Der Mann hinter dem
Epos "Der Herr der Ringe"

"Tolkien" ab 21. Juni im Kino

Die zentrale Frage der Film-Biografie über den britischen Schriftstellers J.R.R. Tolkien gehen weit in seine Jugend zurück. Welche Ereignisse in seinem eigenen Leben haben den Schöpfer der Mittelerde-Saga geprägt?

von J.R.R. Tolkien - Der Mann hinter dem
Epos "Der Herr der Ringe" © Bild: imago images / Prod.DB

Und so fängt "Tolkien" gleich mit brutale Szenen aus dem Ersten Weltkrieg an: Als junger Soldat hatte der Engländer 1916 die blutige Somme-Schlacht in Nordfrankreich miterlebt.

Schaurige Visionen im Schützengraben

Bei der Offensive britischer und französischer Truppen gegen deutsche Stellungen starben in viereinhalb Monaten zusammen fast 1,1 Millionen Soldaten. Im Schützengraben hat Tolkien Visionen von feuerspeienden Ungeheuern, während er durch blutigen Schlamm läuft.

Verbrannte Bäume verwandeln sich in knorrige Figuren, die in seiner späteren Fantasiewelt von Elben, Orks und Hobbits möglicherweise die baumartigen Ents-Wesen inspirierten.

Zwischen Krieg und Kindheit

Der Film des finnischen Regisseurs Dome Karukoski ("Tom of Finland") wechselt hin und her, zwischen den Kriegsjahren, Tolkiens Kindheit und den Studienzeiten in Oxford. Die Einflüsse sind vielfältig: die früh verwitwete Mutter zieht John Ronald Reuel und dessen jüngeren Bruder zunächst im ländlichen Birmingham auf. Die Natur prägte seine Vision von der mythischen Welt Mittelerde, die Mutter weckte in ihm die Liebe für Geschichten und die lebenslange Begeisterung für Sprachen.

Ein Priester wird zum Mentor

Mit zwölf Jahren verliert er jedoch seine Mutter, das mag Tolkiens Flucht in eine visionäre Welt mit mysteriösen Wesen und erfundenen Sprachen erklären. Ein Priester wird zum Mentor der verwaisten Brüder, die in einer Pension ärmlich leben. Nach anfänglicher Rivalität freundet sich Tolkien mit drei Burschen an seiner Schule an. Sie gründen einen Literaturclub und schwören sich ewige Freundschaft.

© imago images / Prod.DB

Satte Farben, starke Musikuntermalung

Karukoski (42) packt die Geschichte traditionell an. Satte Farben, klassisch erzählt, dazu starke Musikuntermalung von dem preisgekrönten Hollywood-Komponisten Thomas Newman ("James Bond 007: Spectre"). Auch mit den Schauspielern geht der Regisseur auf Nummer sicher: Der britische Film- und Theaterschauspieler Nicholas Hoult (29) verkörpert den sanften, angehenden Schriftsteller überzeugend.

Die Muse des Autors

Mit verstecktem Charme gewinnt er am Ende auch seine große Jugendliebe Edith Bratt, mit der Tolkien 55 Jahre verheiratet war. Nach ihrer Schneewittchenrolle in "Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen" überzeugt die britische Schauspielerin Lily Collins (30) nun als die starke und ebenbürtige Muse des Autors.

Fehlt dem Film die "magische Kraft?"

Handwerklich stimmt bei "Tolkien" alles, nur fehlt dem Film die magische Kraft, mit der Tolkien selbst seine Leser in fremde Welten entführt. Auch nimmt sich das Biopic kleine Freiheiten heraus, die unfreiwillig komisch wirken. Tolkins treuester Begleiter auf dem Schlachtfeld etwa ist ein junger Soldat namens Sam, wie in "Der Herr der Ringe" mit Sam als Frodos engstem Freund auf dem Weg zum Schicksalsberg.

Tolkien-Stiftung klagt an

Als weiterer Soldat ist Callum Tolkien, ein Ur-Enkel des 1973 gestorbenen Schriftstellers, in einer kleinen Nebenrolle zu sehen. Doch damit hört die Unterstützung der Tolkien-Erben für den Film auch schon auf: Kurz vor dem US-Kinostart hatte sich der Nachlass des Autors von dem Film deutlich distanziert. Sie hätten der Verfilmung weder zugestimmt, noch daran mitgewirkt, hieß es in einer Mitteilung. Die Tolkien-Stiftung hatte sich früher schon mit Filmemachern wie "Der Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson gestritten. In Schadenersatzklagen ging es dabei um Einnahmen aus Verfilmungen.

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