Respekt, keine Panik

Attakiert wird nur im Notfall

Vor kurzem wurde der britische Botschafter im Lainzer Tiergarten von einem Wildschwein angegriffen. Was in einer solchen Situation zu tun ist.

von Wildschweine - Respekt, keine Panik © Bild: News/Ian Ehm

Ein Twitter-Eintrag des britischen Botschafters Leigh Turner sorgte vor Kurzem für Aufsehen: Bei einem Spaziergang durch den Lainzer Tiergarten traf er auf eine Rotte von Wildschweinen, Bachen samt Frischlingen. Arglos erfreute sich die Exzellenz des Anblicks der friedlich grasenden Tiere. Doch die waren gar nicht amused. Verstörte Schweineaugen blickten ihn zunächst ratlos an.

Turner zog sich vorsichtig zurück, vernahm dann aber donnerndes Hufgetrampel. Auf einem Holzstapel wollte er Zuflucht suchen, glitt ab und verletzte sich an der Hand. "Natürlich gibt es einen großen Adrenalinschub, wenn man merkt, dass man sich plötzlich in einer gefährlichen Situation befindet. Im Moment handelt man eher instinktiv, zum Nachdenken bleibt nicht viel Zeit. Erst danach fängt man langsam an zu überlegen:,Was wäre, wenn?'", erinnert sich Turner. Denn Wildschweine gelten als besonders wehrhaft, vor allem, wenn sie ihre Jungen verteidigen wollen.

Eine Begegnung mit einem der 500 Wildschweine, die derzeit im 2.450 Hektar großen Lainzer Tiergarten leben, ist nicht ungewöhnlich: Die Tiere seien an Menschen gewöhnt und verhielten sich anders als ihre wild lebenden Genossen in den Wäldern, erklärt Sebastian Vetter vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der veterinärmedizinischen Universität Wien.

Das Wildschwein nimmt den Menschen prinzipiell früher wahr als der Mensch das Wildschwein. An Begegnungen sind die wild lebenden Tiere meist desinteressiert. Sollte das aber einmal anders sein, rät Vetter zum vorsichtigen und ruhigen Rückzug. "Die Geste, dass man dem Tier den Raum lässt, reicht meistens, dass die Bache selbst das Weite sucht. Wildschweine greifen nur an, wenn sie sich oder den Nachwuchs bedroht sehen."

Im Lainzer Tiergarten aber sind die Allesfresser trotz strikten Fütterungsverbots an die Leckerbissen der Besucher gewöhnt. Es fehlt die Distanz, und das wird gefährlich, wenn der Mutterreflex einsetzt. Dennoch halten sie sich zumeist an die Spielregeln. "Sie respektieren die Wanderwege der Menschen", sagt Hans Spießlechner, Sprecher der für den Lainzer Tiergarten zuständigen MA 49. Umgekehrt sollten Besucher die "ausgewiesenen Wildruhezonen keinesfalls betreten", betont Spießlechner. Die wichtigste Voraussetzung bei einem Spaziergang durch das Naherholungsgebiet ist "der Respekt vor den Tieren". Der an sich selbstverständlich sein sollte.

www.lainzer-tiergarten.at

http://wien.stadtwildtiere.at

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