Kalt-warm für die Grünen

von Renate Kromp © Bild: Ian Ehm/News

In Innsbruck war für die Grünen die Welt letzten Sonntag kurz wieder mehr als in Ordnung. Der Bürgermeisterkandidat der Ökopartei, Georg Willi, bekam in der Direktwahl fulminante 30,88 Prozent der Stimmen und geht damit als Erster in die Stichwahl. Er lag deutlich über dem Ergebnis seiner Partei, doch auch deren 24,16 Prozent und die meisten Mandate im Gemeinderat sind für die Grünen natürlich ein Grund zu feiern. Allerdings, und hier muss man ihnen die Laune schon wieder vermiesen, euphorische Rückschlüsse auf eine Wiederauferstehung der Gesamtpartei kann man daraus nicht ziehen.

Dafür bietet sich eher die Salzburger Landtagswahl an. Hier waren die Grünen nach einer Wahl schon einmal ähnlich euphorisch. Das war 2013, Salzburg war geschockt von einem Finanz-Spekulationsskandal, die Grünen als Aufdeckerpartei gefragt. Knapp über 20 Prozent ergab das damals am Wahlsonntag. Und letztes Wochenende? Lange Gesichter bei 9,3 Prozent der Stimmen.

Doch auch diese Enttäuschung ist schwer übertrieben, obwohl der persönliche Schmerz von Spitzenkandidatin Astrid Rössler nachvollziehbar ist. Genau genommen haben die Grünen in Salzburg immerhin ihr zweitbestes Ergebnis aller Zeiten erzielt. Die knapp zehn Prozent entsprechen viel mehr dem realen Potenzial, das grüne Parteien haben, und zwar nicht nur in Österreich. Auch in Deutschland kommen sie bei Wahlen selten über die Zehnprozentmarke hinaus. Auch dort gibt es zwischendurch fulminante Einzelergebnisse, die 30 Prozent Winfried Kretschmanns 2016 in Baden-Württemberg etwa. Mit den dortigen Bundes-Grünen hat dies aber ähnlich viel oder wenig zu tun wie hierzulande das Ergebnis Willis in Innsbruck.

Salzburg 2013, der Wahlsieg Alexander Van der Bellens bei der Bundespräsidentenwahl 2016, Innsbruck 2018: Sich an diesen Ergebnissen zu messen, wäre weltfremd. Und Weltfremdheit ist ohnedies ein Vorwurf, den die Grünen im Übermaß kennen.

Doch gibt es eine Gemeinsamkeit dieser Erfolge, eine Lehre, die man daraus ziehen kann? Die Gunst des Augenblickes zu nützen, das kann man aus dem Salzburger Ergebnis von 2013 lernen. Aber auch dass man dann auf Zug bleiben muss, dass Sachpolitik kein Wahlargument ist, wenn man sie nicht richtig verkauft und wieder beim Image der Verbotspartei picken bleibt.

Dass man nah bei den Leuten sein sollte und seine Politik in eindringlichen Bildern erklären können muss, hat Georg Willi in Tirol gezeigt. Ebenso, dass man im Wahlkampf keine Scheu haben darf, grüne Kernthemen wie das Binnen-I auch einmal so zu dimensionieren, dass man die Wähler nicht verschreckt. Nur ganz vergessen sollte man sie dann halt nicht.

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