Hermes baut in Österreich Paketdienst auf: Insgesamt sind 1.000 Paketshops geplant

Logistik-Gruppe wird rund 1.000 neue Jobs schaffen Post gelassen: Weniger Gewinn, kein Preiskampf

Die Österreichische Post bekommt Konkurrenz. Nach hohen Zuwächsen in Deutschland nimmt die zum Versandhauskonzern Otto gehörende Hermes-Logistik-Gruppe den österreichischen Paket-Markt in Angriff. Der Startschuss für die Zustellung von Paketen solle Anfang Juli fallen, teilte Hermes mit. Bis zum Jahresende sollen fünf Verteilzentren, 35 Niederlassungen und 1.000 Paketshops entstehen.

Ziel sei, 2008 mindestens 20 Prozent der Sendungen von Unternehmen an Privatpersonen sowie im Privatkundengeschäft zuzustellen, kündigte Hermes-Chef Hanjo Schneider an. Mit über 90 Prozent Marktanteil ist die Österreichische Post bisher unangefochtener Marktführer bei der Paketzustellung. Bisher wurden die Pakete von Otto und des zum Konzern gehörenden Universal Versands in Österreich über die Österreichische Post verschickt. Das Volumen beläuft sich nach früheren Angaben auf zehn Millionen Sendungen pro Jahr.

1.000 neue Jobs
Der neue Post-Konkurrent Hermes wird mit seiner neuen Zustellung in Österreich voraussichtlich rund 1.000 Jobs schaffen. "Damit dürften Sie nicht so falsch liegen", sagte ein Sprecher des Unternehmens zur APA. In Deutschland beschäftigt das Tochter-Unternehmen der Otto Versandgruppe derzeit rund 13.000 Mitarbeiter direkt oder über eigenständige Zustellunternehmungen.

Zweifel darüber, dass sich das Modell in Österreich nicht rechnen könnte, hat Hermes nicht. "Wir betrachten das nicht als Sponsoring", so der Sprecher. Ziel sei es, nicht nur die Pakete von Otto und Universal Versand zuzustellen, sondern auch andere namhafte Großkunden zu gewinnen. Im Gespräch ist etwa der Quelle-Versand, mit dem Hermes gerade in Deutschland verhandelt. Nach Branchen-Schätzungen würde die Österreichische Post dadurch noch einmal 8 Millionen Pakete verlieren und Hermes in Österreich sein Volumen verdoppeln.

Längerfristig schließt Hermes auch den Einstieg in den österreichischen Brief- und Werbemittelmarkt nicht aus. "Wenn das Netz steht, wird uns auch noch die eine oder andere Geschäftsidee einfallen", hieß es. Fahrplan wollte das Unternehmen dazu aber keinen nennen. In Deutschland, wo der Briefmarkt schon nächstes Jahr vollliberalisiert werden soll, ist Hermes zu 29 Prozent an der TNT Post und zu 50 Prozent an "Prime Mail", einem Joint Venture mit der Schweizer Post, beteiligt. Diese stellen unter anderem auch die Versandhauskataloge zu, die in Österreich die Post vorerst noch weiter selbst austragen wird.

Die voraussichtlich etwa 1.000 Mitarbeiter werden vor allem in der Zustellung und in der Verteilung tätig sein. Die 1.000 geplanten Paket-Shops in Österreich werden vor allem "Shop im Shop"-Lösungen sein. Die Verhandlungen mit potenziellen Partnern laufen. In den Läden wird man nicht nur Pakete abholen, sondern auch aufgeben können. Ziel ist ein flächendeckendes Netz. Man wolle auch in den ländlichen Regionen jeden erreichen, betonte der Sprecher. In Deutschland befinden sich 40 Prozent der Hermes-Läden im ländlichen Raum.

Post bleibt gelassen
Die Österreichische Post selbst sprach in ihrer Bilanzpressekonferenz von 8 Millionen Paketen, die verloren gingen. Ab 2009/2010 wird sich der Betriebsgewinn (EBIT) der Post nach Einschätzung von Finanzvorstand Rudolf Jettmar durch diese Verluste um 20 bis 25 Mio. Euro reduzieren. Abgesehen von Otto- und Universal-Versand-Päckchen fürchtet die Post keine Marktanteilsverluste. Dennoch dürfte sich die EBIT-Marge der Post im Paket-Bereich von 7 auf 4 Prozent reduzieren.

"Wir sind gerüstet und werden einen Teufel tun, den Markteintritt von Hermes mit Preiskämpfen zu begrüßen", gab sich Post-Generaldirektor Anton Wais kämpferisch. Noch 2004 habe die Post 80 Prozent ihrer Paket-Umsätze im Versandhandel gemacht, heuer würden es nur noch 16 Prozent sein. "Wir werden natürlich Cash verlieren. Aber 20 Prozent von 16 Prozent Umsatz abzugeben, werden wir verkraften", so Wais. (apa)