"Im braunen Sumpf"

Hans-Henning Scharsachs Anklage gegen die FPÖ ist nun auch als Hörbuch verfügbar

von Strache bei der "Heldenehrung" der Burschenschafter 2004 © Bild: APA/Herbert P. Oczeret

"Ich musste mich ununterbrochen innerlich übergeben“, Mit diesen Worten erklärte Alfons Haider bei der Präsentation des Hörbuches, weshalb es ihm so schwer fiel, dieses Buch einzusprechen. Anfangs hätte er gezögert, ob er der Aufgabe überhaupt gewachsen sei, doch nachdem er einige Seiten des Textes gelesen hatte wurde ihm klar, dass er das Buch einsprechen würde, wenn das der Verlag wünscht.

Die Aufgabe war dennoch schwierig. Statt der sonst üblichen vier Tage brauchte er acht, um den Text einzusprechen, so sehr setzte ihm das Gelesene zu. Auch ist die Stimme des ORF-Stars kaum zu erkennen. Auch das sei ein Resultat des belastenden Textes, meinte Haider. Ihm sei es aber wichtig gewesen, dass seine Prominenz dazu beitrage, dem Buch zusätzliche Öffentlichkeit zu verleihen. Weil er der Meinung sei, dass die meisten Strache-Wähler die präsentierten Fakten nicht kennen würden, vielleicht auch nicht wissen wollten und das gelte es zu ändern.

"Im braunen Sumpf“

Doch worum geht es in diesem Buch, das einzusprechen, selbst einem Profi wie Alfons Haider schwer fiel? Der Autor selbst, langjähriger inzwischen pensionierter Journalist und Verfasser zentraler Werke über den Politiker Jörg Haider, meinte dazu, dass es ihm um Folgendes ging: " Es gibt zwei Milieus in der FPÖ. Ein offizielles Milieu, das in der Öffentlichkeit präsent ist und als selbsternannte untadelige Patrioten und Politiker auftritt und ein Milieu der Neonazis, der unverbesserlichen Antisemiten und der Ausschwitz-Leugner.“ Doch auch dieses Milieu sei das Milieu der FPÖ, Hans Henning-Scharsach

Scharsach macht keinen Hehl daraus, dass er Strache für gefährlicher als Haider hält. Zwar hat er sich auch mit dessen Aufstieg in den 1990er Jahren und den rechten bis rechtsextremen Ausfällen der FPÖ beschäftigt. Aber Strache habe die Partei reideologisiert. Die weitgehend ideologiefreie "Buberlpartie“ in der FPÖ habe er durch eine streng ideologische "Burschenpartie“ (Burschenschafter Anm. der Redaktion) ersetzt. Doch dieses Milieu habe nie einen klaren Trennstrich zum Nationalsozialismus gezogen. Vielmehr wären viele bekannte Kriegsverbrecher des NS-Staates bis heute nicht aus ihren Burschenschaften ausgeschlossen worden.So werde Horst Wessel beispielsweise immer noch als Mitglied jener Burschenschaft geführt, der auch der oberösterreichische FPÖ-Chef Haimbucher angehöre.

Die Macht der Burschenschafter

Noch 1987 hätten die österreichischen Burschenschaften den in Nürnberg wegen "Planung eines Angriffkrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden" zu lebenslanger Haft verurteilten Rudolf Heß für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Jener Heß ist ein bis heute gefeiertes Idol vieler Rechtsradikaler, weil er im Gegensatz zu den meisten Angeklagten, trotz der drohenden Todesstrafe, nichts wiederrief sondern im Gegenteil klarstellte "er bereue nichts“.

Jenes Burschenschafter-Milieu, das weniger als 0,05 Prozent der österreichischen Bevölkerung ausmache, sitze in der FPÖ an allen wesentlichen Schalthebeln. So seien beispielsweise acht von neun Führungspositionen in der FPÖ Wien - vom Parteichef abwärts - von Burschenschaftern besetzt.

Keine harmlose Bubendummheit


Scharsach geht es auch darum, damit aufzuräumen, dass es sich bei Straches "Spielen im Wald“ um "Bubendummheiten“ gehandelt habe. Vielmehr habe Strache in seiner Jugend der Neonaziszene angehört, so der Autor. Über Ewald Stadler, einen damaligen innerparteilichen Gegner, sind Fotos von Wehrsportübungen 2007 an die Medien gespielt worden. Die Teilnehmer an den damaligen Wehrsportübungen oder "Paintballspielen“ waren auch gleichzeitig Teil der Elite der damaligen Neonaziszene.

