Harte Kritik an neuem
Dokumentarfilm "Eingeimpft"

Wie ein Film polarisiert und Ängste schürt

Die Frage „Impfen ja oder nein? Wann und was?“ ist nicht nur ein Dauerbrenner für Eltern auf Spielplätzen sondern auch unter renommierten Wissenschaftlern. Diese kontroverse Debatte ist die Grundlage für einen neuen Dokumentarfilm der am 13.September in den deutschen Kinos anläuft.

von Impfungen - Harte Kritik an neuem
Dokumentarfilm "Eingeimpft" © Bild: shutterstock

Der Regisseur David Sieveking sucht in seinem Film „Eingeimpft“ gemeinsam mit seiner Frau nach einer Antwort auf die Frage, ob und mit welchen Impfungen er seine Kinder versorgen soll. Ein durchaus spannendes Thema, doch Kritiker behaupten, dass es dem Streifen an Objektivität mangelt. Was unter anderem daran liegt, dass der Regisseur extreme Impfgegner zu Wort kommen.

Darum warnen Ärzte vor Impfkritikern

So würden Impfkritikerinnen und Impfkritiker in ihren Publikationen gerne den Konsens verschweigen. "Man darf alles behaupten und der Leser muss dann selbst herausfinden, was wahr ist oder falsch – und wenn in der Zwischenzeit ungeimpfte Kinder sterben, ist das Schicksal“, sagt etwa Psychologin Cornelia Betsch gegenüber „Zeit Online“.

»Man kann eine Impfung von heute nicht mehr mit einer Impfung von vor 30 Jahren vergleichen«

Auch die Ärztin Natalie Grams befürchtet, dass die subjektive Darstellung des Regisseurs David Sieveking die Zuschauer in die Irre führt. Der Regisseur David Sieveking spreche in seinem Film als Laie und besorgter Vater gegen das beste Wissen über das Impfen, das von der ständigen Impfkommission ausgearbeitet und empfohlen werde, sagte Grams in einem Podcast des Deutschlandfunk.

"Man kann eine Impfung von heute nicht mehr mit einer Impfung von vor 30 Jahren vergleichen." Das Ziel sei, Impfungen in ihrer Wirksamkeit zu verbessern sowie Risiken und Nebenwirkungen zu vermindern. Es gehe vor allem darum, Kinder vor den viel größeren Risiken einer schweren Erkrankung zu schützen. Und genaue das werde im Film „völlig falsch dargestellt“.

Wer sind die Leidtragenden? Unentschlossene Laien.

Einen Schritt weiter geht Philipp Schmid, Doktorand mit Thema Science Denialism (Wissenschaftsleugnung) an der Universität Erfurt. In seiner Stellungnahme verleiht er dem Film das „Prädikat besonders wenig hilfreich.“ Seiner Ansicht nach seien die Leidtragenden solcher Scheinargumente unentschlossene Laien, die – wie die Protagonisten des Films ‚Eingeimpft’ – vor einer Impfentscheidung stehen.

Impfen: Differenzierte Haltung entwickeln

Sieveking verteidigt indes seinen Standpunkt. Die ganze Polarisierung hält er für unangemessen. Statt Feindseligkeiten zu schaffen, solle man besser eine differenzierte Haltung entwickeln. „Nicht einfach ungefragt alles impfen, was auf dem Impfkalender steht“, sagt er im Interview mit der „Hessenschau“. Er selbst sei auch überhaupt nicht gegen Impfungen. „Ich halte bestimmte Impfungen sogar für sehr, sehr wichtig und vorteilhaft“, betont er.

Die Angst der Gesundheitsbehörden

Den Ursprung der hitzig geführten Impfdebatte liege in der Angst der Gesundheitsbehörden. „Sobald man datenbasierte Forschungsergebnisse vorstellt, die ansatzweise impfkritisch sind, wird man gleich in die Ecke der Impfgegner gestellt und verteufelt“, so der Regisseur. Wenn das Impfen in schlechtes Licht gerückt werde, steige die Impfmüdigkeit der Bevölkerung. Das wiederum wollen die
Gesundheitsbehörden auf jeden Fall verhindern. Denn die Befürchtung ist: Wenn sich weniger Leute impfen, dann werden im Falle einer Epidemie Menschen unnötig krank.

Fazit

Ob gewollt oder nicht. Der Film löst Kontroversen und teils sogar Ablehnung aus. Seites der Filmförderstellen und Koproduzenten wird der Film und die zugrundeliegende Recherche nicht als problematisch eingeordnet. Die Ärzte Ob der Streifen nun ein wertvoller Beitrag zur durchaus legitimen Diskussion um die Impfung von Kleinkindern ist, müssen die Zuschauer wohl für sich selbst entscheiden.