Da scheppert noch immer nix

Der Hyundai i30, schon vor Jahren vom damaligen VW-Boss Martin Winterkorn gelobt, rückt in aktueller Ausgabe dem Golf gefährlich nahe

von Motor - Da scheppert noch immer nix © Bild: Hersteller, John Wycerhly Photography, Eric Zeziola

Alle Hersteller, wirklich alle Hersteller, die ein Modell aus der Kompaktklasse im Portfolio haben, können ein Lied davon singen: Ihr Fahrzeug wird, egal, ob es den Tatsachen entspricht oder nicht, mit dem VW Golf verglichen. Oder, eigentlich noch schlimmer, an den Talenten des Klassenprimus aus Wolfsburg gemessen. Hyundai geht es da nicht besser - warum auch? Der Bestseller des koreanischen Automobilkonzerns, der i30, hat auch alle Anlagen dazu. Der Hatchback -Limousine klingt für Heckklappenmodelle so verwirrend - ist in Preis, Format und Optik mit dem Golf tatsächlich sehr gut vergleichbar, aber klarerweise nicht mehr.

In puncto Qualität wurde schon der erste i30 am Markt geadelt. Wie, das ist inzwischen legendär. Denn der längst zur Persona non grata gewordene und zurückgetretene VW-Boss Martin Winterkorn zwängte sich damals auf der Frankfurter Automesse IAA in einen Hyundai, ließ die Lenkradverstellung etliche Male auf-und zuschnappen und knurrte dann: "Da scheppert ja nix."

Nein, auch in unserem Testwagen, einem i30 mit 110-PS-Dieselmotor, scheppert nix. Der Selbstzünder schüttelt sich zwar ganz kurz, wenn man ihn via Startknopf anwirft, aber nicht mehr. Und weil wir schon gestartet haben, bleiben wir gleich beim Thema Fahren: Nun gut, 110 PS sind nicht die Welt, aber der i30 macht seine Sache trotzdem sehr anständig. Er wuselt gekonnt durch den Stadtverkehr, lässt sich kommod einparken (o. k., wir hatten als Extra eine Rückfahrkamera an Bord), auch weil die Heckscheibe nicht bloß eine Schießscharte ist, und macht auch auf der Autobahn keine Schande. Die Gänge lassen sich leicht einlegen, die Start-Stopp-Automatik agiert unauffällig. Wahrscheinlich deswegen, weil wir sie die meiste Zeit ausgeschaltet haben. Und das Fahrwerk ist gutmütig abgestimmt. Nur die Lenkung war nicht so ganz nach unserem Gout, weil zu leichtgängig und manchmal zu wenig Bodenkontakt vermittelnd.

Der i30 sieht durchaus gefällig aus, er hat sich seit der letzten Generation sehr dem europäischen Geschmack angepasst, was auch daran liegt, dass das Hyundai-Designcenter in Rüsselsheim installiert ist (produziert wird der i30 in Tschechien). Vor allem die Front mit dem Wabengrill weckt beim profunden Betrachter Assoziationen mit Audi. Was wiederum damit zu tun haben könnte, dass Hyundais (und Kias) Design-Guru Peter Schreyer einstmals die Autos aus Ingolstadt zeichnete.

Ein abschließendes Wort zu Bedienbarkeit und Assistenzsystemen: Hyundai hat Schalter und Knöpfe reduziert, die elektronischen Helferlein dafür in Kompaniestärke engagiert.

DATEN
Hyundai i30 1.6 CRDi
Preis: € 29.290,-(Launch-Style Plus)
Motor: 4 Zylinder, Turbodiesel, 1.582 ccm
Leistung: 110 PS (81 kW)
Spitze: 190 km/h
0-100: 11 Sek.
Verbrauch: 6,7 l/100 km
Emission: 178 g CO2/km
Fazit: gleich groß wie ein VW Golf, zwar nur um ein paar Hunderter billiger, aber toll ausgestattet, der i30 ist ein echter Rivale