfer), wurde als Bekenntnis zur schwarz-gelben Koalition verstanden. Die Symbolik der Materialien trug weiter zum Legendenstatus bei: Schwarzer Onyx steht für Kraft und sorgt für Zufriedenheit; Bergkristall vermittelt klares Denken; rote Schaumkoralle bedeutet Glück; Gold symbolisiert Spitzenleistungen. Der Designer schwört, dass er bei der Kreation der Kette fernab jeglicher Symbolik agiert habe.

3. Michelle Obama

Die Ex-First Lady machte beim Parteitag der Demokraten vor einem halben Jahr nicht nur mit ihrer Rede für Joe Biden und Kamala Harris mächtig Eindruck. Die 56-Jährige schuf nebstbei mit zartem Goldschmuck einen neuen Trend.

Noch während Michelle Obama ihre 18-minütige Ansprache hielt, verzeichnete Google Höchstzahlen an Nutzern, die Obamas Halskette suchten: Die Stilikone, deren einzigartiger Kleidungsstil sie dreimal auf das Cover der "Vogue" brachte, trug ganz lässig eine zierliche Kette mit der Aufforderung "V-O-T-E" ("Wählt").

Vier Buchstaben für Joe Biden

Der Halsschmuck mit der starken Botschaft war von der kleinen Firma ByChari von Designerin Chari Cuthbert in Los Angeles handgefertigt worden. Rund 99 Euro kostet die Halskette, die in 14-karätigem Gold, Rosegold und Silber erhältlich ist. Gründerin Cuthbert freute dieser Erfolg ebenso wie die Ex-First-Lady, die den Trend natürlich geplant hatte.

"Ich habe in allen Momenten versucht, die jeweils bestmöglichen Botschaften zu senden", sagt Obama in ihrer Bestseller-Biografie "Becoming". In ihrer Zeit im Weißen Haus trug sie bewusst Kleidung, die von etablierten oder aufstrebenden Designern stammte, und mischte auch Kaufhausstücke darunter, um Bodenhaftung und Nahbarkeit zu betonen.

4. Brenda Hale

Die britische Richterin lehrte als Präsidentin des Supreme Courts Boris Johnson das Fürchten. Im Herbst 2019 erklärte Lady Brenda Hale die vom Premierminister verordnete Zwangspause des Parlaments für rechtswidrig und hob sie auf.

Das Zeichen demütigte Johnson: Er könne nicht das Unterhaus in Pause schicken, nur weil es möglicherweise die Brexit-Pläne durchkreuze, so der Subtext.

Diese Goldspinne demütigte Johnson

Die riesige goldene Brosche in Form einer Spinne, die Hale dabei trug, schien John zusätzlich zu verhöhnen. "The Brooche That Ate Brexit" ("Die Brosche, die den Brexit fraß"), titelte die "New York Times" tags darauf. Die 76-jährige Feministin beteuerte danach, die Wahl des Schmuckstückes sei an jenem Tag rein zufällig erfolgt. Immerhin beherbergt ihre Schmuckschatulle auch Frösche, Tausendfüßler, Libellen und Käfer.

5. Madeleine Albright

Die erste Frau im US-Außenministerium, Madleine Albright, pflegte ihre Vorliebe zu Tierbroschen. "An guten Tagen trug ich Blumen und Schmetterlinge, an schlechten Insekten. Wenn mich Leute fragten, was anstünde, sagte ich: "Lies meine Brosche!", erzählt die 83-Jährige gern in Interviews.

© Michael Brochstein/SOPA Images/LightRocket via Getty Images Albright vermachte ihre Broschen-Sammlung dem Diplomatie-Museum

Ihre Lieblingsanekdote beschreibt, wie sie als UNO-Botschafterin nach den UN-Sanktionen gegen den Irak von Zeitungen in Bagdad mit einer Schlange verglichen wurde. Danach trug sie stets Schlangen-Broschen, wenn das Thema Irak anstand.

Schmetterlinge an den guten Tagen

Und nachdem Russland einen Raum im Ministerium verwanzt hatte, wie sie erzählt, traf sie den russischen Außenminister mit einer Wanzen-Brosche. Ihre Broschen-Sammlung vererbte Albright den Museum der Diplomatie.

6. Queen Elizabeth II.

Die Königin von Großbritannien ist seit ihrem Amtsantritt im Jahr 1952 dem Grundsatz treu geblieben, politisches Geschehen nicht zu kommentieren. Dass sie dennoch eine Meinung zu den Ereignissen auf dem Polit-Parkett hat, äußert sie in der Wahl ihres Schmucks.

© Samir Hussein/WireImage/Getty Images Die Queen trägt die "Palmenzweig"-Brosche und erinnert an eine ihrer dunkelsten Stunden

Vor allem Broschen nutzt sie laut royalen Hofberichterstattern für subtile Botschaften. Die Auswahl ist groß und jedes Stück voll geschichtsträchtiger Bedeutung. Umso mehr stach die Brosche ins Auge, die sie 2018 beim Treffen mit US-Präsident Trump trug: eine schlichte Blumen-Brosche, die ihr Trumps Vorgänger Barack Obama 2011 geschenkt hatte.

Die Anti-Trump-Botschaft am Kleid

Noch deutlicher wurde sie anschließend beim Tee mit den Trumps auf Schloss Windsor. Dort trug sie ein Erbstück ihrer Mutter, die "Palmzweig-Brosche", die den traurigsten Tag deren Lebens geprägt hatte: Ihre Mutter hatte sie zum Staatsbegräbnis ihres Vaters getragen.

7. Elizabeth Warren

Die US-Sentorin der Demokraten trägt kaum Schmuck. Doch das trendigste Schmuckstück der Frauenbewegung ist auf sie zurückzuführen: die Statementkette mit der Gravur "Nevertheless she persisted" ("dennoch, sie beharrte").

© imago images/ZUMA Wire Warren inspirierte die Trendkette der US-Frauenbewegung

Das Zitat stammt aus dem Eklat zwischen Elizabeth Warren und Jeff Sessions im US-Kongress. Bereits in den 80er-Jahren war Sessions per Brief von Martin Luther Kings Ehefrau, Coretta Scott King, als Rassist kritisiert worden. Bei der Debatte um Sessions' Ernennung zum Justizminister 2017 las Elizabeth Warren aus diesem Brief vor.

Ein Redeverbot in Gold gegossen

Bis der republikanische Mehrheitsführer Mc-Connell ihr mit den Worten "She was warned, she was given an explanation, nevertheless she persisted" Redeverbot erteilte Die drei Worte wurden zum Slogan der Frauenbewegung und sind als Halsschmuck absolute Bestseller.