Crawfords Tochter: Zu
schön, um wahr zu sein

Supermodel Cindy Crawfords Tochter Kaia Gerber war bei den Fashion Weeks die Nummer eins im Geschäft mit der Schönheit. Die Karriere der 17-Jährigen wirkt ebenso perfekt wie das Glück der Familie

von Menschen - Crawfords Tochter: Zu
schön, um wahr zu sein © Bild: 2017 Getty Images

Danke, dass ich dabei sein durfte, Marc Jacobs! Grazie, Fendi! So schön, wieder bei meiner Valentino-Familie zu sein!“ Ihr Instagram-Account zeugt davon: Dieses Mädchen ist als Model ganz oben auf der ­Karriereleiter angekommen. Keine der wichtigen Schauen der Fashion Weeks in New York, Mailand und Paris kam in den vergangenen Wochen ohne sie aus: Miu Miu und Chanel, Stella McCartney und Chloé, Versace, Moschino und Prada, Marc Jacobs und Tom Ford – um nur einige zu nennen – schickten Kaia ­Gerber über ihre Laufstege. „Vogue Paris“ hob sie aufs Cover. Yves Saint Laurent machte sie zum Gesicht seiner Beautylinie. Mit Karl Lagerfeld brachte sie im August ihre erste Modekollektion „KarlxKaia“ auf den Markt. Irgendwann dazwischen feierte sie ihren 17. Geburtstag. Davon verrät Kaia Gerber in den sozialen Medien nichts. Sie postet entgegen dem Usus Gleichaltriger nur beruflich relevante Inhalte.

Als Mama Cindy Crawford so alt war, wurde sie gerade erst entdeckt. Gute zehn Jahre brauchte sie, um zum damals weltweit bestbezahlten Model zu werden. Kaia Gerber könnte das schneller schaffen. Sie brauchte bloß ein Jahr, um die Mama als Influencerin zu überholen: 3,8 Millionen Abonnenten hat sie auf Instagram, bei ­Crawford sind es 3,5 Millionen. Kaia war 16 Jahre alt, als sie erstmals das Cover der „Vogue“ zierte – vier Jahre jünger als die Mama. „Ich wünschte, sie hätte ihre Karriere etwas später gestartet, aber die Welt dreht sich nun schneller und sie wollte es unbedingt“, sagte Cindy Crawford im Vorjahr der „New York Times“. – Etwas halbherzig wirkt die Aussage freilich, gemessen am frühen Start von Gerbers Karriere. Kaia war zehn, als sie für eine Kampagne von Young Versace fotografiert wurde. Mit 13 unterzeichnete sie ihren Modelvertrag bei der Agentur IMG, die auch Gisele Bündchen oder Kate Moss repräsentiert. Mit 15 machte Marc Jacobs sie zum Gesicht seines Dufts „Daisy“. Wenige Tage nach ­ihrem 16. Geburtstag – das Gesetz will es so – feierte sie letztes Jahr endlich ihr Debüt als Laufstegmodel. Kollegin Kendall Jenner brachte Kaia Gerbers Strahlkraft damals auf den Punkt: „Wir versuchen alle, unsere Aufträge zu sichern, bevor sie auf der Bildfläche erscheint, sonst sind wir alle pleite.“ Neben dem naturgegeben guten Netzwerk der Mutter haben auch deren Ratschläge zum Erfolg beigetragen, wie Gerber gegenüber „Entertainment Tonight“ sagte. Dazu zählen: „Sei pünktlich und lass bei der Arbeit dein Smartphone in der Tasche. Finger weg von deinen Augenbrauen, die sollen natürlich wachsen. Denke bei Fotoshootings an ein bestimmtes Erlebnis, das haucht dem Foto Leben ein.“

Klug ist sie auch noch, wie Papa Rande Gerber via Social Media wissen ließ. „Die grauen Zellen hat sie von Cindy Crawford“, kommentierte er das herausragende Zeugnis der Tochter mit lauter Einsen.

