Ig-Nobelpreis: Von Schwarzen Löchern bis zum Duft der Kinosäle

Seit 30 Jahren werden mit dem Ig-Nobelpreis skurrile wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet. Eine Auswahl der außergewöhnlichsten Forschungsgebiete.

von Ig-Nobelpreis: Von Schwarzen Löchern bis zum Duft der Kinosäle © Bild: iStockphoto.com

Jedes Jahr im Herbst werden die Ig-Nobelpreise verliehen. Dieser "Anti-Nobelpreis" ist eine satirisch gemeinte Auszeichnung und soll Menschen zum Lachen bringen, aber gleichzeitig zum Nachdenken anregen.

Seit 1991 werden Wissenschaftler in den unterschiedlichsten Kategorien ausgezeichnet. Heuer ist mit Stefan Kramer auch ein österreichischer Forscher unter den Preisträgern. Kramer ist Spezialist für Data Mining und Machine Learning und aktuell an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig.

Den Ig-Nobelpreis erhielt Kramer im Bereich Chemie: Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Großbritannien, Neuseeland, Griechenland und Zypern analysierte er die Luft in Kinosälen nach der Vorstellung, um herauszufinden, ob die Besucher zuvor einen lustigen oder brutalen Film ansahen.

Die Preisverleihung fand heuer wegen der Coronapandemie online statt. Sie endet stets mit denselben Worten: "Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!"

Schwarze Löcher

Das Universum ist sehr komplex, und viele der Rätsel sind nach wie vor ungelöst. Eine ganz besondere Theorie stellten Jack und Rexella Van Impe aus Michigan auf. Sie wollen herausgefunden haben, dass Schwarze Löcher alle Herausforderungen dafür erfüllen, der Ort der Hölle zu sein. Diese Erkenntnis brachte ihnen 2001 den Ig-Nobelpreis in der Kategorie Astrophysik.

Specht und Kopfweh

Spechte hämmern bis zu 12.000-mal am Tag ihren Kopf gegen den Baum. Die Wissenschaftler Ivan R. Schwab von der University of California, Davis und Philip May von der University of California, Los Angeles stellten sich daher die Frage, warum diese Vögel dabei keine Kopfschmerzen bekommen. Für ihre Untersuchungen erhielten sie den Ig-Nobelpreis der Kategorie Ornithologie.

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Schwebender Frosch

Andre Geim wurde im Jahr 2000 mit dem Ig-Nobelpreis im Fach Physik ausgezeichnet. Seine Studie beschäftigte sich damit, einen Frosch mittels Magneten zum Schweben zu bringen. Zehn Jahre später erhielt er gemeinsam mit Konstantin Novoselov den echten Nobelpreis für die Forschungen an Graphen. Geim ist damit bisher die einzige Person, die beide Auszeichnungen erhielt.

Autofahren mit Visier

Eine sehr spezielle Sicherheitsstudie führte der Kanadier John Senders von der Universität Toronto durch. Er erforschte die Auswirkungen auf eine autofahrende Person, wenn diese während der Fahrt wiederholt ein Visier tief ins Gesicht klappt und sich so die Sicht nimmt. Dafür wurde er mit dem Ig-Nobelpreis für Öffentliche Sicherheit ausgezeichnet.

Schwangere Frauen

Physiker der University of Cincinnati, der Harvard University und der University of Texas sind gemeinsam einem alltäglichen Phänomen nachgegangen: Auch hochschwangere Frauen verlieren das Gleichgewicht nicht und kippen trotz offensichtlicher Schwerpunktverlagerung nicht vornüber. Die Forscher konnten in ihren Berechnungen zeigen, warum das so ist, und erhielten dafür die Auszeichnung in Physik.

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Geruch der Frösche

Gleich ein ganzes Forscherteam aus Kanada, der Schweiz, Frankreich und Australien war an der Studie beteiligt, die ihm die Auszeichnung im Bereich Biologie einbrachte: Die Wissenschaftler lieferten eine umfassende Untersuchung über die Gerüche von 131 unterschiedlichen Froscharten, wenn diese Stress haben.

Bierschaum

Rund 95 Liter Bier trinkt jeder Deutsche im Schnitt jährlich. Kein Wunder, dass sich auch Wissenschaftler mit diesem Getränk beschäftigen. Der Physiker Arnd Leike forschte für die Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er beschäftigte sich überwiegend mit Teilchenphysik. Es war aber seine Erkenntnis, dass Bierschaum den Gesetzen des exponentiellen Zerfalls unterliegt, die ihm 2002 als erstem Deutschen den Ig-Nobelpreis einbrachte.

Nierensteine

Sammeln sich feste Ablagerungen in den Nieren an, spricht man von Nierensteinen. Diese können extreme Schmerzen verursachen. Die US-Wissenschaftler Marc Mitchell und David Wartinger gingen der Frage nach, ob Achterbahnfahrten den Abtransport von Nierensteinen beschleunigen können. Ihre Erkenntnis: Ja, es funktioniert.

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Katze und Tastatur

Chris Niswander erhielt die Auszeichnung im Bereich Informatik. Er entwickelte das Programm "PawSense". Die Software erkennt, wenn eine Katze über die Tastatur läuft, und blockiert diese, sobald eine Katze vermutet wird.

Bananenschalen

Eine Versuchsreihe zum Thema Reibung führten japanische Forscher durch. Ihr Ziel war es, die Reibung zwischen einer Schuhsohle und einer Bananenschale sowie zwischen einer Bananenschale und dem Fußboden zu messen - für den Fall, dass jemand auf eine am Boden liegende Bananenschale tritt. Diese Forschungen wurden schließlich mit dem Ig-Nobelpreis in Physik ausgezeichnet.

Eiffelturm

Einem psychologischen Phänomen sind Forscher aus Peru, Russland und den Niederlanden auf den Grund gegangen. Sie erstellten eine wissenschaftliche Studie darüber, warum der Eiffelturm kleiner erscheint, wenn man sich nach links lehnt.

Indische Elefanten

Sie sind eindrucksvolle Tiere. So erreichen Indische Elefanten eine Schulterhöhe von zwei bis 3,5 Metern und können zwei bis fünf Tonnen schwer werden. Doch wie groß ist die Gesamtoberfläche der Tiere? Das stellten Wissenschaftler der Kerala Agricultural University in Indien analytisch dar und erhielten dafür den Ig-Nobelpreis in Mathematik.

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Fallende Kokosnüsse

Peter Barss von der kanadischen McGill University beschäftigte sich mit den Verletzungen durch fallende Kokosnüsse. Für diese Arbeit erhielt er im Jahr 2001 den Ig-Nobelpreis in der Kategorie Medizin.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 39/2021.