Jeder gegen jeden: Vilimsky überzeugt in TV-Duellen am meisten

Spitzenkandidaten duellierten sich, Voggenhuber verlor

Die Spitzenkandidaten der sechs Nationalrats- bzw. EU-Parlamentsparteien für die Wahl des Europaparlaments sind am Sonntagabend im TV-Sender Puls 4 erstmals zu Konfrontationen "Jeder gegen Jeden" aufeinandergetroffen. In diesen 15 Kurz-Duellen zu je sechs Minuten hat laut OGM-Umfrage Harald Vilimsky (FPÖ) am meisten überzeugt. Seine Diskussionen waren auch jene, die am kontroversesten abliefen.

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EU-Wahl - Jeder gegen jeden: Vilimsky überzeugt in TV-Duellen am meisten

Über die Themen, welche die einzelnen Paarungen diskutierten, hat das Publikum im Vorfeld abgestimmt. OGM lieferte zu jedem Duell repräsentative Umfragen unter 500 Österreichern, die die Sendung gesehen haben und präsentierte auch einen Gesamtsieger.

Vilimsky Sieger, Voggenhuber Verlierer

Vilimsky hat 31 Prozent der Zuseher überzeugt und wurde damit zum Sieger des Abends erklärt. Dahinter folgten Andreas Schieder (SPÖ) mit 27 und Othmar Karas (ÖVP) mit 23 Prozent. Alle drei haben je vier Duelle gewonnen und eines verloren. Claudia Gamon (NEOS) überzeugte 9 Prozent (1:4), Werner Kogler (Grüne) 8 Prozent (3:2). Johannes Voggenhuber (Liste Europa JETZT) verlor alle seine fünf Duelle und überzeugte nur 2 Prozent.

Der heftigste Schlagabtausch

Den heftigsten Schlagabtausch lieferten sich Schieder und Vilimsky, wobei der FPÖ-Kandidat das Duell mit 58 zu 42 Prozent gewann. Schieder nannte die Konzerne und die Rechtsextremen als größte Gefahr für Europa. Er bezeichnete die "Mailänder Bande" der EU-Verbündeten der FPÖ als Brandstifter. Vilimsky wies den Vorwurf der Zerstörer und Spalter Europas zurück und sprach von einer "Paranoia vor der FPÖ".

Karas besiegte Vilimsky

Das Duell mit Karas verlor Vilimsky 45:55. Der FPÖ-Kandidat lehnte hier die EU-Rechtsstaatsverfahren gegen Ungarn und Polen ab, diese seien nur eine Bestrafung, weil sie die Migrationspolitik der EU nicht mittragen. Karas meinte hingegen, wer sich nicht an EU-Recht halte, müsse sanktioniert werden. Die Frage sei, ob man eine liberale oder eine autoritäre Demokratie wolle. Die Partner der FPÖ wollten aus dem Euro austreten und das EU-Parlament abschaffen. Auch Voggenhuber, der das Duell gegen Vilimsky mit 35:65 Prozent verlor, hielt der FPÖ vor, gegen die Werte Europas zu stehen. Vilimsky sprach von linker Propaganda und meinte, dass viele Dinge in Österreich besser gelöst werden könnten als in Brüssel.

Debatte um Mindestlohn

Im Duell Schieder gegen Gamon (52:48) plädierte der SPÖ-Kandidat für einen Mindestlohn in Europa im Verhältnis zur Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes. Die NEOS-Kandidatin lehnte einen Mindestlohn ab und trat für Kollektivvertragslösungen ein. Kogler warf in seinem Duell mit Karas (53:47) dem ÖVP-Kandidaten vor, dass die ÖVP immer für die Interessen der Konzerne stimme. Karas hielt dem entgegen, dass er im EU-Parlament für Steuerfairness gekämpft und eine Initiative gegen Steueroasen gesetzt habe.

Gamon wirbt für Freihandel

Voggenhuber hielt in der Konfrontation mit Schieder (35:65) der SPÖ vor, Steuerprivilegien der Großkonzerne nicht verhindert und die Sozialunion in fünf EU-Wahlkämpfen beworben, aber dann keine Initiativen dafür gesetzt zu haben. Der SPÖ-Kandidat plädierte für soziale Mindeststandards in jedem Land. Gamon warb in ihrem Duell gegen Kogler (45:55) für den Freihandel, um europäische Standards in die Welt zu exportieren. Der Grüne Kandidat trat auch für fairen Handel ein, wandte sich aber gegen Privilegien für Konzerne.

Asyl-Themen

Im Duell Kogler gegen Vilimsky (46:54) betonten beide, dass man Flüchtlinge nicht im Mittelmeer ertrinken lassen dürfe sondern retten müsse. Der FPÖ-Kandidat gab sich moderat und trat dafür ein, den Menschen in ihren Herkunftsregionen zu helfen. Kogler plädierte für ein einheitliches Asylverfahren und eine Aufteilung der Flüchtlinge in Europa.

Karas und Voggenhuber für souverände Außenpolitik der EU

Gamon führte in ihrem Duell gegen Voggenhuber (64:36) viele wirtschaftliche und soziale Probleme darauf zurück, dass die EU nicht entscheidungsfähig sei. Voggenhuber meinte, die Märkte machen Reiche reicher und Arme ärmer. Karas und Voggenhuber (70:30) sprachen sich beide für eine souveräne, eigenständige Außenpolitik der EU aus. Der ÖVP-Kandidat befürwortete die Sanktionen gegen Russland im Ukraine-Konflikt, weil mit der Annexion der Krim das Völkerrecht verletzt wurde. Der Europa JETZT-Kandidat stimmte zwar zu, dass Russland aggressiv sei, lehnte aber die Sanktionen ab.

Schieder: Bekommt man Kurz, wenn man Karas wählt?

Für Schieder stellte sich im Duell gegen Karas (50:50) die Frage, ob man nicht Sebastian Kurz bekomme, wenn man den ÖVP-Kandidaten wähle. Karas entgegnete, dass er auch mit den bisherigen SPÖ-Delegationsleitern gut zusammengearbeitet habe. Außerdem bezweifelte Schieder den christlich-sozialen Charakter der ÖVP-Politik; Karas wandte sich gegen eine Schuldenpolitik der SPÖ. Im Duell Schieder gegen Kogler (52:48) traten beide dafür ein, ab 2030 nur noch Fahrzeuge mit abgasfreien Motoren zuzulassen. Kogler plädierte für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und gegen Investitionen in Autobahnen. Schieder beharrte hingegen auf der Umfahrung für Wien, weil jetzt die Lkw durch Wohngebiete fahren würden.

Gamon hielt Karas (42:58) eine "anti-europäische Politik" der FPÖ in der Koalition mit der ÖVP vor und meinte, es sei nicht klar, welche Politik man mit Karas bekomme. Der ÖVP-Kandidat entgegnete, dass er zu Fehlentwicklungen der Koalition Stellung genommen habe und das Regierungsübereinkommen pro-europäisch sei. Voggenhuber betonte in seinem Duell mit Kogler (29:71), dass er nicht gegen die Grünen kandidiere, sondern in erster Linie ein Angebot an Nicht-Wähler sei. Der Grüne Kandidat sprach von einer Schicksalswahl und zeigte sich vom Einzug ins EU-Parlament überzeugt.

Kommentare

Eigentlich hat mich keiner der Kandidaten überzeugt.
Obwohl ich ihn ablehne, war Herr Villimsky am ehrlichsten und hat seine rechtspopulistischen Haltung offen dargestellt.

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