Wer sind die potentiellen
Häupl-Nachfolger?

Ludwig und Schieder gehen ins Rennen um das Amt des Wiener Bürgermeisters

Im Rennen um die Nachfolge von Wiens Bürgermeister Michael Häupl matchen sich diese zwei SPÖ-Kandidaten: Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und der geschäftsführende Parlamentsklubchef Andreas Schieder.

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Machtübernahme - Wer sind die potentiellen
Häupl-Nachfolger?

Der Mann fürs Wohnen

Michael Ludwig gilt als der in der Stadtpolitik besser verwurzelte Kandidat. Dementsprechend gelassen sieht er - zumindest nach außen hin - dem Rennen um den Wiener Bürgermeistersessel entgegen: "Ich sehe da kein Problem", sagte er im Gespräch mit Journalisten: "Ich hab mehrfach schon in Interviews gesagt, dass mir jeder Mitbewerber recht ist ."

Ludwig, der Mann fürs Wohnen, ist bereits seit 2007 als Wiener Wohnbaustadtrat tätig. Der 56-jährige ist studierter Historiker und Politikwissenschaftler kommt aus dem 21. Wiener Bezirk, Floridsdorf. Nach seiner Hochschulausbildung engagierte sich Ludwig als Kurs- und Projektleiter in der Erwachsenenbildung, von 1986–1991 war er pädagogischer Assistent an einer Wiener Volkshochschule.

Seine politische Laufbahn begann er relativ spät: 1991 wurde er zum Landesbildungssekretär der SPÖ ernannt, 1994 zum Bezirksrat in Floridsdorf gewählt. 1996 zog er in den Bundesrat ein, wo er drei Jahre blieb. Im Gemeinderat übernahm´ Ludwig den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturausschusses.

Im Jänner 2007 übernahm er den Stadtratsposten für Wohnen und Stadterneuerung vom damaligen Kanzler Werner Faymann, der damals als Infrastrukturminister in den Bund wechselte. Im März 2009 stieg er zudem zum Vizebürgermeister auf, als Nachfolger der nach dem Pratervorplatzdebakel zurückgetretenen Grete Laska. Die Freude darüber währte jedoch nicht lange: Er musste den Titel bei der Erstauflage von Rot-Grün im Jahr 2010 an die Grünen-Stadträtin Maria Vassilakou abtreten.

Verfechter der Smart-Wohnungen

Zunächst gab sich die vom stets konziliant wirkenden Ressortchef verantwortete rote Wohnbaupolitik modern, dann aber ziemlich retro. Ludwig propagierte 2012 die sogenannten Smart-Wohnungen. Diese von Bauträgern errichteten Objekte sind kleiner, schlichter und günstiger als "normale" geförderte Wohnungen. Prompt amüsierte sich Bürgermeister Michael Häupl öffentlich über die Bezeichnung. Es war auch der Stadtchef, der 2015 bei der roten Klubtagung in Rust verkündete, dass Wien wieder Gemeindewohnungen bauen wird, nachdem der eigentliche Ressortchef zuvor Jahre lang dagegen argumentiert hatte.

Zum Verhängnis wurde Ludwig unter anderem in den letzten Jahren wengier schöne Medienberichte über Ungereimtheiten bei der Gemeindebauverwaltung "Wiener Wohnen": Erklärungsbedarf gab es etwa als mutmaßliche Fehlverrechnungen von Handwerksfirmen kolportiert wurden. Der oberste Hausherr kündigte darauf an, sanierte Objekte buchstäblich auseinander zunehmen, um die ordnungsgemäße Durchführung von Arbeiten zu überprüfen.

Problemthema leistbares Wohnen

Der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel behauptete Mitte März 2017 zudem, dass in Wien 20.000 Gemeindewohnungen leer stehen würden, wobei auch solche Wohnungen in der Zahl inkludiert seien, die zwar vermietet, aber nicht genutzt würden. Wiener Wohnen begehrte daraufhin eine Gegendarstellung. Ludwig steuerte in einer Anfragebeantwortung mit anderen Zahlen dagegen. Laut Stadt Wien entspricht die Behauptung Blümels nicht den Tatsachen.

