Italiens zweitgrößtes Flüchtlingslager wird geschlossen

535 Personen müssen Aufnahmezentrum unweit von Rom verlassen

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Hunderte Migranten, die seit längerer Zeit in der Einrichtung auf ihre Aufenthaltsgenehmigung warten, werden in andere Flüchtlingslager gebracht. "Kinder, die hier in die Schule gehen, müssen die Ortschaft verlassen. Junge Migranten, die hier einen Integrationsprozess begonnen haben, wissen nicht, wohin sie gehen werden", so der Bürgermeister von Castelnuovo, Riccardo Travaglini. Gefährdet seien auch die 107 Arbeitsplätze jener Organisation, die die Flüchtlingseinrichtung betreibt. Für die Genossenschaft sind unter anderem Ärzte, Psychologen und Lehrer tätig.

Menschenrechtsaktivisten protestierten gegen die Schließung des Flüchtlingslagers mit einem Sit-in. "Jesus war ein Flüchtling, wir sind alle Flüchtlinge", war auf einem Plakat vor dem Eingang der Einrichtung zu lesen, die seit ihrer Gründung über 8.000 Migranten beherbergt hat. Das Zentrum für Asylsuchende war von Papst Franziskus am Gründonnerstag 2016 besucht worden. Dort vollzog der Heilige Vater an einigen Migranten den traditionellen Ritus der Fußwaschung, der an eine Geste Jesu beim Letzten Abendmahl erinnert.

Innenminister Salvini wies die Kritik zurück. "Ich hatte mich verpflichtet, große Migranteneinrichtungen, die Probleme verursachen, zu schließen, und das tun wir. Wer ein Recht auf einen Verbleib in Italien hat, landet nicht auf die Straße", versicherte der Innenministerin einem Radiointerview am Mittwoch.