Raubkatzen-Panik: Tiger sucht Dorf,
Leopard eine Stadt heim

Indien wird im Moment von zwei Raubkatzen in Atem gehalten - schon zwei Tote

von In Indien streift ein Tiger durch ein Dorf. © Bild: Thinkstock

Das sind keine Einzelfälle - die gefährlichen Begegnungen zwischen Wildtieren und Menschen nehmen zu. Tierschützer machen dafür die Bevölkerungsexplosion und Wilddiebe verantwortlich.

Das kleine Mädchen habe auf einer Pritsche vor dem Elternhaus im Dorf Lauki Kalan im Norden des Landes gespielt, als der Leopard sie am Sonntag attackierte, berichtete die Zeitung "Asian Age". Teile des Kindes seien dann im Wald gefunden worden. Ganz ähnlich erging es voriger Woche einem fünf Jahre alten Buben, der in Chhattisgarh von einem Leoparden davongeschleppt wurde.

Natürliche Beute geht aus

Bis zu 12.000 Leoparden gibt es nach jüngsten Zählungen in Indien, dazu etwa 1.700 Tiger. "Ihre natürlichen Beutetiere, etwa Nilgai-Antilopen und Wildschweine, werden zunehmend von Wilderern gejagt", sagte Umweltaktivisten Belinda Wright. Diese verkauften das Fleisch an die lokale Bevölkerung, und zwar zu viel günstigeren Preisen als etwa Schaffleisch.

Deswegen kommen vor allem Leoparden in die Nähe von Siedlungen, um sich dort von Hunden, Ziegen und Hühnern zu ernähren, wie Wright erklärte. "Manchmal streunen sie im Schutz der Nacht weiter in die Ortschaften hinein und verirren sich."

Leopard in Millionenstadt

Das ist wahrscheinlich in der 1,3-Millionen-Stadt Meerut passiert, in der seit drei Tagen ein ausgewachsener Leopard vermutet wird. Das Tier sei zwar zunächst nicht mehr gesehen worden, berichtete der Nachrichtensender NDTV. Dennoch seien vor allen Schulen und Hochschulen Polizisten stationiert worden. Die Großkatze hatte am Sonntag mehrere Menschen leicht verletzt und war sogar in ein Krankenhaus gelaufen.

In zahlreichen Dörfern im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh fürchten sich die Menschen derzeit vor einem Bengalischen Tiger. Die Raubkatze sei in einer Schule im Dorf Bijua gesichtet worden, berichtete die Zeitung "Times of India" am Dienstag. Da die gestreifte Katze in den vergangenen Wochen wahrscheinlich schon zehn Erwachsene getötet hat, blieben die Schulen dort bis auf weiteres geschlossen.

Elefanten zur Unterstützung

Förster versuchten, den Tiger mit der Hilfe von Elefanten, Böllern und Schüssen in die Luft zurück in den Wald zu treiben, wie es in dem Bericht weiter hieß. Trotzdem blieben die Menschen meist Zuhause. "Wir bewegen uns nur in Gruppen von 25 bis 30 Menschen und mit Stöcken bewaffnet", wurde ein Dorfbewohner zitiert.

Im vergangenen Monat war ein menschenfressender Tiger in den Nilgiri-Bergen im Süden des Landes erschossen worden. Kurz zuvor erlegte ein herbeigerufener Großwildjäger in Kaschmir einen Leoparden. Tierschützerin Wright meint, man solle lieber die Bevölkerung für die Begegnungen mit den Großkatzen schulen. In den Sundarbans-Mangrovenwäldern etwa würden die Menschen die Regeln kennen - zurückziehen, nicht schreien, nicht attackieren - und stattdessen Wildhüterteams rufen. Das sei sehr erfolgreich.

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