Vorstadtweiber:
Reden wir über Manner!

Der ORF-Serienhit Vorstadtweiber geht in seine vierte Saison: Die Montagabendende sind ab sofort für das Spiel mit Stereotypen reserviert. Wie es die Stars mit Männerklischees halten, haben wir im launigen Gespräch erfahren

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Interview - Vorstadtweiber:
Reden wir über Manner! © Bild: imago images / Viennareport

Wie das Interesse an einer Person im Leben: So beschreibt Hilde Dalik das Spannende an den "Vorstadtweibern" auch in Staffel vier. "Wenn du jemanden kennenlernst, der dich interessiert, wird er dir nicht fad. Du willst immer mehr kennenlernen. So verhält es sich auch mit unseren Figuren", sagt die Darstellerin der durchtriebenen Vanessa. "Man will deren Vergangenheit kennenlernen und sehen, wie sie ihre Zukunft gestalten. Das als Schauspielerin über einen so langen Zeitraum erzählen zu dürfen, ist ein Privileg."

Während das Privileg mit dem Dreh der fünften Staffel, der im Juni begann, fix verlängert ist, fiebern Serien-Fans dem Start von Staffel vier entgegen (16.9., 20.15 Uhr, ORF 1). Zum Auftakt der Vorgängerstaffel 2018 erreichte die Serie Rekordwerte. Das Leben der Frauen vom Stadtrand scheint ewig. "Die Einschaltquoten bei den Wiederholungen zeigen, wie groß die Nachfrage noch immer ist, und bei diesem Potenzial ist klar, dass der ORF am Ball bleibt", so Maria Köstlinger, die "Walli" Steinberg spielt. Zu Beginn von Staffel vier findet sie sich mit Caro (Martina Ebm) und Nico (Nina Proll) am Tatort eines Verbrechens wieder. Als die drei für die Tatort-Putzfrauen gehalten werden, spielen sie mit. Man weiß ja nie, ob man daraus nicht Nutzen ziehen kann. Und weil das Spiel mit Klischees von unendlichem Unterhaltungswert ist, hat News es mit den Protagonistinnen der Serie weiterbetrieben.

News: Lasst uns über Männerklischees reden. Ein Mann, grau meliert, braungebrannt, mit Sonnenbrille im roten Sportwagen. Was denken Sie spontan?
Martina Ebm: Was für ein Prolo! Etwas plakativ und klischeebehaftet, aber wie gesagt, das ist der erste Gedanke.
Maria Köstlinger: Voll in der Midlife-Krise. Fehlt nur noch das junge Pupperl an der Seite.
Nina Proll: An Midlife-Krise oder Prolet denke ich nicht. Sportwagen gefallen mir. Meine Mutter hat sich jetzt mit 74 Jahren ein weißes Mercedes-Cabrio gekauft und sagt, sie wird bei jeder Ampel angehupt oder angelächelt. Leute stehen drauf, wenn Frauen schöne Autos fahren, und das sehe ich bei Männern genauso.

© Matt Observe/News Hilde Dalik spielt Vanessa Schwarz Seit der dritten Staffel mischt Hilde Dalik als Vanessa Schwarz mit im Intrigenspiel der Vorstadt. Sie ist dem Vernichtungsversuch ihres Ex-Mannes entkommen, der bewiesen hat, dass er nicht der leibliche Vater ihrer beiden Kinder ist. Fortan stellt sie den eigenen Vorteil über alles. Dalik: "Sie weiß genau, mit welchen Leuten sie sich einlassen muss, um ihre Ziele zu erreichen."

Gibt es so etwas wie coole Statussymbole?
Nina Proll: Für mich werden Männer durch Statussymbole wie Autos oder Ähnliches nicht attraktiver. Wenn jemand unattraktiv ist, ist er das auch in einem coolen Auto. Statussymbole funktionieren ja nur, weil man damit verbindet, dass der Besitzer Geld hat und deshalb klug oder tüchtig sein muss. Das macht ihn dann interessant -außer, er hat nur geerbt.

