Paul Ronzheimer: "Für Kurz ist
eine Koalition mit der FPÖ eigentlich unmöglich"

Sebastian Kurz setzte alles auf eine Karte und gewann die Wahl. "Bild"-Journalist und Autor einer Sebastian Kurz-Biografie Paul Ronzheimer glaubt, dass der ÖVP-Chef dieses Risiko gar nicht eingehen wollte und rät: Kurz muss sich neu beweisen.

von Interview - Paul Ronzheimer: "Für Kurz ist
eine Koalition mit der FPÖ eigentlich unmöglich" © Bild: VLADIMIR SIMICEK / AFP

News: Wir haben Anfang Mai ein Interview geführt. Das war vor der „Ibiza-Affäre“. Damals sagten Sie, dass die ÖVP-FPÖ Koalition nicht bis 2022 halten würde. Waren Sie dann überrascht, dass das Ende so schnell kam?
Paul Ronzheimer: Von einem solch schnellen Ende konnte man nicht ausgehen, auch wenn ich mir mit meiner Aussage, dass es nicht bis 2022 reichen wird, absolut sicher war. Die FPÖ war und ist nicht regierungsfähig, die Skandale haben dem Land geschadet und eine weitere Zusammenarbeit wäre ein Riesen-Fehler.

Das Interview "ÖVP-FPÖ-Koalition wird nicht bis 2022 halten" zum Nachlesen

»Strache wird als rechtspopulistisches Symbol für Doppel-Moral, Machtgeilheit, Abkassiererei in die Geschichte eingehen«

Hat Sie das „Ibiza-Video“ überrascht?
Ich wusste nichts von dem Video, wurde deshalb wie alle anderen überrascht. Die Tatsache, dass Heinz-Christian Strache bereit war, für den eigenen Vorteil das Land zu verkaufen, für eine mächtige FPÖ mit ihm an der Spitze regelrecht alles zu tun, war keine Überraschung. Strache wird als rechtspopulistisches Symbol für Doppel-Moral, Machtgeilheit, Abkassiererei in die Geschichte eingehen. Also für all das, was er sonst gerne der vermeintlichen „politischen Elite“ vorgeworfen hat.

Heinz-Christian Strache zieht sich aus der Politik zurück. Was heißt das für die Rechtspopulisten in Österreich?
Sie sind sehr geschwächt, allerdings ist die FPÖ eine Partei, die gerade in der Opposition immer wieder stark wird. Das werden sie wieder versuchen, sehr wahrscheinlich mit Herbert Kickl an der Spitze, der durch seine demagogische Sprache Kurz attackieren wird.

Man könnte sagen, die Ibiza-Affäre war der erste wirkliche Tiefpunkt in der politischen Karriere des Herrn Kurz. Hat ihm der Skandal im Endeffekt mehr genutzt als geschadet?
Wenn er die richtigen Schlüsse daraus zieht, nämlich keine Koalition mit der FPÖ eingeht, dann hat ihm das genützt. Allerdings muss man klar sagen: Es war nach Ibiza nicht klar, dass Kurz so stark werden würde. Er hat es durch sein Auftreten, die klare Themen-Setzung und sein persönliches Charisma geschafft, noch mehr Menschen anzusprechen. Sicherlich lag es auch an den Spesen-Skandalen der FPÖ in den vergangenen Tagen und dem Auftreten der SPÖ, die im gesamten Wahlkampf keinen echten Punkt gemacht hat. Man fragt sich schon, wer eigentlich Rendi-Wagner berät, dass sie in den letzten Wochen Kurz „Lüge“ vorgeworfen hat, weil er bei seiner Herkunft sowohl Niederösterreich als auch Wien angegeben hatte. Ein absolutes Eigentor.

Sebastian Kurz setzte alles auf eine Karte und gewann. Ist Kurz ein guter Spieler?
Ich denke nicht, dass er alles auf eine Karte setzen wollte, aber ihm blieb wegen der Ibiza-Affäre gar keine andere Möglichkeit.

»Eine Koalition mit der FPÖ ist eigentlich unmöglich«

Am Sonntag ging Sebastian Kurz – neben den Grünen – als Wahlsieger hervor. Wie interpretieren Sie die 37%?
Das war ein Triumph, mit dem er in der Höhe nicht gerechnet hatte. In Deutschland ist die CDU bereits neidisch, weil sie in Umfragen nur noch bei 27 % steht und die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer einen Fehler nach dem anderen macht. Die ÖVP hat etwas geschafft, was in Europa kaum noch Volksparteien schaffen.

Nun geht es in die Koalitionsverhandlungen; dabei ist keine der möglichen Varianten ohne Risiko. Wie schätzen Sie das ein? Wie wird er sich entscheiden?
Für mich steht fest, dass eine Koalition mit der FPÖ eigentlich unmöglich ist nach diesem Ergebnis. Und für ihn wäre eine Zusammenarbeit mit jemandem wie Herbert Kickl das größte Risiko. Ich denke, es wird auf schwarz-grün hinauslaufen, möglicherweise wird man auch noch über die Neos als zusätzlichen Partner nachdenken. Die Grünen könnten in einer Koalition den Umweltschutz nach vorne bringen, Kurz könnte dennoch seinen konservativen Markenkern behalten. Bei einer Koalition muss sich jetzt nicht nur Kurz bewegen, sondern auch die Grünen.

Passend dazu: ÖVP kündigt Gespräche mit allen Parteien an

Die "Marke Kurz" generiert Stimmen. Er ist das Gesicht der „Neuen Volkspartei“. Aber wofür steht Kurz eigentlich? Welche Überzeugungen vertritt er?
Kurz steht für eine moderne konservative Partei, mit den Kernthemen Wirtschaft und Kampf gegen illegale Migration. Bei Türkis-Grün hätte er die Chance, sich jetzt noch einmal neu zu erfinden, auch nachhaltige Themen wie das Klima stärker in den Fokus zu nehmen.

»Kurz wird mehr auf seinen Koalitionspartner Rücksicht nehmen müssen«

Kurz wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein zweites Mal Kanzler werden. Wie wird er seine Kanzlerschaft dieses Mal anlegen? Was wird er anders machen (müssen)?
Er wird mehr auf seinen Koalitionspartner Rücksicht nehmen müssen, weil er bei Wirtschaft, Migration und sozialen Themen mehr Gegenwind bekommen wird als vorher. Kurz muss sich neu beweisen.

Die FPÖ war sehr stark von Strache geprägt. Läuft die ÖVP auch Gefahr, sich zu sehr an Herrn Kurz zu binden?
Nein, das denke ich nicht, die FPÖ und die ÖVP sind nicht vergleichbar.

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