Japans Hasen-Insel

Die kleine Insel hat eine dunkle Vergangenheit und eine flauschige Gegenwart.

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Die Geschichte der nur zwei Kilometer langen Insel ist unglaublich. Um die wahren Machenschaften auf Ōkunoshima zu verschleiern, tat die Regierung Anfang des Zweiten Weltkriegs alles, damit der Ort nach außen hin wie ein Fischereistandort aussah. Man baute die Fischkonservenfabrik weiter aus, baute aber gleichzeitig eine Meerwasserentsalzungsanlage, eine Eisfabrik und ein Kraftwerk für die notwendigen Kühlanlagen.

Gruselige Versuchsinsel

Die Japaner rotteten unter hygienischen Vorwänden Ratten, Marder, Füchse und Katzen, die auf der Insel zuvor angesiedelt waren, systematisch aus. 1938 wurde Ōkunoshima in ein militärisches Sperrgebiet verwandelt. Ab diesem Zeitpunkt tat die Regierung alles, um die Existenz der Insel zu vertuschen. Sie verschwand in Lehrbüchern in der Schule und sogar von Landkarten. Aus der Fischkonservenfabrik wurde eine Chemiewaffenfabrik. Versuchsobjekt waren in der Regel Kaninchen aller Art, Ratten kamen wegen der Seuchengefahr nicht in Frage.

Versuchskaninchen in Freiheit entlassen

Sehr viele Arbeiter, viele von ihnen zwangsverpflichtete Koreaner, kamen aufgrund mangelhafter Sicherheit bei ihrer gefährlichen Arbeit ums Leben oder leiden bis heute an Spätfolgen ihrer Verletzungen. Als sich 1945 die Kriegsniederlage abzeichnete, wurden die Giftgasproduktionsanlagen gesprengt und das Militär zog sich zurück. Statt die Versuchstiere zu töten, entließen barmherzige Menschen sie in die Freiheit.

Touristen kommen in Scharen

Weil es auf der Insel kaum natürliche Feinde der Hasen gibt, leben mittlerweile zahlreiche Arten in allen erdenklichen Farben, Größen und Fellvarianten auf der Insel. Da die Tiere nicht gejagt werden, sind die meisten von ihnen handzahm.

Die herzigen Langohren sind ein wahrer Touristenmagnet: Mittlerweile gibt es ein Tagungs- und Kurhotel, ein Zeltlager und ausgedehnte Sportanlagen auf der Insel. Sogar ein kleiner Golfplatz ist vorhanden. Was von den gesprengten Anlagen übrig ist, ist frei zugänglich. Jahr für Jahr besuchen 10.000 Menschen, einen Haufen Karotten im Gepäck, die Insel.

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