Jack Unterweger, welche Irrwege
geht Ihre Sexualität?"

Beste Freundin konnte Anschuldigungen nicht glauben

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Serienkiller mit Charme - Jack Unterweger, welche Irrwege
geht Ihre Sexualität?"

Unterweger wurde 1976 wegen des zwei Jahre zuvor begangenen Mordes an einer 18-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilt, jedoch 1990 bedingt entlassen. Als Anfang 1992 die Anschuldigungen auftauchten, Jack Unterweger sei für eine Reihe von Prostituiertenmorde verantwortlich, konnte Haas den Vorwürfen keinen Glauben schenken. "Ich konnte es mir im ersten Moment nicht vorstellen. Für mich war klar, dass er ein sehr großer Frauenfreund war. Er hatte eher ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Männern. Und ich habe es lange, lange Zeit nicht glauben können", sagte Haas im APA-Interview.

Unterweger hatte "gewissen Verfolgungswahn"

Aber: "Ich hab auch immer empfunden, dass er einen gewissen Verfolgungswahn hat. Und das hat sich gezeigt, in dem er sich immer wieder beschwert hat, dass die Polizei ihm folgen würde." Von Haas erfuhr Unterweger, dass die Kriminalpolizei ihn des mehrfachen Mordes verdächtigte und bereits in der Rotlichtszene Befragungen durchführte, um ihn als sogenannten Wienerwald-Mörder zu überführen. "Das hat ihn, glaube ich, in Panik versetzt", erzählte die ehemalige Vertraute. "Er hat noch am selben Tag alle möglichen angerufen, vom Innenministerium, Kriminalpolizei, 'Kronen Zeitung', 'Kurier', etc." Haas habe ihm den Rat gegeben, sich ruhig zu verhalten und keinen Staub aufzuwirbeln. "Es muss dir doch bewusst sein, wenn da etwas Ähnliches passiert, du auch zu dem Kreis der Tatverdächtigen gehörst."

Am nächsten Tag kontaktierte Unterweger seine Freundin erneut, telefonierte - wie es zwischen den beiden üblich war - lange mit ihr. "Er hat dann das Telefonat beendet, indem er gesagt hat: 'Du wirst jetzt eine Zeit lang nichts von mir hören, aber ich melde mich bei dir. Und danke, danke Margit, für alles.'" Unterweger flüchtete daraufhin nach Miami, hat sich aus den USA noch zweimal bei Haas gemeldet. "Ich hatte dann lange Zeit Schuldgefühle, weil ich ihm das damals ein bisschen naiv mitgeteilt habe."

Lüge wegen Mordauto

"Es sind dann natürlich einige Sachen in mir hochgekommen, die ihn ein bisschen in ein anderes Licht gestellt haben, aber wissen tu ich es bis heute nicht, ob er es war oder nicht", meinte Haas. Sie erzählte von einem Erlebnis am Ostersonntag 1991, kurz bevor die Leiche eines der letzten Mordopfer gefunden wurde. Jack Unterweger holte sie ab, um am Cobenzl spazieren zu gehen. Er bereitete die Journalistin darauf vor, dieses Mal nicht mit seinem auffälligen Ford Mustang zu kommen, sondern mit einem VW Passat. "Den Ford Mustang hätte er bei einem Rennen in Italien zu Schrott gefahren. Diese Geschichte hat, wie man später erfahren hat, auch nicht gestimmt."

Nach dem Spaziergang wollte man noch in der Stadt etwas essen gehen. "Ich habe keinen sehr guten Orientierungssinn, mir ist nur der Weg sehr lange vorgekommen, wie er über die Höhenstraße gefahren ist." Haas bemerkte, dass Unterweger eine Umweg über die Fuchs-Villa in Penzing fuhr, anstatt auf direkten Weg in die Wiener City.

Plötzlich fuhr er sehr langsam

Auf der Höhe Schottenhof fuhr Unterweger mit dem Wagen plötzlich sehr langsam. "Es war aber sehr viel Verkehr, denn es war Ostersonntag am späten Nachmittag. Und er ist so langsam geworden, dass die Leute hinter uns bereits gehupt haben", erzählte Haas. Unterweger blickte immer wieder in den Wienerwald. "Ich hab gesagt: 'Was machst du, was schaust du so?' Und er hat gesagt: 'Ja, lass mich, ich muss was schauen.'" Buchautor John Leake habe ihr viele Jahre später erzählt, dass Serienkiller oft im Voraus auskundschaften, wo sie jemanden umbringen bzw. wo sie einen Leichnam ablegen können. "Vielleicht war das auch der Fall. Ich weiß es nicht, aber es war eigenartig."

Anwältin Astrid Wagner ist die Beziehung zu Jack Unterweger zum Verhängnis geworden. Zunächst wusste nur ihr unmittelbares Umfeld von den Besuchen im Gefängnis. Doch als publik wurde, dass Wagners Ausbildungsrichter der Vorsitzende des Unterweger-Prozess werden sollte, wurde die Geschichte medial breit getreten und Wagner zur öffentlichen Person. Da die angehende Juristin auch nach seinem Tod auf Unterwegers Unschuld beharrte, wurde das für ihre Laufbahn zum Problem.

"Nachdem Jack tot war, hab ich ihn noch immer nicht aufgegeben gehabt. Ich hab damals schon ein Buch geschrieben über seine Unschuld", erzählte die Strafverteidigerin. Das habe letztendlich dazu geführt, dass sie ihren Job verlor. "Ich bin dann auch aus Graz weggegangen und nach Wien gekommen und hab mich sozusagen in die Anwaltei gestürzt." Wagner, die bereits fünf Bücher über Unterweger veröffentlicht hat, präsentiert im August die Neuerscheinung "Rosen & Kriege".

Alles geerbt

Unterweger vererbte der Anwältin seinen gesamten Nachlass. "Jack hat so eine Art Testament geschrieben, dass ich alles bekommen soll. Ich muss dazu sagen, er hatte ja nicht weiß Gott was zu vererben, bis auf diesen Ford Mustang, seinen Schmuck und den weißen Anzug, den hab ich auch noch." Die Sachen wurden ihr alle ausgehändigt. "Ich war damals auch jung und unbedarft und dachte mir, was mach ich mit diesem Auto, diesem Mustang, ich bin kein Auto-Freak. Und hab es dann um 20.000 Schilling einem Mechaniker weiterverkauft. Jetzt hab ich gehört, es soll mittlerweile schon 80.000 Euro wert sein. Ein bisserl ärgert mich das schon."

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