Herzschrittmacher-Kontrolle von zu Hause:
Daten werden an Krankenhaus übermittelt

In Österreich wird bereits an 100 Patienten getestet Hiesige Krankenhäuser sollen besser entlastet werden

Rund 27.000 Menschen leiden in Österreich an Herzinsuffizienz, etwa in Folge eines Infarkts. Oftmals bietet die Implantation eines Schrittmachers oder Defibrillators die Chance auf eine Rückkehr zum gewohnten Lebensrhythmus. Die Überwachung und Kontrolle derartiger Geräte könnte künftig einfacher als bisher ablaufen: Experten haben in Wien das Konzept "Telemedizin" vorgestellt, das die Übertragung von Daten von zu Hause an ein Krankenhaus ermöglicht.

Herzschrittmacher-Kontrolle von zu Hause:
Daten werden an Krankenhaus übermittelt

Träger von Implantaten stellen dabei in der eigenen Wohnung eine Abfragevorrichtung in der Größe eines Modems auf. Bei den modernsten Versionen genügt es, wenn sich der Patient einmal täglich für einige Minuten in ein bis eineinhalb Meter Entfernung des Empfängers aufhält. Dieser erhält vom Schrittmacher oder Defibrillator die zur Kontrolle nötigen Daten, etwa bezüglich Batteriestatus. Über die Telefonleitung werden die Informationen an einen zentralen Server weitergeleitet. Der zuständige Arzt kann über eine passwortgesicherte Internet-Seite auf die Daten zugreifen und bei Unregelmäßigkeiten die nötigen Maßnahmen setzen. Ist hingegen alles in Ordnung, kann den Patienten die unnötige Anreise ins Spital erspart werden.

Krankenhäuser entlasten
Patienten mit Defibrillator müssen ihr Gerät regelmäßig alle drei bis sechs Monate überprüfen lassen, jene mit Schrittmachern alle sechs bis zwölf Monate. Neben der gerade für ältere Betroffene oftmals mühsamen Anreise sehen sich die Krankenhaus-Ambulanzen aufgrund der steigenden Anzahl von Implantaten einer drohenden Überlastung ausgesetzt. Laut Mathias Pieske von der Medizinischen Universität Graz ist im dortigen Klinikum mit 500 betreuten Implantats-Fällen die Kapazität ausgeschöpft. "Telemedizin" könne Abhilfe schaffen und einen zu erwartenden Anstieg der Patienten abfedern.

Test läuft bereits
Um die Alltagstauglichkeit der neuen Technologie zu testen, wurden in Niederösterreich und der Steiermark 100 Träger von Defibrillator-Implantaten einer Anwendungsbeobachtung unterzogen. Laut Harald Mayr vom Landesklinikum St. Pölten ist die Akzeptanz von "Telemedizin" zur Kontrolle von Herzparametern sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Ärzten hoch. Mayr verwies weiters auf die USA, wo "Telemedizin"-Systeme 2002 eingeführt und seither bei rund 150.000 Patienten in 1.000 Kliniken eingesetzt wurden. In Deutschland ist die Technologie seit 2006 für 200 Betroffene in 50 Krankenhäusern im Einsatz. Dort ist auch eine Vergütung der telemedizinischen Nachkontrolle durch die Krankenkassen möglich. (apa/red)