Absichtlich geflutet

Verbund bestätigt Einleitung in den Raum Eferding - Empörung bei Geschädigten

von
THEMEN:
Hochwasser im Raum Ottensheim © Bild: APA/Landespolizeidirektion OÖ

Zuletzt hatte der Verbund die von Bürgermeistern und Anrainern in den betroffenen Gebieten geäußerte Kritik an einem absichtlichen Fluten noch als "Fehlinterpretation" der Wehrordnung zurückgewiesen. Der Leiter der Werksgruppe Obere Donau vom Verbund, Reinhard Kremslehner, sagte jetzt aber dem ORF: "In Ottensheim liegen wir in einer Beckenlandschaft. Dort wird so gefahren, dass die Überströmstrecken und ein kontrolliertes Fluten des Hinterlandes, entsprechend der Wehrordnung, eingeleitet wird." Die Frage, ob es daher klar sei, dass es dadurch im Eferdinger Becken zu Hochwasser kommen werde, bejahte er. Er stimmte auch der Aussage zu, dass man Evakuierungsmaßnahmen einleiten hätte sollen. Doch dafür sei der Verbund nicht zuständig, die vorgeschriebene Alarmierung sei an das Land weitergeleitet worden.

"Nächtens ganz feige absaufen lassen"

Einer der Kritiker des Verbundes, der Bürgermeister von Walding Josef Eidenberger (SPÖ), sieht sich nun bestätigt: Dass Wasser Platz brauche sei keine Frage, aber "wenn das strategische Konzept vor hat, das Eferdinger Becken künftig als Überflutungszone zu sehen, dann muss man das den Leuten vorher sagen und sie nicht nächtens ganz feige absaufen lassen".

Ärger beim Landeshauptmann

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) reagierte verärgert auf die Wendung in dem Fall. Er hätte sich "diese klaren Worte des Verbunds gleich zum Zeitpunkt der Katastrophe gewünscht, denn dann hätten sich die Menschen anders darauf einstellen können", sagte er zum ORF Oberösterreich. Er habe diese Informationen nicht gehabt. Es werde aber genau zu prüfen sein, ob Mitarbeiter des Landes diese Informationen bekommen hätten. Er könne sich nicht vorstellen, dass jemand bewusst Daten nicht weitergegeben hätte.

Bauten stehen in Überströmbecken

Der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne), erläuterte am Samstag in einer Presseaussendung, seit Errichtung des Kraftwerkes Ottensheim 1970 sei die Donau im Bereich des Eferdinger Beckens mit "Überströmstrecken" ausgestattet, die auch im damaligen Genehmigungsbescheid des Landwirtschaftsministeriums verbindlich vorgeschrieben seien. Diese würden ab einem bestimmten Niveau eines Hochwassers aktiv. Im damaligen Genehmigungsverfahren seien alle Anrainergemeinden beteiligt gewesen. "Heute stellt sich die Frage, warum über dieses seit 43 Jahren bestehende Faktum die Bevölkerung offensichtlich unzureichend informiert wurde und warum in Teilbereichen jahrzehntelang zusätzliche Bauten zugelassen wurden", stellte er fest.

Grundwasser verseucht

Anschober ergänzte, die bisher ausgewerteten Daten zur Aufarbeitung des Hochwassers würden zeigen, dass es wesentlich gewaltiger gewesen sei, als bisher angenommen. Nach einer Informationsveranstaltung in Goldwörth Freitagabend mit hunderten Betroffenen hätten viele ihr Interesse an freiwilligen Absiedelungen deponiert. Laut ersten Untersuchungsergebnissen sei das Grundwasser im Eferdinger Becken teilweise bakteriologisch belastet und das Wasser vieler Brunnen weise daher nicht Trinkwasserqualität auf. Es handelt sich um geschätzte 800 Hausbrunnen.

Oö. Krisenmanagement widerspricht

Das Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes Oberösterreich widersprach am Samstagnachmittag dem Verbund. Demnach seien der behördlichen Einsatzleitung die nunmehr vom Verbund angesprochenen Informationen während der gesamten Dauer der Hochwasserkatastrophe nicht zur Verfügung gestanden. Es habe daher keine Möglichkeit mehr bestanden, die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen oder zu evakuieren. Das teilte Michael Gugler von der Direktion für Inneres und Kommunales des Landes in einer Presseaussendung mit.

