Joschka Fischers Abschied: Champagner für den künftigen Princeton-Professor!

Deutscher Ex-Außenminister verließ Grünen-Fraktion In USA wird Fischer Krisenmanagement unterrichten

Um ab Herbst für ein Jahr in Princeton internationale Beziehungen lehren zu können, will Fischer sein Bundestagsmandat niederlegen. Es wird erwartet, dass er nach der parlamentarischen Sommerpause nicht mehr in den Reichstag zurückkehren wird. Bereits nach der für Rot-Grün verlorenen Bundestagswahl im September 2005 hatte sich Fischer aus der aktiven Parteipolitik zurückgezogen. Zu Fraktions- und Plenarsitzungen des Berliner Bundestags war er seitdem nur noch selten erschienen.

Die Grünen-Fraktion bereitete Fischer einen Sektempfang. Auch Geschenke sollten überreicht werden. Der ehemalige Umweltminister Jürgen Trittin zollte seinem scheidenden Fraktionskollegen Respekt. Joschka Fischer stehe für eine eigenständige, nicht isolierte Außenpolitik. Er habe Konflikte nicht gescheut. "Das kann man von ihm lernen."

Während sich Fischer konsequent in der Rolle des Privatmanns übte, wuchs in den eigenen Reihen das Unbehagen am einstigen Übervater, der jahrelang den Beinamen "heimlicher Vorsitzender" trug. Denn wo immer die Affäre um die Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled El Masri zur Sprache kam, ging es auch um die Frage, was das Außenministerium über die deutsche Botschaft in Mazedonien erfahren haben könnte. Der Verdacht, das von den Grünen geführte Ministerium könnte von illegaler Verschleppung und Misshandlung von Terrorverdächtigen in US-Haft gewusst haben, quälte die Fraktion. Schließlich gab Parteichefin Claudia Roth im April genervt zu Protokoll, zur Rücksichtnahme auf den Ex-Außenminister im BND-Untersuchungsausschuss gebe es "überhaupt keinen Grund". Ihr Fazit: "Mit der Überhöhung Joschkas zum so genannten Grünen-Übervater muss endlich Schluss sein."

In der Tat hatte Fischer bei den Grünen ein Gewicht, das eigentlich nicht so recht passt zu einer ursprünglich basisdemokratischen Partei. Bereits in der Gründungsphase 1982 beigetreten, wurde er ein Jahr später in den Bundestag gewählt, ging dann nach Hessen und brachte dort 1985 die erste rot-grüne Landesregierung auf den Weg. In Wiesbaden übernahm er als "Turnschuh-Minister" das Umweltressort, das er bis 1987 und erneut von 1991 bis 1994 leitete. Im selben Jahr gelang ihm die Rückkehr in den Bundestag, wo er Fraktionschef wurde und wegen seines Redner-Talents als "heimlicher Oppositionsführer" galt.

1998 kam der Rollenwechsel: Er wurde Außenminister in der rot-grünen Koalition und avancierte bald zum Star auf internationalem Parkett. Seine Partei hatte er bereits zuvor in teils schmerzhaften Auseinandersetzungen auf seinen realpolitischen Kurs eingeschworen. Wegen der Konflikte etwa um den Auslandseinsatz der Bundeswehr auf dem Balkan hatten linke Grüne die Partei schon vor dem Regierungswechsel verlassen. Doch letztlich bereitete dies den Weg für eine einigermaßen reibungslose Regierungsarbeit mit der SPD im Bund, was viele den Grünen nicht zugetraut hatten.

Der innenpolitischen Rangeleien war Fischer als Außenminister oft überdrüssig. Lieber war er als Pendeldiplomat im Nahen Osten unterwegs, wurde zum angesehenen Gesprächspartner in den USA oder rang um die Reform der Vereinten Nationen. Nun kehrt er auf die internationale Ebene zurück. Und obwohl Fischer selbst nie ein Studium abgeschlossen hat, wird er künftig an der Elite-Uni Princeton das unterrichten, worin er zum Meister wurde: Krisendiplomatie. (apa/red)