Ministerium versteht Kritik
an Herbert Kickl-Posting nicht

Innenminister Herbert Kickl erntete Kritik dafür, dass er einen Mitarbeiter als Journalisten bezeichnete. Im Ministerium versteht man die Kritik nicht.

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"Journalist" - Ministerium versteht Kritik
an Herbert Kickl-Posting nicht

Abschiebung einmal anders

„Die Polizistin lacht, tätschelt über den sich ständig bewegenden Lockenkopf“, schreibt Reinhard Leprich in seinem Text über eine Abschiebung von 59 Menschen aus Österreich in den Kosovo und nach Moldavien. Polizeibeamte schildert der Autor als Spielkameraden, „Escortleader“ des Spezialkommandos COBRA werden als Helden dargestellt. Das wäre alles kein Problem, würde man den Text nicht auf der Website des Innenministeriums finden, den Autor nicht als Journalisten bezeichnen.

Pressemitarbeiter, nicht Journalist

Die Kritik, die vor allem über soziale Medien geäußert wurde, bezieht sich auf ein Posting von Innenminister Herbert Kickl, der den Autor der "Reportage" als Journalisten bezeichnete. Dabei ist Reinhard Leprich, der Verfasser des Textes, ein weisungsgebundener Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung des Innenministeriums und damit ein Pressemitarbeiter mit einem klaren Auftrag: seinen Arbeitgeber gut darzustellen. Besonders Journalisten stieß die fälschliche Bezeichnung übel auf. So erinnerte ORF-Journalist Armin Wolf Innenminister Herbert Kickl über Twitter, dass Journalisten normalerweise über und nicht für Ministerien berichten würden und man dies nicht verwechseln solle.

Unverständnis im Ministerium

„Um ehrlich zu sein, verstehe ich die Kritik nicht“, sagt Alexander Marakovits, Pressesprecher im Innenminsterium gegenüber News, „wir machen viele Reportagen, das ist nichts Außergewöhnliches.“ Eine Reportage sei lediglich eine Darstellungsform, man würde genau wie in einem Zeitungsartikel alle zu Wort kommen lassen und korrekt zitieren. Reinhard Leprich, der auch Autor mehrerer Romane ist, hätte das „sehr gut aufbereitet“, schließlich könne nicht jeder eine Reportage schreiben. Als Kommunikationsmitarbeiter des Innenministeriums ist Leprich Teil einer internen „Online-Redaktion“, die laut Marakovits aus vier Mitarbeitern besteht, welche neben ihrer normalen Tätigkeit für das Innenministerium eben auch mit dem Verfassen solcher Texte beauftragt werden.

Eine Abschiebung habe man bisher nur deshalb noch nie begleitet (und auch nicht von Außenstehenden begleiten lassen), „weil wir die Betroffenen schützen wollten“, sagt Marakovits. Aus diesem Grund habe es auch eine lange Vorbereitungsphase gegeben: „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, diesen Prozess zunächst für einen unserer Mitarbeiter zu öffnen, der als ehemaliger Polizist weiß, wie man sich in einer solchen Situation verhält“, sagt Marakovits. Damit sei ein erster Schritt erledigt. Es sei durchaus denkbar, „dass man das in einem zweiten Schritt weiter öffnet“, also Abschiebungen auch Journalisten zugänglich macht, sagt der Pressesprecher. Also solche, die für ein Medium – nicht für ein Ministerium berichten? „Wir werden sehen, wie wir weitermachen.“
Bisher wurden zwei von fünf Teilen der Geschichte mit dem Titel „Abschiebung: Was wirklich passiert“, auf der offiziellen Website des Innenministeriums veröffentlicht – drei weitere werden noch folgen.

Innenminister Herbert Kickl teilte den zweiten Teil der "Reportage" am Mittwoch auf Facebook. Dieses Mal ohne das Wort "Journalist" zu verwenden.

Kommentare

Markus Wolf

Jo mei... es gibt so vieles was dieses Ministerium nicht versteht. Ein regelrechtes Mysterium, dieses Ministerium!

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