"Ich bin nicht überall ein Experte":
ÖSV-Sportdirektor Hans Pum im Interview

Über seine neue Aufgabe und die Ziele für den Winter "In Österreich jammern wir auf einem hohen Niveau"

33 Jahre lang war Hans Pum für die Ski-Alpin-Sparte des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) tätig, davon 16 Jahre als Direktor. Im vergangenen Juni ist Pum nun eine Stufe in der Karriereleiter höher geklettert und zum Sportdirektor für alle Sparten ernannt worden. Im Interview mit NEWS.at spricht der 56-jährige Oberösterreicher über seine neue Aufgabe, das österreichische Jammern auf hohem Niveau und die Ziele für den heurigen Winter.

"Ich bin nicht überall ein Experte":
ÖSV-Sportdirektor Hans Pum im Interview

NEWS.at Herr Pum, Sie waren jahrzehntelang Leiter der Ski-Alpin-Sparte des ÖSV. Seit Sommer koordinieren sie sämtliche Sparten des ÖSV, angefangen von den Snowboardern bis zu den Nordischen. Wie schaffen Sie es, auf mehreren Kirtagen gleichzeitig zu tanzen?
Pum: So ist es ja nicht. Es geht mir darum, die Synergien innerhalb des Verbands besser zu nutzen. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten versucht, das Beste für den Alpin-Bereich herauszuholen und jetzt mache ich das eben für alle Sparten. Meine Aufgabe ist es vor allem, den sportlichen Leitern den Rücken so gut wie möglich freizuhalten.

NEWS.at: War es schwer für Sie, Verantwortung aufzugeben?
Pum: Nein, das Abgeben ist das wenigste, du kannst ohnehin nicht mehr arbeiten als 24 Stunden am Tag. Damen-Cheftrainer Herbert Mandl oder der neue Herren-Cheftrainer Berthold haben halt jetzt mehr Agenden übernehmen müssen.

NEWS.at: Bei welchen Rennen wird man sie in Zukunft antreffen?
Pum: Quer durch die Bank, ich will so viele Bewerbe wie möglich besuchen. Wir haben in Österreich ja Gott sei Dank sehr viele Weltcupveranstaltungen. Das ist auch für mich eine neue Situation, ich muss mich in verschiedenen Dingen erst orientieren. Ich kann nicht sagen, dass ich überall Experte bin. Jetzt habe ich 33 Jahre im Alpin-Bereich gearbeitet, sehr viel bewegt und sehr viel Erfahrung gesammelt und das möchte ich jetzt auf die anderen Sparten übertragen.

NEWS.at: Gibt es Bereiche, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Pum: Im Grunde genommen habe ich mir schon immer alle anderen Bewerbe angeschaut, etwa bei Olympischen Spielen. Man hat sich als Alpiner natürlich mit den anderen mitgefreut, weil es wichtig ist, für den ÖSV erfolgreich zu sein.

NEWS.at: Österreich war in den letzten Jahren die absolute Nummer eins im Skisport. Im letzten Winter sind die anderen Nationen dem ÖSV aber ziemlich nah an den Pelz gerückt. Glauben Sie, dass sich Österreich diesen Winter wieder vom Rest der Welt absetzen kann?
Pum: Wir waren sehr viele Jahre dominierend, das stimmt. Im Alpin-Bereich musst du erfolgreich sein, das ist in Österreich ein besonderer wirtschaftlicher Faktor. Aber es gibt im Sport eben einen gewissen Zyklus, ein Auf und Ab. Wenn es anders wäre, müsste Brasilien ja jedes Mal Fußball-Weltmeister werden. Es war für den gesamten Skisport ganz wichtig, dass andere Nationen aufgeschlossen haben. Die österreichischen Touristiker haben damit die größte Freude, dass nicht nur Österreicher Rennen gewinnen, das muss auch einmal gesagt werden! Im Grunde jammern wir in Österreich ja wirklich auf einem hohen Niveau. Aber unser Ziel ist natürlich, von allen Nationen am meisten zu gewinnen und die Nummer eins der Welt zu bleiben. Das gilt natürlich auch für die WM im kommenden Februar.

NEWS.at: Auf wem ruhen die Hoffnungen im ÖSV-Ski-Alpin-Team?
Pum: Ich bin sehr zuversichtlich für den heurigen Winter. Wir haben eine junge, starke Mannschaft, der Generationenwechsel ist in den letzten Jahren ja schon schrittweise erfolgt. Der Benni (Raich, Anm.) ist natürlich bei den Herren die Nummer eins und Favorit auf den Gesamtweltcup. Bei den Damen hoffe ich, dass sich Kathrin Zettel mit der neuen Therapie wieder ganz erholt. Auch Niki Hosp ist jetzt nach einer langen Verletzungspause wieder zurück. Dass sie in Sölden – auf dem Hang, wo sie sich zweimal verletzt hat - natürlich nicht alles riskiert, leuchtet mir ein. Daneben gibt es eine Marlies Schild oder eine Liz Görgl, die starke Fahrerinnen sind. Wenn die Leute gesund sind und ihre Leistungen bringen, dann läuft das schon.

NEWS.at: An welchen Zielen messen Sie sich am Ende der Saison?
Pum: Ich will mich nicht an Medaillen oder Siegen messen, für mich ist wichtig, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Sparten funktioniert und wir als Verband von den Strukturänderungen profitieren können.

Jörg Tschürtz