Italien sagt Öko-Mafia und Giftmüll den Kampf an

Geplant ist ein Maßnahmenprogramm zur Bekämpfung illegaler Mülldeponien

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"Unsere Regierung sagt dem illegalen Handel mit Giftmüll den Kampf an, der eine wunderbare Gegend verwüstet hat, die heute 'Feuerland' genannt wird", erklärte Premier Giuseppe Conte auf Facebook. Der Begriff "Feuerland" (Terra dei fuochi) leitet sich von den Hunderten von brennenden Mülldeponien ab, wo die sogenannte Ökomafia riesige Mengen von Haushalts- und Industriemüll sowie Sonderabfall illegal ablagert und verbrennt. Das hat gravierende gesundheitliche Folgen für die Bewohner.

Geplant ist nun ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung illegaler Mülldeponien und von Bränden, durch die der Giftmüll vernichtet wird. Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1991 bis 2013 rund zehn Millionen Tonnen Industrieabfall in dem Landstrich verbrannt, obwohl offene Mülldeponien in der Europäischen Union verboten sind. Das Geschäft mit dem Mist ist seit dem Ende der 1980er-Jahre eine lukrative Einnahmequelle für die neapolitanische Mafia. Die Camorra lässt selbst giftige Abfälle wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen und Kühlschränke auf den Feldern auskippen und zündet ihn einfach an.

Internationale Aufmerksamkeit fand die Region um Caserta durch den Bestsellerautor Roberto Saviano, der in seinem Buch "Gomorrha" aus dem Jahr 2006 über die Mafia in der Gegend schrieb. Unternehmen im ganzen Land zahlen demnach lieber Schmiergeld an die Mafia, als seriöse Müllfirmen damit zu beauftragen, ihren Unrat zu entsorgen. Durch diese Praxis werden nicht nur gesundheitsschädigende Gase freigesetzt, sondern auch die Erde und das Grundwasser verseucht. Viele Feldfrüchte sind mit Arsen und Schwermetallen belastet.

Zwischen den beiden Regierungsparteien Lega und Fünf Sterne-Bewegung gab es zuletzt politische Divergenzen in Sachen Müllentsorgung. Lega-Chef und Innenminister Matteo Salvini macht sich für die Errichtung von Müllverbrennungsanlagen in der Region um Neapel stark. Dagegen wehrt sich jedoch die Fünf Sterne-Bewegung, die auf umweltfreundlichere und modernere Systeme der Müllentsorgung wie Anlagen drängt, die das 100-prozentige Müllrecycling ermöglichen.

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