Jagd auf Raser: Polizei macht mit neuen
High Tech-Tricks gegen Schnellfahrer mobil

NEWS: Mini-Radar, Section-Control & Co. im Einsatz Tempobolzer sind Unfallursache Nr. 1 in Österreich!

Wenn Josef Fink und Thomas Munk mit ihrem Dienstfahrzeug auf "Jagd" gehen, dann sind sie besser ausgestattet als so mancher Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät: Die Kamera oberhalb des Rückspiegels ihres 170 PS starken Skodas ist so klein, dass sie nur aus nächster Nähe erkennbar ist. Das Warnschild auf der Hutablage - bei Bedarf kann es elektronisch ausgefahren werden, ebenso wie das Mini-Blaulicht an der Windschutzscheibe. Ergänzt wird das "Equipment" durch einen winzigen Bildschirm, der gestochen scharfe Aufnahmen der Kamera liefert.

Trotzdem: Die "Jagdobjekte" der zwei Niederösterreicher sind freilich nicht gefährliche Staatsfeinde - sondern Autofahrer, für die der Begriff "Geschwindigkeitsbeschränkung" ein Fremdwort ist.

Kampf den Tempobolzern
Josef Fink und Thomas Munk sind nämlich Zivilpolizisten im Auftrag der Verkehrssicherheit, also täglich auf Österreichs Straßen unterwegs, um Tempobolzern das Handwerk zu legen. "Dabei", resümiert Josef Fink, "erlebt man so allerhand. Den bislang schlimmsten Fall hatte ich vor ein paar Jahren auf der A2 bei Wiener Neustadt. Da raste ein Lenker mit knapp 240 km/h über die Autobahn. Als wir ihn endlich erwischt hatten, konnte ich seine Begründung kaum fassen: Er wolle nur mal kurz testen, wie schnell sein neues Auto fahren könne."

Polizei rüstet auf
Um der Geschwindigkeitssünder Herr zu werden, hat die Exekutive in den vergangenen Jahren massiv aufgerüstet: Großflächig übers ganze Land verteilte Radarboxen, die dank digitaler Technik noch verlässlichere und exaktere Messergebnisse liefern, Radarpistolen auf dem neuesten Stand der Technik sowie perfekt getarnte Zivilstreifen sollen den Rasern hinter dem Volant Einhalt gebieten. Hinzu kommen noch diverse "Tricks", mit denen versucht wird, erfahrene Schnellfahrer zu täuschen.

Die neueste Methode im Kampf gegen uneinsichtige Autofahrer: Mobile Verkehrsradargeräte, so genannte "Multaboxen", die - einige Meter vom Polizeiwagen entfernt - am Fahrbahnrand aufgestellt werden.

Unfallursache Nummer 1
Maßnahmen, die allerdings auch dringend notwendig sind, wie die aktuelle Unfallstatistik zeigt. Denn: Rasen ist nach wie vor Unfallursache Nummer eins und für immerhin 40 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle verantwortlich. Alleine im Vorjahr mussten 768 Menschen im Straßenverkehr ihr Leben lassen - ein Großteil davon waren Tempo-Opfer.

"In Österreich gilt - im Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern - Rasen nach wie vor als Kavaliersdelikt", kritisiert der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), Othmar Thann: "Im europäischen Vergleich haben wir die niedrigsten Strafen und das geringste öffentliche Bewusstsein, dass es sich bei Geschwindigkeitsüberschreitungen um ein schweres Vergehen handelt."

Temposünder: Männer
Im Zuge der zahlreichen Raserstudien auch erhoben: der typische Temposünder. Der klassische Geschwindigkeits-Freak ist demnach ein männlicher Vielfahrer mittleren Alters, der beruflich und finanziell gut situiert ist und über eine langjährige Fahrpraxis verfügt. Bei den tatsächlichen Unfallverursachern liegen dennoch die Jungen nach wie vor in trauriger Führung: Mehr als ein Drittel der getöteten Pkw-Lenker in Österreich ist zwischen 18 und 24 Jahre alt. Falsche Selbsteinschätzung wird in dieser Altersgruppe - gekoppelt mit mangelndem Fahrvermögen - zu einer mitunter tödlichen Mischung.

Dass die Härte des Gesetzes Raser zwischen Wien und Bregenz allerdings unterschiedlich trifft, zeigt eine aktuelle Untersuchung des Autofahrerclubs ARBÖ. Demnach variiert die Bandbreite bei Pönalen bezüglich Geschwindigkeitsübertretungen in den einzelnen Bundesländern um bis zu 100 Prozent. So schlägt sich eine Geschwindigkeitsübertretung um 20 km/h im Ortsgebiet in Oberösterreich mit vergleichsweise bescheidenen 29 Euro zu Buche, während man in Vorarlberg bereits 58 Euro zahlen muss. Begeht man das gleiche Delikt auf einer Freilandstraße, so sind im Burgenland 35 Euro fällig - in der Steiermark jedoch 70 Euro.

Straffreie Ausländer
In den vergangenen Jahren ist ein zusätzliches Problem im Kampf der Exekutive gegen Tempo-sünder aufgekommen: ausländische Schnellfahrer. Denn diese können - mit Ausnahme deutscher Staatsbürger - nur belangt werden, wenn sie von einer Polizeistreife aufgehalten werden. Werden die Raser mittels Radarbox geblitzt, so muss die Anzeige fallen gelassen werden, da es keinerlei Länderübereinkommen gibt.