Hauptaktionär UniCredit bleibt hart: BA-CA-
Abfindungsbeschluss ohne Nachbesserung

Mailand legt auch nach Marathon-Sitzung nicht nach Kritische Kleinaktionäre fechten den Rausschmiss an

Die Italiener sind bei der Hauptversammlung in Wien hart geblieben. Für den Bank-Austria-Streubesitz blieb es nach mehr als 11-stündiger erbitterter Debatte zum Abfindungsbeschluss in der Hauptversammlung (HV) bei den zuvor gebotenen 129,40 Euro je Aktie. Gleich mehrere Gruppen kritischer Kleinaktionäre wollen den Rausschmiss in der von der BA-CA-Mutter UniCredit vorgegebenen Form nicht hinnehmen.

Wenige Minuten nach dem Abfindungsbeschluss wurden Anfechtungsklagen zu den HV-Beschlüssen angekündigt. Ob der Preis angemessen ist, können Zweifler im Nachhinein noch über ein Nachprüfungsverfahren ermitteln lassen.

Eine Aktionärsgruppe um den Chefanalysten des Austria Börsebrief und Cube Invest-Chef Alexander Proschofsky wird mit Anwalt Martin Löffler wohl die erste Anfechtungsklage einbringen. Die Gruppe vertritt nach eigenen Angaben knapp eine Million der insgesamt 7,37 Millionen BA-CA-Aktien, die noch im Free float sind.

Vier Wochen, bis zum 3. Juni, ist Zeit, Anfechtungsklagen einzubringen. Der als aggressiv bekannte britische Hedgefonds Polygon behält sich ebenso Anfechtungen vor wie der Würzburger Betriebswirtschaftsprofessor und Kleinaktionärsschützer Ekkehard Wenger. "Es kann aber sein, dass UniCredit noch zur Vernunft kommt und ein Friedensangebot macht", so Wenger nach der HV zu Journalisten. Wie hoch das ausfallen müsste, um Wengers Bewertungszweifel und diverse strafrechtliche Bedenken "glattzustellen"? "Vor der Hauptversammlung hätte ich 170 Euro gesagt, jetzt eher höher."

"Der Preis ist eine Katastrophe"
Mit einer wenig überraschenden Mehrheit von 98,57 Prozent des anwesenden Kapitals (oder 194.704.807 Stimmen) beschloss die Aktionärsversammlung, den Streubesitz in der BA-CA (außer AVZ und Betriebsratsfonds, die bleiben) zum bisher gebotenen Preis von 129,40 Euro auszuzahlen. UniCredit - die Großbank besitzt jetzt schon 194,65 Millionen BA-CA-Aktien - macht zu diesem Preis 954 Mio. Euro für die ausstehenden Aktien locker.

In einer völlig überfüllten Halle E in der Wiener Stadthalle hatten Kleinaktionäre den ganzen Tag ihrem Ärger über die Italiener Luft gemacht: "Der Preis ist eine Katastrophe", schimpfte ein privater Anleger. "Unter jeder Kritik", meinte ein Manager des Bankhauses Krentschker, der auch Aktionäre vertritt. Von "Gefälligkeitsgutachten" zur Preisfindung war die Rede und von "Banküberfall".

Während einige der mehr als 400 anwesenden Kleinaktionäre "zumindest den Börsenkurs" als fair empfänden, besser aber eine Zusatzprämie, sprechen andere von höheren Zahlen. 170 Euro je Aktie und mehr schweben da auch den internationalen Fonds vor. Andere wollten gar 200 Euro je Aktie - vor allem nach dem Super-Erstquartal 2007.

Anfechtungen könnten sich über Jahre ziehen
Der Wiener Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger (IVA) hat "große Schwierigkeiten", das UniCredit-Offert zu akzeptieren. Der Preis sei unfair. Er kritisierte eine "Machtdemonstration eines ausländischen Großaktionärs". Anfechtungsklagen will er persönlich aber nicht, "zu teuer und zu riskant". "Nervösen" Aktionären empfiehlt er, jetzt noch über die Börse zu verkaufen. Wer einen langen Atem habe, könne auf weitere Kursanstiege spekulieren. Preisbandbreiten zwischen 160 und 180 Euro scheinen Rasinger nicht unrealistisch.

Dass Mailand hart bleiben würde, war vorweg klar: UniCredit-Chef und BA-CA-Präsident Alessandro Profumo hat gleich zu Beginn der HV die gebotene Abfindung als "angemessen" verteidigt. "Für uns besteht daher kein Anlass, im Rahmen der Hauptversammlung, den Barabfindungsbetrag zu erhöhen".

BA-CA-Chef Erich Hampel hat die Aktionäre vor den Folgen - zumindest vor Verzögerungen - von Anfechtungen gewarnt. Ein solches Verfahren würde sicher 3 bis 5 Jahre dauern. Die potenziellen Kläger glauben nicht, dass der Rechtsstreit so lange dauert. Sollte "wider Erwarten" (Hampel) eine Anfechtung sogar erfolgreich sein, würde der Gesellschafterausschluss nicht wirksam. "Daher würde in diesem Fall auch kein Aktionär eine Barabfindung erhalten."

Wem die Barabfindung zu billig ist, kann ein Überprüfungsverfahren beantragen, binnen Monatsfrist nach Eintragung des "Squeeze-out". Auch jene, die dem HV-Beschluss heute zugestimmt haben. Dafür musste kein Widerspruch zu Protokoll gegeben werden. Kommt beim Nachprüfungsverfahren ein höherer Preis als "angemessen" heraus, profitierten davon alle hinausgedrängten Kleinaktionäre, nicht nur die Rebellen.

Untreueverdacht in den Raum gestellt
Am Rande der HV fuhren Fondsmanager mit schweren Geschützen gegen die Verantwortlichen der Bank auf. Ein Untreueverdacht wurde in den Raum gestellt. Die BA-CA wies dies umgehend scharf zurück. Bei den Wortmeldungen in der HV seien jetzt Dinge ans Tageslicht gekommen, die hart an der Grenze des Strafrechts lägen, hieß es aus dem Umkreis des britischen Hedge-Fonds Polygon. Geäußert wurde der Verdacht auf "systematische Fehlbewertungen" von Vermögen - wie Immobilien-Vermögen bzw. in Stiftungen gebundene Vermögen.

Sollte sich dieser Verdacht erhärten, verlagere sich der Fokus vom Aktienrecht zum Strafrecht. In dem Fall müsse auch die Staatsanwaltschaft von sich aus aktiv werden, hieß es in dem Investorenkreis. Kritisch bewerten diese Fondsinvestoren auch, dass ein Teil des Vorstands der BA-CA von UniCredit (über Aktienoptionen) bezahlt wird.

(apa/red)