Rund ein Drittel aller Akutspital-Patienten über 70 Jahren erleiden während des Krankenhausaufenthaltes ein sogenanntes Delir. Dabei handelt es sich um einen akut auftretenden Verwirrtheitszustand, der mit Veränderungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit sowie mit Störungen der kognitiven Leistungen und der Psychomotorik einhergeht.
So zeigt sich ein Delir
„Der Patient weiß beispielsweise plötzlich nicht mehr, wo er ist oder warum er hier ist. Er kann sich nicht mehr konzentrieren, reagiert verängstigt oder aggressiv, leidet unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus“, erklärt Primar Dr. Marc Keglevic, Leiter der Psychiatrischen Abteilung in Schwarzach, in einer aktuellen Aussendung.
Delir kann vermieden werden
Bei einem Delir handele es sich immer um einen medizinischen Notfall, der lebensbedrohlich sein kann. „Die Folgen sind in der Regel schwerwiegend und auch kostenintensiv“, betont Keglevic. So komme es zu erhöhten Komplikations- und Sterblichkeitsraten, schlechteren Rehabilitationsverläufen und bleibenden kognitiven Beeinträchtigungen.
Zudem verlängere sich die Verweildauer im Spital – im Kardinal Schwarzenberg Klinikum etwa –geht man von durchschnittlich 8,9 zusätzlichen Tagen aus. Die gute Nachricht ist: Ein Delir kann durch präventive Maßnahmen und Adaptierungen in der Behandlung in den meisten Fällen vermieden werden.
Schwarzacher Klinikum als Vorreiter
Aus diesem Grund hat das Schwarzacher Klinikum ein in diesem Umfang österreichweit bislang einzigartiges Programm gestartet, das nach einer mehrmonatigen Pilotphase auf zwei chirurgischen Stationen ab Mitte März 2018 stufenweise auf das gesamte Haus ausgerollt werden soll.
Häufige Faktoren, die ein Delir beeinflussen
• Operationen (Narkose, OP-Dauer, Blutverlust)
• Einnahme mehrerer Medikamente, medikamentöse Wechselwirkungen (Polypharmazie)
• Infektionen, Schmerzen
• Psychische Belastungen
• Bestehende oder beginnende Demenz
• Fremde Umgebung und Reizüberflutung im Krankenhaus
• Nicht korrigierte Seh- und Hörprobleme
• Nahrungs- und Flüssigkeitsmangel
„Wir stützen uns dabei auf das in den USA entwickelte ‘Hospital Elder Life Program’ - kurz H.E.L.P. -, das weltweit als das umfassendste, am besten evaluierte und wirksamste Multikomponenten-Programm zur Prävention, Diagnostik und Therapie des Delirs bei älteren Patienten im Akutspital gilt”, erklärt Psychologin Maria Trigler, die das Projekt in der Klinik im Salzburger Pongau leitet.
Ohne Freiwilligenarbeit geht gar nichts
Das Spital ist bei diesem Projekt auf Hilfe von außen angewiesen. „Der Einsatz von Freiwilligen bildet eine zentrale Säule von H.E.L.P. Ohne sie wäre das Programm nicht umsetzbar”, so Trigler. Die Freiwilligen übernehmen keine pflegerischen Aufgaben, sondern begleiten, orientieren und aktivieren die Patienten im Rahmen von täglichen Besuchen ganz individuell. Sie lesen ihnen beispielsweise aus der Zeitung vor, gehen mit ihnen spazieren, leisten ihnen bei den Mahlzeiten Gesellschaft oder führen einfach Gespräche.
Zudem achten sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Nahrungsaufnahme sowie mögliche Delir-Anzeichen und leiten diese an das Ärzte- und Pflegeteam weiter. Sie sind für die Patienten über deren gesamten Aufenthalt hinweg ein vertrauter Ansprechpartner.
So können Sie mitmachen
Freiwilligenarbeit im Kardinal Schwarzenberg Klinikum
Ehrenamt – Salzburger Freiwilligenbörse
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
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