Künstler sprüht
Hassbotschaften vor Twitter-Zentrale

Shahak Shapira sprüht Hasskommentare, die Twitter nicht löscht, auf die Straße.

„Leute wie dich sollte man vergasen“, „Schon wieder ein Haufen Kanacken angekommen, haben die die Ausfahrt nach Auschwitz verpasst???“ oder „Judenschwein“: Kurznachrichten wie diese sind klare Verstöße gegen die Twitter-Richtlinien und werden gelöscht? Falsch gedacht!

von
Hass im Netz - Künstler sprüht
Hassbotschaften vor Twitter-Zentrale

Der israelisch-deutsche Autor und Satiriker Shahak Shapira hat Hassnachrichten, die er im letzten halben Jahr über Twitter bekam, auf die Straße vor der Hamburger Firmenzentrale gesprüht. „Wenn Twitter mich zwingt, diese Dinge zu sehen, dann müssen sie es auch zu sehen bekommen“, sagt Shapira in einem am Montag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Video.

»Wenn Twitter mich zwingt, diese Dinge zu sehen, dann müssen sie es auch zu sehen bekommen«

Über 450 Hassbotschaften meldete der Künstler in den letzten sechs Monaten an Facebook und Twitter. Von den etwa 150 Meldungen an Facebook wurden rund 80 Prozent innerhalb von ein bis drei Tagen gelöscht. Bei Twitter hingegen sah dies anders aus: Mehr als 300 Tweets - unter anderem mit Inhalten wie „Lass mal wieder zusammen Juden vergasen, die Zeiten damals waren schön“ oder „Deutschland braucht für den Islam wieder eine Endlösung“ – meldete er dem Kurznachrichtendienst. Shapira bekam gerade einmal neun Antworten, die alle besagten, dass die Kommentare nicht gegen die Richtlinien verstoßen würden. Einige Hassbotschaften wurden gelöscht, allerdings ohne ihn zu informieren.

Dreißig der Tweets, die Twitter als harmlos empfand, sprühte er als Protest gegen die Löschpolitik der Firma vor deren Firmensitz und kommentierte die Aktion mit: „Ey Twitter, löscht den Scheiß!“.

Shapira ist nicht der Einzige, den zahlreiche Hassbotschaften im Netz erreichen. Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali machte vergangene Woche auf sich aufmerksam, indem sie auf einen Hasskommentar einfach zurück pöbelte. Im gleichen Stil, also auch ohne Rücksicht auf Rechtschreibung oder einen gewählten Ausdruck, schlägt die Moderatorin zurück.

Die wenig durchsichtige Löschpolitik der Social-Media-Giganten steht schon lange in der Kritik. Insbesondere Personen des öffentlichen Lebens haben mit Hassbotschaften im Netz zu kämpfen und wehren sich zunehmend dagegen – auch mit kreativen Aktionen. Das manche Kurznachrichten nach Meinung vieler Internetnutzer schlichtweg die Toilette heruntergespült gehören, zeigt ein Angebot auf Amazon: Das Toilettenpapier mit Tweets von Donald Trump ist derzeit ausverkauft.

© Screenshot / Amazon Bei Amazon ist das Toilettenpapier derzeit ausverkauft.