Wiederholte Anfragen der Einsatzleitung an den Verbund seien mit einem Hinweis auf die Wehrbetriebsordnung ohne nähere Angaben beantwortet worden. Sie habe sich daher für ihre Maßnahmen und Anordnungen an den Informationen des Hydrografischen Dienstes des Landes Oberösterreich orientieren müssen. Diese seien nachweislich an die behördlichen Einsatzleitungen in den Bezirken und die Technische Einsatzleitung in der Landeswarnzentrale weitergegeben worden, stellte Gugler fest. Sie seien auch jederzeit von allen Beteiligen beziehungsweise der Bevölkerung über die Homepage des Landes Oberösterreich und dem Hydrografischen Dienst abrufbar gewesen.

BZÖ übt Kritik

Die Einsatzleitung habe daher - was die Entwicklung des Wasserstandes im Eferdinger Becken betrifft - auch keine anderen Schlüsse ziehen können. Es habe davon ausgegangen werden müssen, dass sich der Pegel im Eferdinger Becken ähnlich wie der Pegel Linz verhält. Gugler betonte zudem, dass es von der behördlichen Einsatzleitung keine Einflussnahme auf die Kraftwerke gegeben habe, den Pegel Linz zu beeinflussen um die Stadt zu schonen.

Der BZÖ-Bündnissprecher und BZÖ-OÖ Spitzenkandidat Rainer Widmann forderte in einer Reaktion die Einsetzung einer mit internationalen Experten besetzten Untersuchungskommission. Er stellte auch eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft in den Raum. Team Stronach Klubobmann Robert Lugar kritisierte die bewusste Flutung als "bodenlose Frechheit und bewusstes Ignorieren aller erforderlichen Informationspflichten". Er forderte vollkommene Transparenz und Information für alle, die im betroffenen Gebiet wohnen und jene, die sich noch ansiedeln wollen.

Kommentare

Und übrig bleibt der Bürger der so unvorsichtig war Politikern zu glauben........

powervomland melden

Wieder einmal: Der Staat im Staat. Diese offensichtliche Macht des Verbunds gehört hinterfragt, offenbar overruled man die Politik. An alle Geschädigten: Top-Rechtsanwälte im Konsortium, Gutachter dazu und dann vor Gericht. Und dann an die Medien zur Info.

willschreiben melden

Ich denke mal da gehört mehr hinterfragt und die Politik steht ja meistens hinter der Wirtschaft und kümmert sich kaum um die Bevölkerung. Aber ihr alle seid Schuld daran, Ihr habt ja gewählt!!! Also nicht jammern

Ich höre schon eine Sammelklage anrollen...

Man hätte den Häuselbauern in der Gegen wenigstens empfehlen könnne, doch besser Hausboote statt Hauser zu errichten.

Bzw wurde die Situation gewaltig unterschätzt

Aber eins ist mir schleierhaft. Der Hydrografische Dienst hat vier Tage vorher im Radio gesagt das es nicht zu einen Jahrhundert Hochwasser kommen wird. Wenn man die Wetterkarten der nächsten vier Tage angeschaut hat, hat man gesehen das die Regenmengen jenseits der 50mm pro Tag waren. Also hat das zusammenspiel zwischen HGD und der Zamg UND des Katastrophenschutzes nicht funktioniert.

melden

der Pühringer redet auch nur einen schmarren daher,dieser wusste genau was passieren wird,wenn das wasser abgelassen wird.
Schwarzes gesindel halt !!

christian95 melden

Wahltag ist Zahltag!
OÖ verdient nichts anderes; OÖ hat sich Pühringer & Co selbst gewählt.

BigDaddy74 melden

Genau. Und der schwarze peter wird dem verbund zugeschoben.

willschreiben melden

na dann wählt halt die rot/grünen so wie sie in wien sind. Tempo 30, grün bepinselte Radfahrwege und die Radfahrer fahren trotz Radfahrwegen nur auf der Straße usw. und viel glück dabei

BigDaddy74 melden

Für die Voest wäre ein enormer Schaden entstanden. Das ist eine schwierige Entscheidung. Aber warum da Baugenehmigungen in einen Überflutungsgebiet erteilt worden sind, ist mir schleierhaft.

christian95 melden

100% richtig!
Bei jeder Bauverhandlung muss ein eigener Sachverständiger mit bezahlt werden. Diese "Experten" können Hochwassergefahr und Maßnahmen (Schutz) bei Starkregen nicht erkennen????

Im prinzip gehts da nur um die Kohle!! Es ist billiger fürs das Land die Privaten absaufen zu lassen, als das die Voest und ganz Linz Süd

Seite 1 von 1