Ist das der
neue iPhone-Killer?

Huawei P20 Pro: Chinesische Luxus-Flunder drängt sich mit High-Tech ins Rampenlicht

Wer heutzutage mit einem Smartphone auffallen will, muss sich ordentlich anstrengen. Genau das hat sich der chinesische Hersteller Huawei mit dem neuen P20 Pro vorgenommen und fährt große Geschütze auf, um Highend-Modellen wie dem iPhone X das Leben schwer zu machen. Ob das P20 Pro einen bleibenden Eindruck hinterlässt? Wir haben uns das Gerät angesehen.

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Extravagantes Auftreten

Auffällig ist es, das Huawei P20 Pro. Noch bevor man vom riesigen Bildschirm "erschlagen" wird, sticht die hochwertige Verarbeitung ins Auge. Die schärfsten Kanten bildet der Abschluss der Schutzfolie am Display, ansonsten erstrahlt das Huawei P20 Pro in aalglatter Metallic-Optik.

© Huawei

Über den "fancy" Look des Testmodells im Farbton "Twilight" lässt sich streiten. Der regenbogenartige Farbverlauf sieht fantastisch aus, ist auch einmal etwas anderes. Auf der anderen Seite dient die Rückseite des Smartphones auch buchstäblich als Spiegel und outet sich in der Sekunde des Angreifens als Opfer von Fingerabdrücken. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt also besser mattes Schwarz oder eine Art Petrol-Blau. Beide Farben stehen als Alternative zur Verfügung.

Fast rahmenlos und ausdauernd

Die Krönung der recht großen und wasserfesten Ummantelung ist freilich das rahmenlose Display. Wie es sich mittlerweile für Geräte der obersten Liga gehört, ist ein OLED-Bildschirm verbaut, der besonders mit perfekter Kontrastgebung, im Fall von Huawei aber auch mit realistischer Farbdarstellung überzeugt.

© Huawei

Trotz der großen Diagonale von 6,1 Zoll fällt kaum auf, dass der Bildschirm "nur" mit Full HD+ (2.200 x 1.080 Bildpunkte) und nicht mit 4K auflöst wie andere Spitzenmodelle. Die geringere Auflösung hat aber den entscheidenden Vorteil, dass die Akkulaufzeit enorm davon profitiert. Ein großer Akku sorgt dafür, dass das P20 Pro nur alle zwei Tage an die Ladestation gehängt werden muss.

Wie Apple, nur Android

Der Schein trügt nicht: Sieht man flüchtig auf das Huawei P20 Pro hin, könnte man es auch für ein iPhone X halten. Dafür sorgt einerseits das rahmenlose Design des Bildschirms. Nur der Fingerabdrucksensor wurde im Gegensatz zu Apples Flaggschiff noch an den unteren Rand gequetscht. Aber auch sonst erinnert Vieles an Apple.

© Huawei

Allem voran die Menüführung. Im Hintergrund verrichtet zwar Android 8.1 (Oreo) seinen Dienst als Betriebssystem, bei der grafischen Gestaltung der Oberfläche hat sich Huawei aber alle Mühe gegeben wie Apple auszusehen. Das kann man einerseits als Geschmackssache abtun. Andererseits bedeutet die klare optische Abweichung aber auch, dass Huawei mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Zeit benötigt, um Updates des Betriebssystems auszurollen.

Unabhängig davon konnte das Huawei P20 Pro im Alltag nicht in die Knie gezwungen werden. Der verbaute Prozessor ist zwar nicht der schnellste - weder im Vergleich zu Apple- noch zu Android-Geräten - jedoch einer der schnellsten und wird mit allen Anwendungen fertig ohne ins Ruckeln oder Stottern zu kommen.

Eigentlich toll, aber...

Das Huawei P20 Pro hat auch seine Eigenheiten, die an einem Smartphone dieser Preisklasse nicht gefallen, immerhin kostet es rund 850 Euro. Zum einen ist der Speicher fest verbaut und lässt sich nicht erweitern. Zum anderen sucht man eine Audio-Steckerbuchse vergeblich. Adapter für USB-C und ein entsprechendes Headset sind zwar beigelegt. Ein paar drahtlose Kopfhörer wären stattdessen aber eine nettere Beigabe gewesen. Man muss eben nicht in jeder Hinsicht an Apple erinnern.

Auch komisch, dass ein alter Bluetooth-Standard genutzt wird, der die gleichzeitige Anbindung zweier Geräte nicht zulässt. Ein Update könnte diesen Patzer möglicherweise noch korrigieren.

Kamera-Trio

Ein Highlight noch zum Schluss: Allen anderen Smartphones voraus hat das P20 Pro gleich drei Sensoren (=Kameras) an der Rückseite des Geräts. 40 Megapixel, 20 Megapixel und 8 Megapixel mit Linsen von Leica sorgen in den meisten Situationen für ausgezeichnete Ergebnisse.

© Huawei

Die Kombination der drei Kameras gepaart mit einer speziellen "künstlichen Intelligenz" - also einem Zusatzprozessor, der die Bildberechnungen optimiert - soll die Ergebnisse verfeinern. In der Praxis bedeutet das im Unterschied zu den meisten Konkurrenten, dass man selbst bei recht dunklem Umgebungslicht noch brauchbare Resultate erzielen kann. Auch Vergrößerungen und relativ verlustfreies Zoomen sind mit dem P20 Pro ein Kinderspiel.

Wem der rudimentäre Auto-Modus zu flach ist, kann sich in einem eigenen Pro-Modus der Kamera-Software nach Herzenslust austoben.

Fazit

Um vorweg die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ja, das P20 Pro hätte eigentlich das zum Zeug iPhone-Killer. Ein Angebot auf Augenhöhe zu einem deutlich geringeren Preis spricht klar dafür. Das Problem an solchen Gedankenspielen ist lediglich, dass Image und Gewohnheit beim Handykauf eine gewichtige Rolle spielen und ein Apple-Nutzer aller Wahrscheinlichkeit nach nie auf ein Gerät von Huawei umsteigen will und wird.

In Acht nehmen muss und sollte sich also viel eher Samsungs Galaxy-S-Serie. Allen anderen sei gesagt: Das Huawei P20 Pro ist ein echter Knaller, der sich seine technischen Schmankerl noch Einiges kosten lässt. Für 850 Euro bekommt man immerhin ein Smartphone, das definitiv zum Besten zählt, was der Jahrgang 2018 parat halten wird.