Der Herr der Mumien

Ein Wiener wacht in Ägypten über die kostbarsten Relikte der Pharaonen

von Der Herr der Mumien: Der Wiener Nikolaus Barta versichert die Schätze aus Ägypten. © Bild: Ricardo Herrgott/NEWS

In Spitzenzeiten besuchten 1,5 Millionen Menschen im Jahr das weltberühmte Ägyptische Museum. Nach der Revolution sank die Zahl gegen null. Und jetzt, früher als erwartet, kehren die ersten Touristen zurück. Immerhin 50.000 sollen es heuer sein.

Herr der Schätze Ägyptens.

Das freut an diesem Montagmorgen auch einen Wiener, der trotz 37 Grad Anzug mit Stecktuch trägt. Nikolaus Barta nennt das „Berufskleidung“. Seit 1978 reüssiert er weltweit als Kunstversicherer. Vor sieben Jahren kümmerte er sich um den Transport der „Goldenen Adele“ und vier weiterer von Österreich restituierter Klimt-Bilder in die USA. Versicherungssumme: 400 Millionen Dollar. Er übernahm die Haftung für das Gold von Nimrud in Bagdad – gegen Terror. Und in Singapur garantiert er für die Sicherheit der Sammlung des Art Science Museums.

Den wohl prominentesten Klienten hat der Österreicher aber in Kairo. Seit zwölf Jahren ist er verantwortlich dafür, dass die bis zu 6.000 Jahre alten Schätze des Ägyptischen Museums auch die modernen Zeiten unbeschadet überdauern. Das war lange lukrativ – die Schadensquote ist mit 15 Prozent sensationell niedrig – und nicht besonders aufregend. Jetzt ist es umgekehrt. „Nach der Revolution hat sich viel geändert“, erzählt Barta. Der Job des Generaldirektors, unter Mubarak noch auf Lebenszeit vergeben, wurde seit 2011 gleich viermal ausgeschrieben. Die Kandidaten warfen vorzeitig das Handtuch, weil keine Gehälter ausbezahlt wurden.

Der Pharao ist unversichert.

Jetzt ist Barta nach Kairo gereist, um mit den Ägyptern über die Zukunft ihrer Schätze zu verhandeln. Die neuen Machthaber nehmen inzwischen nämlich auch die Zahlungsmoral an ihn nicht mehr so ernst. Seit gut einem Jahr werden keine Prämien überwiesen. „Eine Sammlung wie die im Ägyptischen Museum kann man nur pauschal und nicht Stück für Stück versichern“, erzählt Barta. „Wir hatten also ein Prämienmodell, das an die Besucherzahlen gekoppelt war.“ Bleiben die aus, gibt’s eben auch kein Geld. Und wie ging das so lange gut? „Bisher tourten zumindest zwei Tutanchamun-Wanderausstellungen um die Welt. Dafür zahlten die Gastgeberländer hohe Prämien.“ Genug, um das Stammhaus mitzuversichern. Doch die letzte Ausstellung ist aus Tokio zurück. Weil man in Ägypten derzeit die Meinung vertritt, dass Kulturgüter im eigenen Land bleiben sollten. Woher nun das Geld für die Versicherung kommen soll, weiß niemand.

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