Hustensaft: Behörden
ermitteln nach Vergiftungsfällen

In der Affäre rund um magistral von Apotheken zubereitete Noscapin-Hustensäfte haben die Gesundheitsbehörden am Freitag versucht, Klarheit über die Abläufe zu bekommen. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hatte Donnerstagabend gewarnt. Alle Noscapin-Zubereitungen auf Einzelrezepten von Ärzten sollten nicht mehr verwendet werden.

von Warnung - Hustensaft: Behörden
ermitteln nach Vergiftungsfällen © Bild: iStockphoto.com

Dem vorangegangen waren offenbar zwei Fälle von Vergiftungserscheinungen bei Kleinkindern - dem Vernehmen nach im Alter von zwei und fünf Jahren - in Niederösterreich (Wiener Neustadt). Es ergab sich laut BASG jeweils ein Verdacht auf eine Verunreinigung der Hustensäfte mit Atropin. Noscapin ist ein Hauptbestandteil von Opium. Opioid-ähnliche Wirkstoffe stehen seit Jahrzehnten auch bei schwerem Husten in Gebrauch. Noscapin-Hustensäfte auf Magistralrezepte und mit Herstellung in der einzelnen Apotheke werden relativ selten verwendet. Häufiger in Verwendung für kleine Kinder sind Zäpfchen.

Beim BASG liefen am Freitag die Recherchen zu der Affäre. "Stand der Dinge ist, dass die Originalproben auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt beschlagnahmt worden und unter Verschluss sind", sagte die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, am Freitag. Bei der Staatsanwaltschaft sei Anzeige erstattet worden. Den Kindern gehe es wieder besser.

Proben werden untersucht

"Wir wissen von der Angelegenheit aus einem Protokoll der Polizei. An uns ist keine Nebenwirkungsmeldung gegangen. Uns geht es um die Sicherheit", sagte BASG-Leiterin Christa Wirthumer-Hoche am Freitag. Für eine ins Detail gehende Aufarbeitung der Angelegenheit sei natürlich die Untersuchung der Proben der Medikamente notwendig. Dies dürfte auch einige Zeit dauern. Die Tests können in jedem für solche Untersuchungen entsprechend akkreditierten Labor durchgeführt werden. Die Entscheidung, wo untersucht wird, obliegt der zuständigen Staatsanwaltschaft. "Wir sind aktiv und werden Inspektionen durchführen", sagte Christa Wirthumer Hoche.

Theoretisch können Fehler sowohl beim Produzenten der Grundsubstanzen als auch beim Transport oder bei der Herstellung in der Apotheke aufgetreten sein. Hergestellt und abgegeben wurden die Noscapin-Säfte auf Magistral-Rezept laut aktuellem Wissensstand von zwei unterschiedlichen Apotheken. Laut Schnelltests könnten auch zwei unterschiedliche Zusammensetzungen der Hustensäfte in den beiden Fällen vorgelegen sein. Das war aber bis zu Freitag nicht geklärt. Wie das alles zusammenpassen könnte oder nicht, werden erst die genauen Untersuchungen ergeben. Das könnte noch Tage dauern, hieß es am Freitag bei den Behörden.

Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt

Die beiden am Donnerstag bekannt gewordenen Vergiftungserscheinungen bei Kindern nach der Einnahme von Noscapin-Hustensäften auf Magistral-Rezepte haben sich in Wiener Neustadt zugetragen. Die Arzneiprodukte stammten laut Staatsanwaltschafts-Sprecher Erich Habitzl aus zwei verschiedenen Apotheken in der Statutarstadt.

Die Anklagebehörde ermittelt nun gegen unbekannte Verdächtige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Die Vorfälle datieren dem Sprecher zufolge vom 16. und 21. Jänner. Die betroffenen Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren - ein Bub und ein Mädchen - wurden wegen Vergiftungserscheinungen im Landesklinikum Wiener Neustadt behandelt. Ihr Gesundheitszustand besserte sich rasch.

Die Staatsanwaltschaft wurde Habitzl zufolge erst Mitte dieser Woche über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt. Ein Sachverständiger soll nun die Hustensäfte auf "schädliche Inhaltsstoffe" und auf "mögliche Giftbestandteile" untersuchen, kündigte der Sprecher an.

Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hatte infolge der gemeldeten Vergiftungserscheinungen vor magistral - also von Apothekern auf Einzelrezept - zubereiteten Noscapin-Hustensäften gewarnt. Es bestehe der Verdacht der Verunreinigung mit giftigem Atropin.