Matthias Ortner: 20
Fragen an den Ottakringer-CEO

Den Geschäftsführer der Ottakringer Brauerei zeichnet sein völlig unkomplizierter Führungsstil aus. Und privat hat er eine ausgeprägte Affinität zu seinem "Werkstoff"

von Interview - Matthias Ortner: 20
Fragen an den Ottakringer-CEO © Bild: @Philipp_Li

#1 Was macht Ihr Unternehmen?
Wir brauen ausgezeichnete Biere an einem besonderen Standort mitten in Wien. Und was uns als Unternehmen besonders auszeichnet, ist, dass wir seit 180 Jahren noch immer mitten in Wien sind.

#2 Und was machen Sie?
Als Geschäftsführer versuche ich, die Brauerei so zu leiten, dass wir auch in Zukunft ein ganz wichtiger Teil von Wien bleiben. Wir haben in den letzten Jahren viel unternommen, um die Brauerei auch dem Standort entsprechend zu öffnen und die Marke Ottakringer sehr stark mit dem Lebensgefühl einer großen Stadt zu verbinden. Und diese Positionierung treibe ich weiter voran.

#3 Was würden Sie machen, wenn Sie Ihren aktuellen Job nicht hätten?
Ganz sicher würde ich etwas machen, das mit Bier zu tun hat. Und mit Gastronomie, wo man Menschen zusammenbringt.

#4 Sie dürfen einem Bewerber nur eine Frage stellen - welche?
Warum wollen Sie unbedingt diesen speziellen Job bei uns?

#5 Was empfehlen Sie einem Praktikanten?
Jeder Mitarbeiter, der neu in die Brauerei kommt, hat gleich in der ersten Woche ein Gespräch mit mir, in dem ich ihm oder ihr unsere Philosophie und die Art und Weise, wie wir arbeiten wollen, darlege. Darüber diskutieren wir dann anschließend.

#6 Und was gönnen Sie Ihren Mitarbeitern?
Erstens bekommen sie einen besonderen Bierpreis. Die Brauereien waren ja früher für ihr Deputatbier bekannt und beliebt, das gibt es in abgeänderter Form noch immer. Und da wir bei sehr vielen Events Sponsor sind, laden wir unsere Mitarbeiter auf Tickets ein. Und bei unseren Brauereiveranstaltungen gibt es sogar ein Mitarbeiterkontingent, dazu sind sie immer eingeladen.

#7 Wann und wo haben Sie Ihr erstes Bier getrunken und können Sie sich noch an die Marke erinnern?
Es war sicher unter dem gesetzlich erlaubten Alter und ich bin ja Salzburger, also war es ein Stiegl oder ein Trumer.

#8 Wie stehen Sie zum Spannungsfeld Jugend und Alkohol?
Wir haben die enorme Verantwortung, mit Alkohol verantwortungsbewusst umzugehen und wir als Brauereien bemühen uns ja, Bier als Kulturgut zu positionieren. Im gesellschaftlichen Umfeld werden wir immer dafür kämpfen, dass Alkohol dazugehört. Aber wir werden auch immer offen darüber diskutieren, wo man Alkohol dabeihaben will, und wo man ihn auf keinen Fall braucht.

#9 Sie sind mit Ihrer Frau eingeladen, wo auch Alkohol gereicht wird. Wer fährt nach Hause?
Es ist immer das Gleiche: Bei der Hinfahrt diskutieren wir, bei der Heimfahrt ist klar, dass meine Frau heimfährt. Aber der Riesenvorteil, wenn man in Wien lebt, ist, dass man nicht aufs Auto angewiesen ist. Daher stellt sich die Frage immer seltener.

#10 Wie wichtig sind Radler und andererseits Craft- Biere für eine moderne Brauerei?
Radler und alkoholfreie Biere machen bei uns zehn Prozent des Umsatzes aus. Craft-Biere machen noch weit weniger aus, aber erstens ist es eine schöne Spielwiese für unsere Brauer, weil sie immer etwas Neues probieren können. Und zweitens wird dadurch auch viel mehr über Bier gesprochen.

#11 Könnte die Dose die Bierflasche killen?
In der Gastronomie ist die Dose nur am Würstelstand ein Thema. Im urbanen Bereich, vor allem in Wien, werden im Einzelhandel zwei Drittel Dosen und ein Drittel Flaschen verkauft. Am Land ist es genau umgekehrt.

#12 Ottakringer hat viele Bier-Auszeichnungen gewonnen. Beeindruckt das Konsumenten oder Gastronomie mehr?
Ich hoffe, beide. Wenn du dauernd Auszeichnungen holst, untermauert das noch die gute Qualität von uns.

#13 Was war der erste Luxus, den Sie sich leisteten?
Eine Safarireise in Tansania.

#14 Was war bis dato Ihr größter Erfolg - was Ihre größte Niederlage?
Zu meiner Zeit als Geschäftsführer bei Kolarik und Leeb haben wir den Getränkehandelsbereich in der Gruppe österreichweit ganz neu und erfolgreich aufgestellt. Und was die Brauerei anbelangt, ist es sicher unsere Position: Wir haben Ottakringer in Wien zu der attraktiven Marke gemacht. Andererseits ist es nicht annähernd gelungen, den Erfolg, den wir in Wien haben, auch im Exportgeschäft zu erreichen. Da ist noch viel Potenzial.

#15 Welcher Song rettet Sie aus einer Krise?
Ein zynischer - daher jeder Georg-Danzer-Song. Da weißt du gleich, das Leben kann man auch ganz anders betrachten.

#16 Was wollten Sie schon immer machen, haben sich aber noch nicht getraut?
Auf der Wunschliste ganz oben rangiert Heli-Skiing in Kanada. Das sollte zeitnah passieren, damit ich noch fit genug für dieses Unterfangen bin.

#17 Mit wem würden Sie gerne einen Abend verbringen?
Derzeit würde mich das ganz besonders mit Dominic Thiem reizen, weil er sich keine Grenzen setzt, um seine Ziele zu erreichen.

#18 Wie entspannen Sie sich?
Schon ein Biergarten ist Entspannung. Aber das alternative Programm zum urbanen Leben ist für mich der Berg: im Winter Schi, im Sommer lange Wanderungen.

#19 Was denken Sie, dass Ihre Mitarbeiter über Sie denken?
Dass ich mit großer Überzeugung dabei bin und dass ich eine Leidenschaft zu Bier, zum Unternehmen habe und dass meine Tür immer allen offensteht.

#20 Wo sehen Sie sich im Ruhestand?
Der wird sich ganz sicher zwischen Stadt und Entspannung am Berg abspielen, aber vielleicht in einem anderen Verhältnis als heute. Wie ich meinem Drang, gute Geschäfte zu machen und zu werkeln, nachkommen werde, kann ich natürlich heute noch nicht sagen.

Kommentare

Seine Art der Antworten gefällt mir sehr gut !

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