Kaiser Naruhito – frischer Wind im Kaiserhaus

Lange Zeit bewegte sich nicht viel im japanischen Kaiserhaus – ehe am 1. Mai 2019 Kaiser Naruhito den Thron bestieg. Der bescheidene, ruhige und traditionsbewusste Kaiser scheint wie gemacht für sein neues Amt und ist bei seinem Volk daher sehr beliebt.

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Porträt - Kaiser Naruhito – frischer Wind im Kaiserhaus

Steckbrief

  • Voller Name: Hiro-no-miya Naruhito, Kaiser von Japan
  • Geburtsdatum: 23. Februar 1960
  • Geburtsort: Krankenhaus des Kaiserlichen Hofamts, Tokio, Japan
  • Sternzeichen: Fische
  • Eltern: Akihito, emeritierter Kaiser von Japan, Michiko, emeritierte Kaiserin von Japan
  • Geschwister: Prinzessin Sayako Kuroda von Japan, Prinz Akishino von Japan
  • Ehepartner: Masako Owada, Kaiserin von Japan
  • Kinder: Prinzessin Aiko von Japan

Als Sohn des damaligen Kronprinzen Akihito und der Kronprinzessin Michiko erblickte Naruhito am 23. Februar 1960 im offiziellen „Krankenhaus des Kaiserlichen Hofamts“ in Tokio das Licht der Welt. Der vollständige Name des heutigen Kaisers lautet Hiro-no-miya Naruhito und wurde von seinem Großvater, dem damaligen japanischen Kaiser Hirohito, ausgewählt und verkündet. Der Kindheitstitel „Hiro-no-miya“ und der Name Naruhito stammen jeweils aus dem konfuzianistischen Buch „Mitte und Maß“. Naruhito steht übersetzt in etwa für Jemanden, der Klarheit, Verstehen, Klugheit und Weisheit erlangt.

Kindheit in der Öffentlichkeit

Bereits die Geburt von Naruhito erregte in Japan eine enorm große Aufmerksamkeit. Nicht nur deshalb, weil er der erste Sohn des damaligen Kronprinzenpaars war und die Thronfolge daher durch ihn gesichert wurde, sondern auch aus dem Grund, dass Naruhito das erste Kind in der Linie der Thronfolger Japans war, das nach dem Ende des 2. Weltkriegs geboren wurde. Auch in seiner Kindheit und Jugend flachte das öffentliche Interesse an dem Prinzen nicht ab – egal wo sich Naruhito befand, wurde er von Anhängern und Presse begleitet.

© imago images / Kyodo News Akihito uns seine Ehefrau Michiko mit ihrem Sohn Naruhito im Jahr 1964

Naruhitos besondere Erziehung

Große Aufmerksamkeit erhielten auch die zur damaligen Zeit sehr modernen Erziehungsmethoden von Naruhitos Eltern. Tatsächlich brach das Kronprinzenpaar nämlich mit einer jahrhundertelangen Tradition, indem es die Erziehung der Kinder nicht wie üblich an das Personal des Kaiserhofs abgab, sondern hauptsächlich selbst erledigte. Gleichzeitig gaben die Eltern ihre Kinder aber auch immer wieder in die Hände von Betreuern, wenn sie eine Reise antreten mussten, und ermutigten so tausende Frauen in Japan, auch nach der Geburt der Kinder wieder arbeiten zu gehen.

Traditionelle Schulbildung

Wie für Kinder des kaiserlichen Hofs üblich besuchte Naruhito seit der Zeit im Kindergarten durchgängig die Bildungseinrichtungen der Gakushūin. Im Alter von 22 Jahren erlangte er 1982 an der Gakushūin-Universität seinen Bachelor im Fach Geschichte und begann daraufhin in derselben Einrichtung ein Studium der Geisteswissenschaften. Nachdem er im Rahmen seines Auslandsstudiums von 1983 bis 1985 in England an der University of Oxford eingeschrieben war, beendete er dieses Studium 1988 mit seinem Master.

Freies Leben als Student

Während Naruhito in seiner Zeit in Japan immer verschiedene Pflichten und Aufgaben des kaiserlichen Hofs auferlegt bekam, konnte er während seiner Zeit in England völlig frei von diesen Bestimmungen leben. Später gab der heutige Kaiser zu, dass er es sehr genossen habe, sich wie die anderen Studenten völlig frei zu bewegen und er sich daher wünschte, dass seine Zeit in England und damit auch die Freiheiten länger angehalten hätten.

"Herrscher im Reich der aufgehenden Sonne: Die geheime Geschichte des japanischen Kaiserhauses" gibt es hier*

"Das japanische Kaiserhaus: Der Wandel in der Bedeutung des Kaiserhauses seit dem Zweiten Weltkrieg" gibt es hier*

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Die offizielle Ernennung zum Kronprinzen

Nachdem im Jahre 1989 Naruhitos Großvater Hirohito, der damalige Kaiser Japans, verstorben war, übernahm sein Vater Akihito den Thron. Damit wurde Naruhito zum ersten Thronfolger des japanischen Kaiserhofs. Endgültig wurde dies allerdings erst 1991, als Naruhito in einer formalen Zeremonie auch offiziell zum neuen Kronprinzen von Japan ernannt wurde.

