Hoffmanns Tod und "Trailer"-Hoffnung

Frank Hoffmann ist tot. Sein "Trailer" wurde schon 27 Jahre früher begraben. Er hat dieses Filmmagazin geprägt. Doch das ist kein Grund, eine Neuauflage auszuschließen. Wie die "Kunst-Stücke" und der "Club 2" verdient es eine Wiedergeburt im ORF

von Medien & Menschen - Hoffmanns Tod und "Trailer"-Hoffnung © Bild: Gleissfoto

Zugegeben: Die kollektive Wehmut anlässlich des Tods von Frank Hoffmann (83) ist vor allem eine Angelegenheit der heutigen Generationen 60 plus. Doch sie sind ein Viertel und der am schnellsten wachsende Anteil der Bevölkerung. Diese Kernzielgruppe für Printprodukte und lineares Fernsehen prägt das Mediennutzungsverhalten insgesamt viel stärker, als der wachsende Digitalisierungsdruck vermuten lässt. Das Patschenkino von ORF 2 hat doppelt so viel Tagesreichweite wie alle digitalen ORF-Angebote zusammen. Das gilt auch für Papierzeitungen im Vergleich zu ihren Online-Ausgaben. Hoffmanns Tod erinnert an "Trailer", das von ihm 1975 bis 1994 präsentierte Filmmagazin des ORF. Es war noch langlebiger als der von 1976 bis 1995 ausgestrahlte "Club 2". Doch anders als das von wechselnden Moderatoren geleitete Talk-Format wurde die Kino-Sendung geradezu identifiziert mit ihrer Galionsfigur. Ähnliches in einer Programmnische gelang Dieter Moor (64) mit der besten Phase der "Kunst-Stücke" von 1985 bis 1990. Heute heißt er Max und ist seit 2007 das Gesicht der brillanten ARD-Kultursendung "titel thesen temperamente". Davor hatte er mit dem Medienmagazin "Canale Grande" für Vox und einer täglichen Late-Night-Show in der SRG bejubelte Pionierarbeit geleistet.

Ungeachtet der ersten TV-Auftritte von Dirk Stermann (56) und Christoph Grissemann (56) ab 1997 verloren die "Kunst-Stücke" nach Moor an Szene-Popularität, wurden aber erst 2002 eingestellt. Welchen Anteil daran Programmierung, Präsentation und Politik hatten, lässt sich kaum noch feststellen. Doch heute, nach zweieinhalb verheerenden Jahren für Kreative und Veranstalter, wäre eine Neuauflage der beste Ausweis öffentlich-rechtlichen Sendungsbewusstseins - ungeachtet ORF III und "KulturMontag". Ein Knackpunkt für ein solches Kaleidoskop "round midnight" ist die Moderation.

Wie stark sowohl das Anchorman-Prinzip als auch vermeintliches Beiwerk den Erfolg mitbestimmen, zeigt das Andenken von "Trailer". Hoffmanns Stimme und die Kennmelodie -"Bird's Lament" von Moondog - prägen die Erinnerung für dieses Fernsehen mindestens so stark wie die Bewegtbilder von damals. Dieses Klang-Gedächtnis wiederum gemahnt an ein aktuelles Audio-Phänomen: Podcasts, das immer noch populärere Medium für lange Gespräche. Ein permanenter Widerspruch zu den omnipräsenten Bild-und Tonhäppchen der Echtzeit-Information. Slow Food fürs Hirn.

Nichts anderes war der "Club 2" - Bewegtbild inklusive. Dass seine Neuauflage 2012 nach viereinhalb Jahren sang- und klanglos beendet wurde, spricht nicht gegen einen weiteren Versuch nach einer Dekade Pause. Der Bedarf an und das Angebot von Talk sind in dieser Zeit noch gewachsen. Das Gesamtprinzip des "Club 2" ist samt seinem Open End unübertroffen. Fähige Moderatoren für so etwas gibt es mehr denn je. Was es noch braucht, ist Gesprächskultur statt Talk-Diktat und der Mut zur politischen Unausgewogenheit bei der Einladungspolitik. Dann klappt es. "Wetten, dass..?"

Genauso gut könnte "Trailer" 2022 funktionieren. YouTube hin, Algorithmus her: Ein allwöchentlicher Wegweiser durch Kino und Streamingdienste ist erfolgversprechender denn je. Nicht von ungefähr bringen Tageszeitungen regelmäßig solche Übersichten. Die Rückbesinnung auf alte Erfolgsrezepte ist keine bloße Nostalgie älterer Menschen, die sich der neuen Technologie verweigern. Die Boomer-Zielgruppe sucht lediglich auf andere Art Orientierung. Und sie ist größer als andere Generationen. Von "Bundesland heute" bis "Zeit im Bild" funktionieren die meistgesehenen Fernsehsendungen vor allem durch dieses Publikum. Warum nicht auch wieder "Trailer"? Ein zeitloses Konzept findet eine ebenbürtige Nachfolgeperson. Siehe "ZIB 2": Die allfällige nächste "Trailer"-Moderation muss sich von Frank Hoffmann so klar unterscheiden wie Armin Wolf (55) von Robert Hochner (1945-2001).