Darunter Jürgen Hatzenbichler, der 1986 Flugzettel verteilen ließ in denen er "allen Lehrer Österreichs..(die) dem Gasbetrug huldigen…wenn wir die Macht gewinnen, (androhte, dass sie) ..so lange am Halse aufgehängt (werden), bis dass der Tod eintritt.“ Ein anderer Wehrsportfreund war Andreas Thierry, der einst "paramilitärische nationale Einsatzkommandos“ aufbauen wollte oder Marcus Ullmann der auf Videos, die von Wehrsportübungen existieren, erklärte und vorzeigte, wie man Gegnern mit dem Messer die Kehle aufschlitze. Strache habe außerdem Kontakte zur - später wegen Wiederbetätigung in Deutschland verbotenen -Wiking Jugend gehabt.

"FPÖ-Chef der Steiermark ist ein Neonazi“

Kein Blatt vor den Mund nimmt sich Scharsach aber auch bei anderen Größen der FPÖ. Beispielsweise der steirische FPÖ-Chef Kurzmann.“Kurzmann ist ein lupenreiner Neonazi. Das ist meine Meinung“, stellte Scharsach klar. Für diese Aussage, die er so auch in der Steiermark tätigte, sei er nicht einmal geklagt worden, was ihn nicht weiter wundere. Kurzmann ist nämlich Mitglied der "Kameradschaft IV“, des Traditionsverbandes der Waffen-SS. In einem Interview meinte Kurzmann, er habe dort "anständige“ Leute“ kennengelernt. Für Scharsach ist das die größte Beleidigung, die man einem Soldaten überhaupt entgegen bringen könne. Denn die Waffen-SS war eine nationalsozialistische Verbrecherorganisation und Kurzmann - dieser ist Historiker - müsse das wissen. Nicht das einzige was Kurzmann nicht zu wissen scheint, meinte er doch auf die Frage, ob es den Holocaust gegeben habe: "Ich weiß es nicht. Ich habe mich mit diesem Kapitel der Geschichte nicht so stark befasst.“

Der steirische FPÖ-Chef nahm auch schon an der politischen Akademie der AFP (Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik) als Referent teil, eine Organisation die laut Verfassungsschutzbericht 2007 "ungebrochen eine ausgeprägte Affinität zum Nationalsozialismus aufweist". Deshalb ist die "AFP ist weiterhin als aktivstes und größtes Sammelbecken der rechtsextremen Szene in Österreich einzustufen.” Eine Ehre die er mit dem Wiener FPÖ-Chef Johann Gudenus, dem EU-Abgeordneten Andreas Mölzer und Straches "Wehrsportfreund“ Andreas Thierry teilt.

Enzyklopädie rechtsextremer Querverbindungen

Scharsachs akribische Arbeit stellt die Verflechtung von FPÖ-Funktionären, von der Parteispitze bis zur Bezirksorganisation, ins rechtsradikale Milieu dar. Das Buch ist fast schon eine Enzyklopädie dieser rechtsextremen Querverbindungen. Von den ehemaligen Wehrsportübungen des Parteichefs bis zu jenen Funktionären, die das Neonazi-Forum "alpen-donau“ mit Inhalten füllten und jenen Postern, die auf den Facebook-Seiten der FPÖ ihre "Hasspostings“ hinterlassen. Scharsach hatte aber auch ein politisches Ziel: "Mir ging es nicht darum den Büchermarkt um ein weiteres kluges Buch zu bereichern. Mich selbst hat es überrascht in welchem Ausmaß es diese Querverbindungen gibt. Ich denke, das ist auch vielen Wählern unklar und sollte gerade in einem Wahljahr bekannt werden.“

Jeder der sich für die FPÖ engagiert, so schreibt er in seinem Buch, mache auch mit Deutschtümmlern, Rechtsextremen und Neonazis gemeinsame Sache. Dasselbe gelte auch für die Wähler, da jede Stimme für die FPÖ die Macht von Burschenschaften wie der Olympia stärke, die Träger, Verteidiger und Verbreiter neonazistischer Traditionen seien. Ob das mit dem Verbotsgesetz in Einklang stehe, müssten Gerichte klären. So lang das nicht geschieht, heißt es: "Es gilt die Unschuldsvermutung!“


Das Buch "Strache: Im Braunen Sumpf“ ist im Kremayr & Scheriau Verlag bereits 2012 erschienen. Das Hörbuch, in dem Alfons Haider Scharsachs Text vertont und noch einmal aufs Wesentlichste zusammenfasst und essentiallsiert, ist im Jänner 2013 im "Mono Verlag" erschienen.

