„Hedda Gabler“ mit Birgit Minichmayr

Das Burgtheater zeigt Martin Kusejs Münchner Inszenierung von Ibsens Drama

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Theaterkritik „Hedda Gabler“ © Bild: © Thomas Dashuber

Die Fenster einer grell-weiß lackierten Doppeltür erleuchten den dunklen, weiten Raum. Im Hintergrund von Annette Murschetzs Bühne türmen sich schwarze Sessel. Blasse Schwächlinge, ausgenommen, einer, der Hedda nämlich, treten auf, geben ihr Innerstes Preis und gehen wieder ab, knapp, Szene für Szene. Einschübe elektronischer Musik teilen das Geschehen in konzentrierte Kapitel, komprimiert auf das Wesentliche, die Darstellungen gequälter Seelen. Auch Hedda Gabler ist so eine.

Theaterkritik „Hedda Gabler“
© © Hans Jörg Michel

Kammerspiel zerstörter Seelen

Birgit Minichmayr zeigt die verwöhnte Tochter aus dem wohlhabenden Hause Gabler, die an ihrer Langeweile leidet, als kompromisslose, kühle, magische Personifikation der Bösartigkeit mit herbem Charme. Schroff geht sie mit ihren Mitmenschen um, bedroht sie, will sie in ihre Macht bringen. Und das gelingt ihr auf letale Weise. Denn jeder in dieser Gesellschaft leidet an seiner Seele. Während sich der frisch angeheiratete Wissenschaftler Jorgen Tesman mit seinen Pantoffeln begnügt, spielt sie mit ihren Pistolen. Außer einer großen Villen und hohen Schulden kann er ihr nichts bieten. Ein Reitpferd kann sich das Paar nicht leisten. Norman Hacker zeigt Tesman als praktizierenden Naivling, der offen lässt, ob er seine Frau tatsächlich liebt oder ein Mann ist, der es nie schaffen wird, erwachsen zu werden und am Rockzipfel seiner Erzieherin, der Tante Jule (Barbara de Koy) hängen bleibt. Heddas Ex-Lover Ejlert Lovborg (Sebastian Blomerg), ein wissenschaftlicher Konkurrent Tesmans, hat sich dem Alkohol überantwortet. Blomberg ist das ideale Gegenüber für Minichmayr. Fragil, verletzlich lässt er sich von ihr ins Verderben und zum Gnadenschuss von eigener Hand führen.

Eindrucksvoll ergänzen Hanna Scheibe (Thea) und Oliver Nägele (Richter Brack).

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