Bedeutet das, Geld macht sexy?
Nina Proll: Was man damit verbindet, macht sexy: nämlich, dass er erfolgreich ist.
Martina Ebm: Ich finde es auch sexy, wenn jemand ehrgeizig ist und seine Ziele verfolgt. Meistens ist man in dem, was man macht, dann auch gut, und das ist eben sexy.
Maria Köstlinger: Wenn jemand einen Porsche hat, finde ich das noch lange nicht sexy. Sehr sexy ist hingegen, wenn jemand in unserem Beruf sehr gut ist. Es kommt darauf an, was er kann, was er im Kopf hat. Wenn er dann einen Porsche hat, ist der aber kein Hinderungsgrund.

Zuletzt hörte man oft: Intelligent ist das neue sexy. Was meinen Sie dazu?
Maria Köstlinger: Das war immer schon sexy: sich mit einem intelligenten Menschen zu unterhalten.
Hilde Dalik: Wenn jemand sehr lustig ist, einen guten Sinn für Humor hat, kann das sexy sein.
Maria Köstlinger: Geiz ist dagegen total unsexy.
Nina Proll: Aber nur, weil einer intelligent ist, will ich mit ihm noch lange nicht ins Bett gehen, mit dem rede ich gern oder arbeite gerne zusammen. Hilde Dalik: Unsexy finde ich, wenn sich Männer - oder auch Frauen - zu scheinbar niedriger Gestellten unhöflich und unangenehm benehmen, einen Kellner herumkommandieren oder so.

Tun Männer das nicht manchmal, um vor Frauen mit ihrer vermeintlichen Macht anzugeben?
Maria Köstlinger: Dann sind sie aber nicht sexy, sondern dumm.
Nina Proll: Ich kenne aber auch dumme Männer, die ich schon sexy gefunden habe...

© Matt Observe/News Nina Proll spielt Nico Pudschedl. Nico ist dem Gefängnis entkommen und hat eine Zeitlang bei den Eltern ihres Neo-Mannes Jörg Pudschedl die brave Schwiegertochter markiert, das ist aber doch nicht das Leben, das sie führen möchte. Lieber behauptet sie, Unternehmerin zu sein und startet -mit schwerem Betrug an der besten Freundin -neu durch. Proll: "Nico ist immer sehr hochtrabend in ihren Behauptungen, aber in der Vorstadt zählt ja oft die Behauptung genauso viel wie die Tatsache. Gut gefällt mir, dass Nicos Herkunft und Familie nun ausgeleuchtet werden, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellt".

Was sich Männer oft fragen: Warum lieben Frauen oft die schwierigen, sprunghaften Männer und erachten die Verlässlichen langweilig?
Nina Proll: Die sogenannten "schwierigen" Männer sind Projekte! Man verliebt sich nicht in die, die einen gut behandeln, sondern in Männer, die Konflikte aus der Kindheit wiederholen -das sagen viele Therapeuten. Dann versucht man, diesen Konflikt zu lösen. Irgendwas muss an dieser Theorie dran sein, sonst würden wir uns ja alle in den ersten netten Mann verlieben und ewig glücklich sein.
Martina Ebm: Da gibt es für mich Grenzen: Wer lässt sich schon bewusst schlecht behandelt und nennt es Liebe?!
Nina Proll: Na ja, oft erscheint es besonders wertvoll, wenn du dir die Liebe erkämpfen musst.

Was erwarten Sie vom "modernen" Mann?
Maria Köstlinger: Vom Mann, dem es peinlich war, den Kinderwagen zu schieben, sind wir zum Glück weit entfernt. Ich sehe den Mann von heute als einen, der zum Beispiel gerne seine Kinder wickelt, mit ihnen Spaß hat und sie großzieht.
Martina Ebm: Er muss Frauen auf Augenhöhe begegnen, das ist das Fundament. Und alles andere baut darauf auf!

Hilft es der Liebe, wenn der Mann im Haushalt hilft?
Hilde Dalik: Ich bin sehr glücklich, wenn mein Mann den Geschirrspüler ausräumt.
Martina Ebm: Ich auch. Aber ist das heute nicht normal, wenn beide arbeiten gehen?
Maria Köstlinger: Über so etwas denkt der moderne Mann gar nicht nach, sondern macht es einfach.
Martina Ebm: Ich werde jedenfalls meine drei Buben so erziehen, dass es für sie selbstverständlich ist.