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger

Und ich frage mich, warum hier schon mittlerweile das 5. oder 6. posting gelöscht wurde??...zombievovic heute wieder im Partei-Einsatz?

PAstorPeitl melden

Auch wenn ich meinen journalistischen Kollegen ungern widerspreche, so frage ich mich doch, warum es letztlich nicht zu einer Strafanzeige, sondern zu einem Buch gekommen ist, welches zwar die Mitwisserschaft aber auch die Strafvereitelung bestätigt, solte an den Vorwürfen wirklich Etwas dran sein.

Ich kann mir also nur vorstellen, dass es sich wieder einmal um linke Propaganda handelt, die ich für gefährlich halte, weil eine jede Zuordnung der damalig schrecklichen Ereignisse in die Jetztzeit dazu beitragen könnte, dass sich die Geschichte wiederholt.

Es wäre daher anzuraten, einer Partei, die im Parlament vertreten ist nur dann braune Kontakte nachzusagen, wenn diese auch belegbar und daher zu einer Strafverfolgung führen können oder auf das Thema "Nazi" aus Werbezwecken zu verzichten.

Ihr

Pastor Hans-Georg Peitl
Senior International Advisor
of Association of Clergy International
http://www.aoci.info
http://jachwe.wordpress.com

S/A/R melden

Herr Pastor, lassen Sie doch die Kirche im Dorf! Sie sind mehr Blau als jeder andere hier. Mich wunder es, dass Sie überhaupt eine Signatur in einer FREMDsprache führen. Sie sollten mal das Neonazi denken abdrehen und sich auf Ihre jungen Priesterbuabn konzentrieren. Viel Glück, dabei nicht erwischt zu werden ;-))

Ignaz-Kutschnberger

@mirucki @mfp @elcordes... also übergeben habe ich mich beim Lesen nicht, aber vlt kommt das ja noch beim Anhören ;-) Allerdings muss ich gestehen dass ich beim Lesen des Inhaltes braunen Durchfall bekommen habe der in der Abendröte ein wenig bläulich schimmerte ...

Ignaz-Kutschnberger

Das Buch ist einfach nur SUPER!! ...glaub in Seite 17 bis 28 schreibt er über mich...ganze 9 Seiten... Danke!!

mirucki melden

Alfons Haider muß sich innerlich übergeben wenn er das buch liest. ich muß mich äußerlich übergeben wenn ich ihn höre oder sehe.

mfp7764 melden

Bravo sehe ich auch so;-)

Elcordes melden

Genau den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Haider ist zum kotzen. Eine Frechheit das man noch Fernsehgbühren zahlen muß für so einen Hirni. Die sollten besser nach Minuten abrechnen wo man diesen Sch..... Sender aufdreht und nicht Zwangsvergewaltigung.

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@mfp7764, @Elcordes @mirucki: was seit ihr für geistige Tiefflieger? FPÖ Schargen?:

Elcordes melden

@nibelungengau, der Name passt zu Dir wie Deine Kommentare Du Sohn des Nebels oder ihr Zwergenvolk das ist dann das Niveau Deiner Gruppierungen wie rot und schwarz , ganz einfach Zwergengehirn.

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

oh Mann oh Mann...aber der war jetzt auch nicht schlecht mitn Zwergenvolk...

robertblum melden

braun !ist das nicht die farbe die hinten den körper verlässt ?gerade das was @elcordes von sich gibt , denn wenns den jörg haider nicht gegeben hätte . würde strache heute noch im tiefsten wienerwald zugsägenzähne feilen !es ist halt so im leben oft hat eine maus mehr faust als gewisse braunen fans hirn !freundschaft !!!

S/A/R melden

@Elcordes: Was haben Sie jetzt dem ganzen beizutragen? Außer Hassparolen gegen einem normaldenkenden?

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