"Ich bin kein Monster!": Mutmaßlicher Juve-Drahtzieher Moggi holt zu Gegenschlag aus

Beschuldigt Ex-Verbandschef & Berlusconis AC Milan Auch Juve-Coach Capello von Staatsanwalt befragt

Vor dem Prozessauftakt im italienischen Fußball-Skandal hat der mutmaßliche Drahtzieher der Spielmanipulationen, Luciano Moggi, zum Gegenschlag ausgeholt. "Ich bin kein Monster", verteidigte sich der frühere Manager des Rekordmeisters Juventus Turin und beschuldigte vor allem den zurückgetretenen Fußballverbandspräsidenten Franco Carraro und den AC Milan.

"Wir haben uns nur gegen Carraro verteidigt, der gegen Juve war", behauptete der 68-Jährige in einem Fernsehinterview. "Carraro und diejenigen, die das Fernsehen kontrollieren, haben in Wirklichkeit die Macht im italienischen Fußball" sagte der mutmaßliche "Fußball-Pate" in Anspielung auf Medienzar und Milan-Besitzer Silvio Berlusconi.

Will nicht aussagen
In dem in Rom beginnenden Sportgerichts-Prozess will Moggi nicht aussagen. Durch seinen Rücktritt sei er kein Mitglied des Fußballverbands (FIGC) mehr und unterliege damit nicht mehr der Sportgerichtsbarkeit. Gegenüber den ermittelnden Staatsanwaltschaften in Turin, Rom und Neapel musste Moggi jedoch bereits aussagen. Auch hier hatte Moggi behauptet, "nie eine Bevorzugung" von den Schiedsrichterkoordinatoren Paolo Bergamo und Pierluigi Pairetto verlangt zu haben. Vor den Zivilgerichten kommt ein Prozess wegen Nötigung, Sportbetrug und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung auf Moggi und seine Komplizen zu.

Der gesamte Moggi-Clan steht auch in Rom vor dem Sportgericht: 26 Vereins- und Verbandsfunktionäre, Schieds- und Linienrichter sowie die vier Top-Clubs Juventus Turin, AC Milan, AC Florenz und Lazio Rom müssen sich wegen Sportbetrugs und Unsportlichkeit verantworten. Rekordmeister Juve droht der Zwangsabstieg in die zweite Liga sowie die Aberkennung der letzten beiden Meistertitel, Milan, Fiorentina und Lazio wohl nur Punktabzüge.

Die von Stefano Palazzi auf Basis der Ermittlungen des früheren Mailänder Oberstaatsanwalts Francesco Saverio Borelli geführte Anklage wird bald verlesen. Danach werden die Verteidiger versuchen, die Manipulationsvorwürfe gegen ihre Mandanten zu entkräften. Während die Juve-Verteidiger mit einer aufwendigen Statistik nachweisen wollen, dass Juve durch Moggis angebliche Schiedsrichterbeeinflussungen in der Saison 2004/05 überhaupt keine Vorteile in den Liga-Spielen erwachsen sind, konzentrieren sich andere Anwälte auf angebliche Verfahrensfehler.

Das Verbandsgericht ist jedoch fest entschlossen, bis zum 9. Juli die Urteile zu sprechen. Die Berufungsurteile sollen bis zum 20. Juli gefällt sein, so dass der FIGC noch rechtzeitig bis zum 27. Juli gemäß einer dann neu geordneten Liga-Tabelle die italienischen Teilnehmer an den Europacup-Wettbewerben melden kann.

Auch Capello nun befragt
Der Trainer des italienischen Fußball-Rekordmeisters Juventus Turin, Fabio Capello, ist von den Staatsanwälten in Rom einvernommen worden. Capello wurde als Zeuge über seine Beziehungen zur Spielervermittlungsgesellschaft GEA unter Kontrolle von Alessandro Moggi, Sohn des skandalumwitterten Ex-Juve-Sportdirektors Luciano Moggi, befragt.

Schon 2002 hatte Capello über die Monopolstellung der GEA im italienischen Fußball protestiert. Die Agentur, die über 200 Spieler und Trainer unter Vertrag hat, soll mit Drohungen mehrere Klubs gezwungen haben, ihre Kicker unter Vertrag zu nehmen. In den Sog des GEA-Skandals ist auch Davide Lippi, Sohn des italienischen WM-Teamchef, Marcello Lippi, geraten.

Weiters wurde auch der Ex-Geschäftsführer von Juventus, Antonio Giraudo, vernommen. Er gilt mit Moggi als Drahtzieher des Absprachenskandals, der den italienischen Fußball seit zwei Monaten erschüttert.

(apa/red)