Was bedeutet das "neue" Männerbild für die Erziehung von Buben?
Martina Ebm: An das darf man nicht allzu verkopft herangehen, denn Erziehung geschieht ohnehin durch Vorleben!
Nina Proll: Stimmt. Zu sagen: "Frauen sind genau so viel wert wie Männer" bringt gar nichts. Du musst es leben und einfordern oder bestimmte Dinge unterbinden. Bei meinen zwei Buben ist es gerade wichtig, gewisse Tonarten im Umgang abzustoppen: So redest du nicht mit mir! Wenn ich gewisse Dinge einreißen ließe, wäre ich morgen unter den Rädern. Neuerdings müssen sie auch ihre Teller in den Geschirrspüler räumen - das meine ich mit einfordern.
Maria Köstlinger: Erziehung ist Vorleben, das stimmt schon. Unter die Räder kannst du aber bei Mädchen genauso kommen.

© Matt Observe/News Maria Köstlinger spielt Walli Steinberg. Seit Waltraud, "Walli", vom Sohn ihrer Freundin Maria ein Baby bekam, hat sich ihr Leben gehörig verändert. Versuche, sich mittels wolhabendem Mann auf die Butterseite zu retten, scheiterten, eigentlich liebt sie den Kindsvater. Köstlinger: "Dann geht die Beziehung mit dem jüngeren Mann in die Brüche und löst viele Überlegungen aus, etwa die Frage, ob doch ein älterer Mann in Frage kommt."

Nicht erst seit Heidi Klum lieben Frauen viel jüngere Männer. Nachvollziehbar?
Nina Proll: Mir gefällt das, und meine Favoritin diesbezüglich ist Brigitte Macron.
Maria Köstlinger: Ich habe das Gefühl, dass es gesellschaftlich noch nicht wirklich angekommen ist. Das sind doch Ausnahmeerscheinungen, oder?
Nina Proll: Für mich ist das nachvollziehbar, denn nur weil ich selbst älter werde, heißt das ja nicht, dass mir nur noch gleichaltrige oder ältere Männer gefallen. Natürlich gefallen mir die jungen. Dann ist es natürlich eine Frage des Könnens: Bin ich attraktiv für einen Jüngeren oder nicht? Wenn eine reife Frau einen jungen Mann findet, dem sie gefällt: Warum nicht? Die Ungerechtigkeit ist, dass Frauen mit zunehmendem Alter oft nicht attraktiver werden, Männer aber schon.
Martina Ebm: Na ja, Männer werden in unserer Gesellschaft viel zu oft schöngeredet. Denken wir an Sprüche wie: "Ein Mann ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne."
Maria Köstlinger: Ein Umdenken ist aber zu erkennen: Palmers hat ein Plakat, das eine reifere Dame zeigt. Darüber bin ich froh.
Nina Proll: An reiferen Männern gefällt Frauen oft auch, dass sie gelassener sind, selbstbewusster, viel erlebt haben, nicht mehr dauernd auf der Jagd sind. Da gibt es vieles außer Aussehen, das attraktiv macht. Erfolg oder Leistung gehört dazu. Eine Frau wird nicht attraktiver, weil sie erfolgreich ist oder eine Machtposition hat. Im Gegenteil.
Martina Ebm: Aber dass Erfolg bei Frauen nicht attraktiv wirkt, wurde uns doch über Generationen antrainiert. Hoffentlich ändert sich das irgendwann endlich! Mann und Frau müssen einander in Zukunft auf Augenhöhe begegnen.
Nina Proll: Das glaube ich kaum, denn du kannst Männern schlecht einreden, dass ihnen ab sofort erfolgreiche, reife Frauen gefallen müssen. Hilde Dalik: Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Stichwort Humor: Ist Humor im Bett erlaubt?
Hilde Dalik: Sicher erlaubt, aber keine Bedingung.
Maria Köstlinger: Eintönig ist schlecht, Abwechslung ist gefragt, Humor kann, muss nicht sein.
Nina Proll: Erlaubt schon, aber es gibt Dinge, die mir wichtiger sind.

Was soll ein Mann als Vater leisten?
Maria Köstlinger: Abgesehen von naturgegebenen Dingen, die der Mutter vorbehalten sind, wie Stillen soll er dasselbe leisten wie die Frau.
Martina Ebm: Man sollte sich wechselseitig das Leben erleichtern.