Die Suche nach der künftigen Kaiserin

Nachdem Naruhito im Alter von 28 Jahren sein Studium beendet hatte, wurde es für ihn höchste Zeit, eine Frau zu finden, die später gemeinsam mit ihm den japanischen Thron besteigen wurde. Bereits während seiner Zeit an der Universität lernte der heutige Kaiser die angehende Diplomatin Masako Owada kennen. Die beiden mochten sich sehr gerne und trafen sich knapp ein Jahr lang heimlich, ehe die Presse dies entdeckte und darüber berichtete. Obwohl sich Masako in dieser Zeit sehr gut mit Naruhito verstand und die beiden sich immer näherkamen, entschied sie sich dennoch gegen den Verehrer und für ihre Karriere. Aus diesem Grund ging sie, so wie Naruhito vor ihr bereits auch, für zwei Jahre innerhalb ihres Studiums an die Elite-Universität nach Oxford.

Traumfrau auf Umwegen

Somit war der Kronprinz dazu gezwungen, sich nach einer neuen Dame umzusehen, mit der er zusammen die oberste Position am japanischen Kaiserhof übernehmen könnte. Dies schien allerdings ganz und gar nicht im Interesse von Naruhito zu sein, er blieb weiter davon überzeugt, dass Masako seine Frau fürs Leben sei – und tatsächlich sollte er damit Recht behalten. Nachdem Naruhito mehrere Jahre um Masako kämpfte und ihr mehrere Anträge machte, sagte sie 1992 endlich ja. Die traditionelle Hochzeit, durch welche Masako offiziell zur Kronprinzessin Japans wurde, folgte am 9. Juni 1993.

In einem Interview, welches Masako einige Jahre nach der Hochzeit gab, erklärte die heutige Kaiserin den Grund dafür, weshalb sie Naruhito schlussendlich doch noch heiratete: Der damalige Kronprinz habe seiner Traumfrau nämlich geschworen, dass er sie immer mit aller Kraft vor jeder auftretenden Gefahr beschützen wolle. Dieses Versprechen hält der Kaiser bis heute.

Das Warten auf den Thronfolger

Eine der größten Aufgaben für die neue Kaiserin war es, ein Kind zu gebären, um so die Thronfolge in Japan zu sichern. Knapp acht Jahre vergingen nach der Hochzeit, ehe der japanische Kaiserhof die Geburt eines Kindes von Masako und Naruhito verkünden konnte. Nach einer vorigen Fehlgeburt brachte die Kronprinzessin 2001 die Tochter Aiko zu Welt. Zwar freuten sich die Bürger Japans sehr über das Kind, doch die Sorgen von vielen blieben. Masako und Naruhito, die beide inzwischen über 40 Jahre alt waren, hatten noch immer keinen Sohn, weshalb es auch noch keinen direkten Thronfolger gab.

Ein Sohn

Alle Bestrebungen, die Erbfolge in Japan so zu ändern, dass auch Prinzessinnen in der Thronfolge berücksichtigt werden, blieben erfolglos. Dadurch blieben die Sorgen der Japaner bis 2006 bestehen, ehe endlich die Erleichterung folgte: Der Bruder des Kaisers Kronprinz Akishino bekam den lang ersehnten Sohn und Thronerben – Prinz Hisahito. Dieser steht aktuell auf dem zweiten Platz der Thronfolge.

Der Thronwechsel in Japan

Über 30 Jahre, nämlich von 1989 bis 2019, saß Naruhitos Vater Akihito auf dem japanischen Thron. Bereits im Jahr 2016 äußerte der gesundheitlich sehr angeschlagene Kaiser allerdings den Wunsch, den Thron aufgrund der schwindenden Kräfte an seinen Sohn abgeben zu wollen. Da dies nicht vorgesehen war und in Japan so noch nie geschah, musste zunächst ein neues Gesetz verabschiedet werden, welches dem Kaiser diesen Schritt erlaubte.
Am 30. April 2019 war es dann so weit, Akihito dankte ab. Einen Tag später übernahm Naruhito das Amt. Die offizielle Inthronisierung folgte am 22. und 23. Oktober. Damit ist Naruhito der 126. Kaiser von Japan.

„Wunderbar geordnete Harmonie“

Jeder Kaiser in Japan bekommt eine spezielle Ära zugeordnet, welche die Kaiserzeit beschreiben soll. Die Ära von Naruhito trägt den Titel „Reiwa“, was übersetzt in etwa „wunderbar geordnete Harmonie bedeutet“.

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