Herzinfarkt bei Frauen erkennen

Medizin vernachlässigt immer noch eklatante Unterschiede zwischen Geschlechtern

Dass ein Herzinfarkt bei Frauen häufiger unentdeckt bleibt als bei Männern, ist nichts Neues. Entsprechend häufiger bleibt die Erkrankung bei Frauen auch unbehandelt. Was weniger bekannt ist: Ein Herzinfarkt hat bei Frauen oft andere Ursachen als bei Männern. US-Wissenschafter fanden nun heraus, welche Risikofaktoren beim weiblichen Geschlecht ausschlaggebend sind.

von
THEMEN:
Frau greift sich mit den Händen ans Herz © Bild: iStockphoto.com

Ein weiblicher Herzinfarkt könnte andere Ursachen, Symptome und Ergebnisse haben als bei einem Mann. Zu diesem Schluss kommt die American Heart Association im Journal "Circulation". Unterschiede bei den Risikofaktoren und Ergebnissen sind außerdem noch weiter ausgeprägt unter farbigen und hispanoamerikanischen Frauen, halten die Studienautoren fest.

Laut den Experten der American Heart Association ist die Anzahl der Todesfälle durch Herzerkrankungen bei Frauen drastisch gesunken. Grund dafür sind verbesserte Therapie und Prävention von Herzerkrankungen, aber auch eine gestiegene Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema.

"Trotz Verbesserungen zur Verhinderung von kardiovaskulären Todesfällen im vergangenen Jahrzehnt ergeht es Frauen immer noch schlechter als Männern und bleiben Herzerkrankungen bei Frauen unterdiagnostiziert sowie untertherapiert, besonders unter afroamerikanischen Frauen", sagt Laxmi Mehta, Kardiologin und Direktorin des Women's Cardiovascular Health Program an der Ohio State University.

Große Gefahr von Fehldiagnosen

Herzinfarkte durch Blockaden in den Hauptarterien, die zum Herzen führen, können bei beiden Geschlechtern auftreten. Doch die Art, wie die Blockaden ein Blutgerinnsel bilden, kann sich unterscheiden. Im Vergleich zu Männern können Frauen weniger ernste Blockaden haben, die keinerlei Stents erforderlich machen; trotzdem sind die Herzkranzgefäße geschädigt, was den Blutzufluss zum Herzen reduziert.

Die Folge ist jedoch dieselbe: Bekommt das Herz zu wenig Blut, kann ein Herzinfarkt eintreten. Wenn Ärzte die Ursache eines Herzinfarktes bei Frauen nicht korrekt diagnostizieren, werden sie wahrscheinlich nicht die richtige Therapie verschreiben. Medizinische Therapien und Medikamente sind ähnlich, unabhängig vom Grund des Herzinfarktes oder der Schwere der Blockaden. Dennoch werden Frauen im Vergleich zu Männern weniger behandelt - und das trotz der erwiesenen Vorteile der Medikamente.

Symptome unterscheiden sich

Frauen erfahren mehr Komplikationen beim Versuch, die Blutzufuhr wiederherzustellen, weil Blutgefäße dünner, die Patientinnen oft älter sind und über mehr Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck verfügen. Standard-Mittel werden durchwegs bei Frauen weniger angewendet, was zu schlechteren Ergebnissen führt. Zusätzlich werden Rehabilitationsmaßnahmen seltener verschrieben. Und wenn doch, nehmen Frauen seltener teil oder brechen die Maßnahmen vorzeitig ab.

Während das häufigste Herzinfarkt-Symptom - Brustschmerz oder Unwohlsein - bei beiden Geschlechtern auftritt, haben Frauen zudem eher atypische Symptome wie Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Rücken- oder Kieferschmerzen. Auch hinsichtlich der Risikofaktoren gibt es große geschlechtsspezifische Unterschiede. So sorgt Bluthochdruck eher bei Frauen für einen Herzinfarkt. Leiden junge Frauen an Diabetes, steigt ihr Risiko für Herzerkrankungen um das Vier- bis Fünffache im Vergleich zu jungen Männern.

Kommentare