Würden Sie manchmal gerne mit Männern tauschen?
Maria Köstlinger: Ich habe bemerkt -bei meinem Mann Karl-Heinz Hackl und auch anderen -, dass sie im Beruf trotz Vaterschaft komplett abschalten können. Das konnte ich nie. Klar habe ich meine Rollen gespielt, aber im Kopf war ich vorher und nachher beim Kind. Damals habe ich oft gedacht: So abschalten zu können, wäre schön.
Nina Proll: Als Vater sollen sie liebevoll sein und emotional verfügbar, auch wenn sie vielleicht nicht immer da sind. Tauschen möchte ich nicht, aber worum ich Gregor manchmal beneide, ist der Respekt, den er anscheinend bei den Kindern genießt: Ich sag fünfmal etwas. Nichts passiert. Gregor sagt einmal etwas. Sie machen es. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht wissen sie, dass sie mich um den Finger wickeln können oder dass ich mürbe werde, wenn sie nur lange genug warten.

© Matt Observe/News Martina Ebm spielt Caro Melzer. Nach der Trennung von Hadrian wohnt Caro in einer kleinen Wohnung und hat die Beziehung zu ihrer lange geheim gehaltenen Tochter intensiviert. Mit Milo hat sie ihr Liebesglück gefunden. Nachdem er ihr einen Ring schenkt, scheint alles gut. Ebm: "Bei Caro sind ihre Liebesbeziehungen interessant, aber auch die Beziehung zu ihrem Kind. Wie sie diese Annäherung gestaltet, ist spannend. Genauso wie ihre Suche nach der perfekten Beziehung, bei der sie entdeckt, dass es die aktuelle auch nicht ist. Wie manchmal im Leben: Man glaubt, man ist verliebt, ist es doch nicht, geht getrennte Wege -und damit meine ich nicht meine private Beziehung. Die ist stabil!

An welche männliche Eigenschaft müssen Sie sich noch gewöhnen?
Hilde Dalik: Es gibt bei vielen Männern eine Art Tunnelblick: Sie sehen Dinge einfach nicht, zum Beispiel, dass man Zeitschriften, die seit zwei Jahren ungelesen herumliegen, auch einfach wegschmeißen könnte. Meine Erwartungshaltung ist oft zu hoch, weil ich von meiner Wahrnehmung ausgehe.

Was wünschen Sie sich von Männern?
Hilde Dalik: Männer sollten aufstehen, wenn es um Feminismus geht, und sich für Frauenrechte einsetzen.
Nina Proll: Ich glaube, das ist eine Illusion. Was sollen Männer machen? Es verhandelt auch jeder sein Gehalt selbst.
Hilde Dalik: Ja, aber ein Mann kann sagen, dass seine weibliche Kollegin genauso bezahlt werden soll wie er.
Nina Proll: Aber Schauspieler werden nach ihrem Marktwert bezahlt, der wird durch viele Faktoren bestimmt wie ihr Alter, wie viele Zuschauer sie anziehen, wie lange sie dabei sind, wie bekannt sie sind und wie gefragt ich wünsche mir grundsätzlich, dass sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen entspannt und wir unsere Unterschiedlichkeit wertschätzen. Diesbezüglich sind Frauen genauso gefordert wie Männer. Es geht nicht darum, den Männern ständig vorzuhalten, dass sie uns nun endlich respektieren sollen, sondern wir müssen selbst die Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen und nicht beim kleinsten Widerstand nachgeben. Das ist anstrengend. Gleichberechtigung ist anstrengend, weil alle Rechte auch Pflichten beinhalten.

Termine

Für alle Fans der "Vorstadtweiber" gibt es einige Dates vorzumerken:

"Vorstadtweiber" Staffel 4 startet am 16.9., jeweils Montags, 20.15 Uhr, ORF 1.

"Vorstadtweiber" Staffel 5 wird gerade gedreht und garantiert Spannung auch im nächsten Jahr. Der Kinofilm "Anna Fucking Molnar" mit Vorstadtweib Nina Proll und Murathan Muslu feiert am 20.9., 20.15 Uhr Premiere (ORF 1).

"Vorstadtweib" Nina Proll ist außerdem am 22.9. (20.15 Uhr, ORF 2) in der ORF-Premiere "Tatort - Der harte Kern" zu sehen. Hautnah gibt es Nina Proll ab 14.2. 2020 im Wiener Rabenhof: Dort hat ihr Programm "Kann denn Liebe Sünde sein" Premiere.

Dieser Artikel erschien urspürnglich in der News-Ausgabe Nr. 37/19

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