Sowohl für Brautpaare als auch für Wedding Planner, aber auch viele andere Unternehmen in der Hochzeitsbranche war dieses Jahr geprägt von einem Wechselbad an Gefühlen: Verunsicherung, Zuversicht, Pessimismus, Optimismus, Trauer, Wut, Enttäuschung, Realismus – all diese Gefühle haben die widersprüchliche Kommunikation unserer Bundesregierung und die Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 in uns ausgelöst.
Zu Beginn der Pandemie hatten wir alle noch gehofft, dass sich die Lage mit Saisonbeginn – also Mai, spätestens Juni wieder beruhigen würde, dass die Fallzahlen sinken und Hochzeiten gefeiert werden können. Schon bald wurde aber von unserer Regierung kommuniziert, dass es wohl bis Ende August keine größeren Feiern geben würde – dieser Donnerstag, es war der 9. April 2020 legte die gesamte Branche still und erstickte die letzten Hoffnungen aller auf die Chance diesen einzigartigen Tag im Leben zweier Menschen mit Freunden und Familie wie geplant im Sommer 2020 feiern zu dürfen im Keim.
Dabei hatte dieses Jahr für die gesamte Hochzeitsbranche so vielversprechend begonnen – 2020 war übervoll mit Hochzeitsterminen; wir waren eingestellt auf eine arbeitsreiche Saison.
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Zeit für Sentimentalität oder, um über unsere eigene berufliche - und natürlich auch private - Zukunft nachzudenken blieb uns Hochzeitsplanern nicht: Da waren die Brautpaare zu betreuen, die einerseits beruhigt und getröstet werden wollten, für die rasch ein Ersatztermin gefunden werden musste mit all den organisatorischen Konsequenzen, wie dem Verhandeln von Storni, dem Abschließen von Verträgen oder Nachträgen zu bestehenden Vereinbarungen und da waren die Hochzeitsdienstleister, die sich verzweifelt an uns wandten, die wissen wollten wie sie nun mit den absolut nachvollziehbaren Verschiebungen oder Stornierungen umgehen sollten – täglich wurde die Unsicherheit durch teilweise unklare oder rasch ändernde Verordnungen größer und unser Beratungsaufwand ebenso.
Anfang Augst haben wir dann begonnen langsam wieder aufzuatmen – einige Brautpaare, die die Hoffnung nicht aufgegeben hatten, haben im August noch wunderschöne Hochzeiten gefeiert – emotionaler und freudiger als je zuvor. Die Branche hat auf einen erfolgreichen Herbst geblickt, zuversichtlich wenigstens einen Teil ihres Umsatzentgangs wieder aufzuholen. „Wie gewonnen, so zerronnen“ – Anfang September ging es wieder los mit den schlechten Prognosen für den Herbst/Winter: wöchentlich neue Einschränkungen führten wieder zu verzweifelten Brautpaaren und Kolleginnen und Kollegen – die sich in zwei Lager teilten, die einen, die sich mittlerweile lethargisch dem Schicksal ergaben, die anderen, deren Verzweiflung nie größer war.
Und natürlich war auch die Enttäuschung bei den Brautpaaren wieder groß, vor allem bei Jenen, die ihre Hochzeit von Juni/Juli auf September/Oktober verschoben hatten – und wieder hatten sie sich auf ihren großen Tag, in den soviel Energie in die Vorbereitung investiert wurde, gefreut; diesen einen Tag, auf den hingefiebert wurde; dieser eine Tag, der schon einmal nicht stattfinden konnte und wieder – es sollte einfach nicht sein. Emails mit Sätzen wie: „Ich kann es nicht glauben, dass ich schon wieder verschieben muss“ bis zu „Wir lassen es sein, ich mag nicht mehr heiraten“ trudelten am 10.9., dem Tag der Pressekonferenz, die wohl alle Betriebe aus der Eventbranche so ängstlich verfolgt hatten bei uns ein. Eine meiner Bräute stand unmittelbar nach der Pressekonferenz tränenüberströmt vor mir – „Ich kann es nicht glauben, ich darf nicht heiraten“.
Die Prognose für die nächste Saison startet mit der gleichen Unsicherheit wie sie geendet hat. Wir wissen nicht, was nächstes Jahr ab wann wieder möglich sein wird – ich hoffe und wünsche mir für alle in der Branche und für alle Brautpaare, dass sie ihre Hochzeit im nächsten Jahr ohne Sorge um eine Ansteckung und ohne Maske feiern dürfen und dieser Spuk bald ein Ende hat.
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