Ramadan in Österreich:
Fakten zum Fastenmonat

Heute beginnt Ramadan. Hier das Wichtigste zum muslimischen Fest in Österreich.

700.000 Muslime leben geschätzt in Österreich. Richard Lugner baute die erste Moschee. Fastenbrechen beginnt mit Datteln und Wasser. Diese und weitere Fakten zum Fastenmonat Ramadan hat News.at zusammengestellt.

von Das Islamische Zentrum in Wien wurde 1975 von Lugner gebaut. © Bild: Bwag/Wikimedia

Wenige Minuten nach fünf geht die Sonne in Wien auf. Jetzt gilt es für Muslime bis zum Einbruch der Nacht auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Heute beginnt der Fastenmonat Ramadan und immerhin 80 Prozent aller in Österreich lebenden Muslime halten die Fastenzeit ein. Doch warum wird jetzt gefastet? Wo feiern Muslime in Österreich das Fastenbrechen? Und warum? Hier die wichtigsten Fakten zum Ramadan.

Wer feiert in Österreich Ramadan?

Neben der Wallfahrt nach Mekka, dem Geben von Almosen und den täglichen Gebeten gehört auch das Fasten zu den religiösen Pflichten der Muslime. Nach den jüngsten Schätzungen des Integrationsfonds (ÖIF) leben etwa 700.000 Muslime in Österreich. Bei der letzten Volkszählung 2001 wurden noch 338.988 gezählt. Die Zahl hat sich demnach nahezu verdoppelt. Den Grund hierfür sieht der ÖIF in der Flüchtlingskrise – die rund 100.000 Menschen die nach Österreich gekommen sind, sind größtenteils Muslime – und in der höheren Geburtenrate in muslimischen Familien. Laut einer Schätzung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) halten 80 Prozent hierzulande den Ramadan ein.

Müssen alle Muslime fasten?

Es gibt Ausnahmen: Frauen ist das Fasten während der Menstruation und im Wochenbett verboten. Sie sollten ebenso wie Kranke und Reisende das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Kinder sind von dieser religiösen Pflicht grundsätzlich ausgenommen.

Was wird im Ramadan gefeiert?

Fasten ist eine der fünf Säulen im Islam und für alle Muslime verpflichtend. Nach islamischer Überlieferung hat Allah um 610 in einer Nacht im Ramadan seinem Propheten Mohammed das erste Mal den Koran durch den Erzengel Gabriel offenbart. Der Ramadan beginnt sobald zwei gesunde Muslime die Neumondsichel am Himmel sichten. Dies ist nicht in allen Ländern zeitgleich, sondern kann um ein oder sogar zwei Tage variieren.

Wie wird der Fastenmonat begangen?

Im Ramadan verzichten gläubige Muslime von der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Dunkelheit auf Essen, Trinken, Rauchen und auf Sex. Zum allabendlichen Fastenbrechen kommt die Familie meist zusammen und isst gemeinsam. Für gewöhnlich wird zuerst eine Dattel gegessen oder ein Schluck Wasser getrunken und dann das Abendgebet verrichtet. Erst danach werden die eigentlichen Speisen gegessen.

© Bwag/Wikimedia Das Islamische Zentrum in Wien Floridsdorf wurde 1979 von Richard Lugner gebaut.

Das gemeinsame Fastenbrechen findet auch oft in Glaubenseinrichtungen statt. In Österreich gibt es mehr als 200 Gebetsräume und Moscheen. Der erste von drei Moscheebauten mit Minarett ist das Islamische Zentrum Wien. Das Gebäude im 21. Bezirk wurde 1975 von Richard Lugner im Auftrag des saudi-arabischen Königs Faisal ibn Abd al-Aziz gebaut.
Das Fasten ist aber nicht nur auf den körperlichen Verzicht beschränkt. Im Ramadan soll religiösen Pflichten besonders gewissenhaft nachgegangen werden. Es gibt spezielle Gebete, die in Moscheen oder Zuhause verrichtet werden.

Was organisieren die muslimischen Vereine in Österreich?

Neben gemeinsamen Gebeten und dem Fastenbrechen widmen sich viele Vereine im Ramadan häufig sozialen Projekten. Die Muslimische Jugend Österreich engagiert sich beispielsweise alljährlich im karitativen Projekt "Fasten - Teilen - Helfen". Mitglieder helfen bei unterschiedlichen Sozialprojekten mit. Die Schwerpunkte in diesem Jahr sind die Bewusstseinsbildung in den Bereichen Obdachlosigkeit, Armut und Nachhaltigkeit. Bereits im letzten Jahr kochte eine Gruppe in der Caritas-Einrichtung „Die Gruft“ das Mittagessen für Obdachlose.

Wie lässt sich der Ramadan im Alltag integrieren?

Während in muslimischen Ländern auf die Fastenzeit beispielsweise durch kürzere Arbeitszeiten eingegangen wird, gibt es hierzulande keine Sonderregelungen. In Österreich passen sich Arbeits- oder Öffnungszeiten nicht an, in vielen Flüchtlingsunterkünften wird aber Rücksicht auf die muslimischen Bewohner genommen und beispielsweise gesonderte Mahlzeiten nach Sonnenuntergang angeboten.

Wie endet der Fastenmonat?

Am ersten Tag nach dem Fastenmonat beginnt das dreitägige Fest des Fastenbrechens, das Zuckerfest. Im arabischen wird es ‘Id-ul Fitr und im türkischen Ramazan Bayramî oder Şeker Bayramı genannt. Kinder werden hier traditionell mit Süßigkeiten beschenkt.

© Flickr/Alexander Brugger