Der Regisseur Folke Braband generiert jedoch streckenweise nicht mehr als eine deutsche Komödie. Das ist keineswegs schlecht. Denn das Zusammenspiel funktioniert zu Beginn hervorragend. Ehefrau Leontine (Pauline Knof) und Freund des Hauses Moricet (Martin Niedermair) schleudern einander präzise Pointen zu, Ehemann Duchatel (Roman Schmelzer) komplettiert zum flotten Trio. Da spürt man noch Jelineks Textschärfe. Das Timing stimmt.
Ab dem zweiten Aufzug jedoch, wenn sich Stephan Dietrichs (Bühne) klar eingerichteter Salon, ins Zimmer eines Stundenhotels wandelt, bricht das Gebäude. Braband setzt auf das Boulevardeske, lässt, wie man es sich bei einer Feydeau-Komödie erwartet, Türen auf- und zuschnappen, Liebhaber im Kasten Zuflucht suchen. Das Spiel verflacht. Holger Schober versucht als Eindringling Cassagne und mit einem undefinierbaren Dialekt Komik zu erzeugen. Es bleibt aber beim Versuch. Elfriede Schüsseleder wirkt als abgetakelte Gräfin und Vermieterin wie ein Fremdkörper. Alexander Strobele setzt seine Pointen als Polizist gekonnt. Tobia Reinthaller gefällt als Neffe Gontran.
Im dritten Akt aber, wenn das Trio Knof, Schmelzer und Niedermair ganz auf sich gestellt ist, reißen die Abgründe auf. Leontine, die Knof virtuos komisch zeigt ohne zu übertreiben, weiß, dass ihr Gatte von Treue nichts hält, Duchatel blickt über die Zweisamkeit zwischen Hausfreund und seiner Ehefrau hinweg. Als wären sie eine Truppe von Bergsteigern, deren Leben nur an dünnen Seilen hängt, ringen sie um ihre Überleben, um nicht in den Abgrund stürzen. Da vereinen sich Tiefsinn mit der Leichtigkeit einer Komödie in fabelhaften Schauspiel.