Herbert Scheibner ist Interimschef - wieder:
Polit-Veteran hält sich gern in zweiter Reihe

Wiener gilt als ein politischer Überlebenskünstler Schaffte als Verteidigungsminister Eurofighter an

Herbert Scheibner ist Interimschef - wieder:
Polit-Veteran hält sich gern in zweiter Reihe

Scheibner ist einer jener Freiheitlichen, die im Banne Jörg Haiders in den 90er-Jahren ihren Aufstieg schafften, er ist aber der einzige, der ohne Unterbrechung dabei war. Während sich Gernot Rumpold und Walter Meischberger Existenzen abseits der Spitzen-Politik schufen und Peter Westenthaler zumindest eine Auszeit nahm, ist der Wiener Scheibner ein absoluter Dauerbrenner, vielleicht weil er es immer vermied, die Verantwortung ganz an der Spitze zu übernehmen.

Herbert Scheibner wurde am 23. April 1963 in Wien geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre, 1993 leistete er seinen Präsenzdienst ab. Seinen beruflichen Werdegang begann Scheibner 1987 als freiberuflicher Versicherungsmakler.

FPÖ-Urgestein
Bereits 1983 war er zur FPÖ gestoßen, 1988 bis 1989 war er Schulungsreferent und Büroleiter im Generalsekretariat der Partei, 1990 ging es ab in den Nationalrat, 1992 bis 1995 war er Generalsekretär, 1994 bis 1999 Geschäftsführer der FP-Akademie. Im April 1999 wurde er Klubobmann, als Nachfolger des Duos Jörg Haider und Ewald Stadler, wobei ihn mit letzerem bis heute keine große Freundschaft verbindet.

Als es die FPÖ in die Regierung schaffte, war klar, dass Scheibner in ein Ministerium durfte - es wurde das Verteidigungsressort, wobei er im Bundesheer deutlich mehr Ansehen als die meisten seiner Vorgänger und Nachfolger genoss. Anerkannt wurde, dass er noch als Abgeordneter die Ausbildung zum Miliz-Unteroffizier durchlaufen hatte. Bei Truppenbesuchen trat er meist im Kampfanzug auf und während seiner Amtszeit als Minister ließ er sich zudem gemeinsam mit engen Mitarbeitern als Fallschirmspringer ausbilden. Freilich fiel in seine Amtszeit auch die Typen-Entscheidung für den Eurofighter, aus der er persönlich aber unbeschadet hervorging.

Spitzname "Brutus"
Scheibners Schicksal war viel eher Knittelfeld, wo er sich endgültig das Image des Wendigen zuzog, auch wenn er sich bis heute missverstanden sieht. Eigentlich an der Seite Karl-Heinz Grassers im Auftrag von Parteiobfrau Susanne Riess-Passer gegen Jörg Haider und seine Getreuen entsandt, fand er sich plötzlich auf der Kärntner Seite wider. Der innerparteiliche Spitzname "Brutus" war geboren.

Den Chef bei den Freiheitlichen machte Scheibner dann nicht, auch wenn ihm das nahe gelegt wurde. Einzig als Interimschef diente er 2002 einige Wochen, ehe Mathias Reichhold ranmusste. Bei der Neuauflage von Schwarz-Blau ging Scheibner zurück ins Parlament, konkreter in den Klub, wo es ihm bei der Abspaltung des Bündnisses Zukunft Österreich gelang, die Reihen dicht zu halten, ein Kunststück des begabten Redners. Seine Hoffnung auf den Dritten Nationalratspräsidenten erfüllten sich nicht, er unterlag im Klub Thomas Prinzhorn.

Für den Fraktionschef reichte es zuletzt beim BZÖ nicht mehr, zunächst Peter Westenthaler und dann Josef Bucher genossen den Vorzug des Bündnisses, wenngleich Scheibner dies wohl nicht allzu viel ausgemacht hat. Schließlich ist er seit Längerem selbstständig mit seiner Business Development GmbH tätig. Privat machte Scheibner in den letzten Jahren durch die Beziehung mit dem tschechischen Model Iveta Portelova Schlagzeilen. Aus seiner früheren Ehe hat er zwei Kinder.
(apa/red)