© 2017 Stephane Cardinale - Corbis Wertvolle Familie: Presley und Kaia Gerber, Cindy Crawford und Rande Gerber (v. li.) als Werbeträger für Omega-Uhren

Perfektion als Geschäft

Was Kaia Gerbers Leben neben Beruf und Schule – sie ist außerordentliche Schülerin der Malibu High School – Würze verleiht, bleibt ihr Geheimnis. Sollte sie je über ­Kolleginnen lästern, rauchen, einen Boyfriend treffen oder wilde Partys feiern, tut sie dies abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Aber glaubt man ihr, schmeißt die besten Partys ohnehin der Papa Rande Gerber. „Ernsthaft, ich habe Freunde, die nicht so coole Partys machen wie mein Dad“, sagte sie dem „People“-Magazin. Immerhin ist der Vater, ein Ex-Model übrigens, Gastronomieunternehmer und bester Kumpel von Hollywoodstar George Clooney, mit dem er 2013 die Tequilamarke Casamigos lancierte. Binnen weniger Jahre wurde diese dank viralen Marketings so erfolgreich, dass sie nach vier Jahren um eine Milliarde US-Dollar den Besitzer wechselte. Das Logo der Spirituose war zuvor wertsteigernd in zahlreichen Papa­razzifotos aufgetaucht: auf Taschen und T-Shirts von Crawford, Clooney und Promi-Freunden, wenn diese zum Supermarkt gingen oder zum Chiropraktiker. Kaia Gerbers Bruder Presley, ebenfalls als Model erfolgreich, beschreibt den Vater öffentlich als „meinen besten Kumpel“. Zum Vatertag gab es eine öffentliche Liebeserklärung. Den Namen seiner drei Jahre jüngeren Schwester hat sich Presley gleich tätowieren lassen, Posting inklusive. Kaia Gerber nannte den Bruder dafür zum Geburtstag online „my best friend for life“, immer wieder zeigen die beiden Fotos, auf denen sie einander liebevoll umarmen. Gemeinsam gratulierten sie den Eltern dieses Jahr öffentlich zum 20. Hochzeitstag und priesen Cindy Crawford und Rande Gerber als „ein Paar, das der Himmel geschaffen hat“.

Es überrascht wenig, dass George Clooney diesen wohlgeratenen, erfolgreichen Nachwuchs auf elterliches Talent zurückführt. „Diese Kinder wurden in Ruhm und Reichtum geboren und könnten verzogene Rabenbraten sein. Das sind sie nicht, weil Cindy und Rande wissen, dass es schief­gehen kann, Kinder in Malibu aufzuziehen. Sie haben als Eltern wirklich Großartiges geleistet“, sagte er der „New York Times“ im Vorjahr.

© 2017 Stefanie Keenan Kaia und Bruder Presley in gewohnt trauter Pose: 2017 bei einem Marc-Jacobs-Event

Angepatztes Glück

Fast scheint es, als würde diese Familie andauernd händchenhaltend Richtung Sonnenuntergang laufen. „Das Geheimnis des Erfolges ist doch einfach: die Liebe. Dich selbst zu lieben und zu lieben, was du tust, ist alles, was zählt“, sagte Cindy Crawford anlässlich des Laufstegdebüts der Tochter in New York. Presley bestätigte Mamas Meinung in einem Interview mit dem ­Magazin „W“. „Der wichtigste Rat meiner Mutter war, nie etwas zu tun, das mich nicht glücklich macht.“

Dass just in dem Moment, in dem die Welt Kaia Gerber als neues Supermodel feiert, Gerüchte über eine Trennung der Eltern auftauchten, mag am mangelnden Glauben an so viel Glück liegen. Auslöser war der Verkauf des Familiensitzes in ­Malibu im Juni. Die atemberaubende Villa am Strand wurde arg unter ihrem Wert veräußert. Glaubt man dem US-Boulevard, stehen auch die Immobilien in Ontario, Mexiko und Manhattan zum Verkauf, die das Paar seit 2016 verstärkt in Homestorys zeigte. Der Abschied vom Besitz soll laut Mutmaßungen die Scheidung erleichtern. Sollten die Gerüchte zu Tatsachen werden, ist jedenfalls die schönste aller Trennungen zu erwarten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Printausgabe 40 2018