Woody Allen warnt
vor Hexenjagd-Atmosphäre

Regisseur zeigt sich betrübt über zahlreiche Vorwürfe

Regisseur Woody Allen zeigt sich betrübt über die zahlreichen Vorwürfe gegen Filmproduzent Harvey Weinstein, warnt aber vor einer Hexenjagd. In dem Fall gebe es keine Gewinner, "es ist einfach sehr, sehr traurig und tragisch für die armen Frauen, die das durchmachen mussten", sagte Allen der BBC.

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Weinstein-Skandal - Woody Allen warnt
vor Hexenjagd-Atmosphäre

"Aber es sollte auch nicht zur Atmosphäre einer Hexenjagd führen, in der jeder Kerl, der in einem Büro einer Frau zuzwinkert, plötzlich einen Anwalt rufen muss", sagte der 81-Jährige. "Das ist auch nicht richtig".

»Tragisch für die armen Frauen, die betroffen waren, traurig für Harvey, dass sein Leben so verkorkst ist«

Die ganze Harvey Weinstein-Sache sei für alle Beteiligten sehr traurig. "Tragisch für die armen Frauen, die betroffen waren, traurig für Harvey, dass sein Leben so verkorkst ist."

Er habe von den Vorwürfen gegen Weinstein nichts gewusst. "Niemand ist zu mir gekommen oder hat mir mit wirklicher Ernsthaftigkeit von diesen Horror-Geschichten erzählt", sagte Allen. Allen selbst wird seit den 90er Jahren von seiner eigenen Tochter sexueller Missbrauch vorgeworfen. Laut BBC half Weinstein Woody Allen, seine Karriere nach Bekanntwerden der Vorwürfe wieder aufzubauen.

J.J. Abrams bezeichnete Filmmogul als "Monster"

Regisseur J.J. Abrams ("Star Wars: Das Erwachen der Macht") hat sich im Skandal um sexuelle Belästigungen in Hollywood klar von Filmproduzent Harvey Weinstein distanziert. "Er ist ein Monster", sagte der 51-Jährige am Samstag dem US-Magazin "The Hollywood Reporter" am Rande einer Gala in Los Angeles.

»Ich glaube nicht, dass man genug darüber sprechen kann, wie abstoßend böse sein Machtmissbrauch war«

"Ich glaube nicht, dass man genug darüber sprechen kann, wie abstoßend böse sein Machtmissbrauch war", sagte Abrams. Nach einem Bericht der "New York Times" über Weinstein haben zahlreiche Schauspielerinnen dem Hollywoodmogul sexuelle Belästigungen und Missbrauch bis hin zu Vergewaltigungen vorgeworfen.

#MeToo - Alyssa Milano mobilisiert Opfer

Vor dem Hintergrund der Vorwürfe gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein machen auf Twitter derzeit zehntausende Frauen gegen sexuelle Übergriffe mobil. Zahlreiche Nutzerinnen des Kurzbotschaftendienstes reagierten auf den Aufruf der US-Schauspielerin Alyssa Milano. Diese hatte am Sonntag auf Twitter geschrieben: "Wenn du sexuell belästigt oder angegriffen wurdest, antworte 'Ich auch' auf diesen Tweet". Mehr als 30.000 Menschen antworteten ihr, #MeToo war am Sonntag der am häufigsten verwendete Hashtag.

Me too.

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Eine Nutzerin antwortete der Schauspielerin: "Ich auch. Ich hab darüber gesprochen. Was hab ich gelernt. Dass niemand, absolut niemand, mir zuhören wollte, geschweige denn helfen." Das große Echo auf Milanos Aufruf machte deutlich, dass neben Prominenten auch viele andere Frauen sexuelle Belästigung erleben.

Parallel startete die französische Journalistin Sandra Muller einen ähnlichen Aufruf: Unter dem Schlagwort #balancetonporc (etwa: Entlarve das Schwein) berichteten Frauen über Erfahrungen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder auf der Straße. Viele Frauen schienen ihre Erlebnisse auf Twitter erstmals zu teilen, oft war die Offenbarung mit Scham verbunden. Auch Männer meldeten sich zu Wort und drückten ihr Mitgefühl mit den Frauen aus.

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Als fünfte Frau hat die britische Schauspielerin Lysette Anthony Vergewaltigungsvorwürfe gegen Hollywood-Filmproduzent Harvey Weinstein erhoben. Weinstein habe sie in den 1980er Jahren vergewaltigt, sagte die 54-Jährige, die unter anderem in Woody Allens Film "Ehemänner und Ehefrauen" mitspielte, der britischen Zeitung "Sunday Times".

»Auf einmal war er halb ausgezogen und hat mich gepackt«

Sie habe Weinstein in New York kennengelernt und ihn dann später in seinem Mietshaus in London getroffen. "Auf einmal war er halb ausgezogen und hat mich gepackt. Das war das Letzte, womit ich gerechnet hätte, und ich bin geflüchtet." Später habe der Filmproduzent ihr nachgestellt und sie vor ihrem Haus überrascht. "Er hat mich hineingedrängt und gegen einen Kleiderständer gerammt", berichtete Anthony weiter. Er habe versucht sie zu küssen und in sie einzudringen. "Am Ende habe ich aufgegeben." Vergangene Woche sagte die Schauspielerin laut "Sunday Times" bei der Londoner Polizei aus.

Weinstein aus Oscar-Akademie ausgeschlossen

Hollywood kehrt Harvey Weinstein den Rücken: Die Oscar-Akademie schloss den mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierten US-Produzenten am Samstag aus ihren Reihen aus. Nach einer Dringlichkeitssitzung in Los Angeles erklärte der 54-köpfige Vorstand der US-Filmakademie, die Entscheidung solle die Botschaft aussenden, dass "sexuell aggressives Verhalten" in der Filmbranche nunmehr "vorbei" sei.

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die für die Oscar-Verleihung zuständig ist, erklärte, sie trenne sich "nicht nur von einem, der nicht den Respekt seiner Kollegen verdient". Sie wolle auch die Botschaft aussenden, "dass die Ära des vorsätzlichen Ignorierens und der schändlichen Komplizenschaft bei sexuell aggressivem Verhalten sowie Belästigung am Arbeitsplatz in unserer Branche vorbei ist". Es handle sich um ein "zutiefst verstörendes Problem, das keinen Platz in unserer Gesellschaft hat".

Die Akademie kündigte zudem an, dass sie "ethische Verhaltensstandards" festsetzen wolle, die alle Mitglieder der Akademie zu beachten hätten. Für den sofortigen Ausschluss Weinsteins hätten sich deutlich mehr als die benötigten zwei Drittel der Mitglieder des Vorstands, dem unter anderem die Oscar-Preisträger Steven Spielberg, Tom Hanks und Whoopi Goldberg angehören, ausgesprochen.

Weinstein war damit seit mehr als 20 Jahren Mitglied der Oscar-Akademie. Seine mit den Miramax-Studios und der Weinstein Company produzierten Filme wurden von der Academy mit mehr als 80 Oscars ausgezeichnet. Fünf davon gewannen den Oscar als bester Film, für "Shakespeare in Love" gewann Weinstein persönlich den Oscar als bester Produzent.

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