"Ingenieur" Alexander Wurz: Nach
13 Jahren Pause wieder Le-Mans-Sieger

1996 jüngster Champion im 24-Stunden-Klassiker Ex-GP-Pilot auch neben Strecke gefragter Mann

Alexander Wurz gilt als der "Ingenieur" unter den Rennfahrern. Kaum einem Piloten wird dermaßen viel technisches Verständnis nachgesagt wie dem kühlen, stets sachlichen Analytiker aus Niederösterreich. Auf der Rennstrecke sicherte sich Wurz bereits am 16. Juni 1996 als jüngster Le-Mans-Sieger aller Zeiten einen Eintrag in die Geschichtsbücher. 13 Jahre später hat der mittlerweile 35-Jährige den 24-Stunden-Klassiker nun als erster Österreicher zum zweiten Mal gewonnen.

"Ingenieur" Alexander Wurz: Nach
13 Jahren Pause wieder Le-Mans-Sieger

Sport, speziell der Motorsport, war dem am 15. Februar 1974 in Waidhofen/Thaya geborenen Sohn des dreifachen Rallycross-Europameisters Franz Wurz praktisch in die Wiege gelegt worden. Seinen ersten großen Erfolg feierte der "Xandl" aber mit zwölf Jahren auf zwei Rädern als BMX-Weltmeister und Vize-Europameister, ehe er so richtig in den Motorsport umstieg. Über das Kart und diverse Formel-Klassen stieg Wurz immer weiter nach oben, wurde 1992 mit 18 Jahren zum jüngsten österreichischen Motorsportler des Jahres gewählt und schaffte 1996 den ersten historischen Le-Mans-Triumph.

Dieser reichte als Referenz, um auch in der Formel 1 anzudocken. 1997 wurde er unter Flavio Briatore Test- und Ersatzfahrer bei Benetton und war damit der zwölfte Österreicher in der Königsklasse. Gleich im ersten Jahr sprang Wurz für den erkrankten Stammpiloten und Landsmann Gerhard Berger ein und feierte als 23-Jähriger in Kanada sein WM-Debüt. Schon im dritten Karriere-Rennen fuhr Wurz in Silverstone als Dritter erstmals aufs Podest der Königsklasse des Motorsports.

In Formel 1 etabliert, aber ohne Sieg
Doch die ganz große F1-Karriere fand dann doch nicht so statt, wie sie vielfach prognostiziert worden war. Bei Benetton wurde der baumlange Wurz bald Opfer der Team-Politik. Da hatte die Formel 1 aber längst das technische Talent des Niederösterreichers bemerkt. 2000 holte McLaren-Mercedes Wurz als Test- und Ersatzfahrer ins Weltmeister-Team.

Seinen einzigen Renneinsatz in dieser fünfjährigen und vor allem finanziell sehr lukrativen Silberpfeil-Ära, in der Wurz seine frühere Benetton-Pressebetreuerin Julia Horden geheiratet hatte, beendete der längst in Monaco wohnende Waldviertler 2005 als Dritter in Imola. Dort war der begeisterte Kletterer, Kitesurfer und Mountainbiker, der selbst ein MTB-Team besitzt, für den verletzten Kolumbianer Juan Pablo Montoya gefahren.

Aber erst 2007, nach einem Wechsel und einem weiteren Jahr als Testfahrer bei Williams, gelang dem von vielen schon abgeschriebenen Wurz mit 32 Jahren doch noch das Comeback. Er wurde bei Williams vom Testfahrer zum Stammfahrer befördert, was ihm viel Respekt und 2006 die neuerliche Wahl zum österreichischen Motorsportler des Jahres einbrachte. Und er schlug sich abgesehen vom Qualifying auch gegen seinen hoch talentierten deutschen Teamkollegen Nico Rosberg, Sohn des finnischen Ex-Weltmeisters Keke Rosberg, gut. Wurz holte - erneut in Kanada - auch mit seinem dritten Team einen dritten Platz.

Tester bei BrawnGP
Im Oktober 2007 gab er nach dem China-GP, seinem 69. Formel-1-WM-Lauf, zwar sein Karriereende bekannt, doch nur drei Monate später folgte bereits der Rücktritt vom Rücktritt: Der "rasende Ingenieur" wurde von Honda als Test- und Ersatzpilot verpflichtet. Nach dem Rückzug der Japaner mit Saisonende 2008 übernahm das Honda-Nachfolge-Team Brawn GP den Österreicher, der als Entwicklungspilot auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Höhenflug des Sensationsteams 2009 hat.

Auch abseits der Rennstrecke ist Wurz ein gefragter Mann. Der langjährige Co-Direktor der F1-Fahrer-Vereinigung GPDA engagiert sich seit Jahren wie sein Vater beim ÖAMTC intensiv zum Thema Verkehrssicherheit, hielt sogar Vorträge bei der UNO und präsentierte erst vor kurzem sein Top-Projekt eines 400.000 Quadratmeter großen und mehr als 20 Millionen Euro teuren Hightech-Fahrtechnikzentrums in Helwan, 25 Kilometer südöstlich von Kairo.

(apa/red)