Konfrontiert wurde Ludwig in seiner Karriere als Wohnbaustadtrat in den letzten Jahren auch mit dem zunehmenden Wohnungsmangel in Wien, vor allem an leistbaren Wohnungen. Ludwig konterte stets: Dass Wohnen immer teurer werde, gelte für einen kleinen Teil des Wohnungsmarktes - und zwar für neue Wohnungen am privaten Mietmarkt. Die Mieten für Gemeindewohnungen seien dagegen unter der Inflationsrate gestiegen, teilte Ludwig im Oktober 2017 mit. Prinzipiell zeigte sich Ludwig als Verfechter der geförderten Wohnungen, schließlich würden 60 Prozent der Wiener Mieter in geförderten und kommunalen Wohnungen leben.

Zuletzt setzte er sich gemeinsam mit Häupl vehement für eine Reform des Mietrechts ein.

Der Naturfreund

Andreas Schieder ist der Herausforderer von Michael Ludwig um das mächtige Amt des Wiener SPÖ-Chefs. Der 48-Jährige, der während der vergangenen vier Jahre ziemlich souverän den Parlamentsklub der Sozialdemokraten gelenkt hatte, wird so zum Kandidaten der Parteilinken, obwohl er eigentlich vor allem Pragmatiker ist. Experten sehen die Chancen für Schieder nicht besser als 50:50 und das trotz zumindest stiller Unterstützung von Amtsinhaber Michael Häupl. Doch wer sich diesmal durchsetzt, dürfte einige Zeit das Rathaus besetzen, sofern Wien überhaupt rot bleibt.

Eher links

Schieder ist Polit-Profi, was er sowohl in der Landespolitik als auch als Staatssekretär und Klubobmann bewiesen hat. Ein Risiko-Kandidat ist er somit keineswegs. Von ihm wäre wohl eine Fortsetzung der Häupl-Linie zu erwarten. Er ist aber zudem selbstbewusst genug, seine eigene Agenda zu verfolgen und hat unter den Kanzlern Werner Faymann und Christian Kern bewiesen, dass er bei aller linken Rhetorik zunächst Mann des Machbaren ist.Freilich ist der nunmehr nur noch geschäftsführende Klubchef an sich schon eher dem linken Flügel seiner Partei zuzuordnen und das von Jugend an, wo er sich rasch als Spitzenfunktionär versuchte. Von 1994 bis 1997 war Schieder Vizepräsident der Sozialistischen Jugendinternationale, im Anschluss zwei Jahre Präsident der Europäischen Jungsozialisten.

Geholfen hat da wohl, dass er aus einer politischen Familie stammt. Sein (2013 verstorbener) Vater Peter gehörte über viele Jahre zu den mächtigsten Männern der SPÖ, sowohl im Bund etwa als Zentralsekretär als auch in Wien als Umweltstadtrat. Auf Kommunalebene begann dann auch Andreas Schieders Weg in die hohe Politik. Schon vor dem 30. Geburtstag sicherte er sich einen Sitz im Gemeinderat, deutlich vor dem 40er zog er in den Nationalrat ein, damals schon als Nachfolger seines Vaters Vorsitzender der SPÖ Penzing, der er bis heute ist, wiewohl er in der Leopoldstadt lebt.

Klippe Hypo umschifft

Kurz vor der Neuwahl 2008 übernahm Schieder das Beamten-Staatssekretariat, nach dem Urnengang wurde der studierte Volkswirt dem damaligen VP-Chef und Finanzminister Josef Pröll zur Seite gestellt, wobei vor allem die Rettung der Kärntner Hypo zum Stolperstein werden hätte können. Schieder hielt den Kopf über Wasser, Faymann gefiel das Gezeigte und er machte ihn zum Klubchef. Die Fraktion führte er mit nicht allzu strenger Hand. Heute ist Schieder unter den Abgeordneten eher beliebter als zu seinem Amtsantritt.

Zu den Leidenschaften Schieders zählt gutes Essen bis runter zur Gummischlange. Da trifft es sich gut, dass der leidenschaftliche Rapid-Anhänger dem aktiven Sport mindestens ebenso verfallen ist. Auch auf "sozialen Medien" lässt er sich gerne beim Mountainbiken oder Wandern abbilden, wie es dem Chef der Naturfreunde ohnehin gut ansteht. Gesammelt wird im Büro Schieder ebenfalls, nämlich Holzfiguren eines schwedischen Künstlers, die vor allem linke Politiker aus aller Welt darstellen.

Der Wiener SPÖ-Parteitag am 27. Jänner 2018 wird entscheiden, wer als roter Sieger aus dem Rennen hervorgeht. Bis Anfang Jänner läuft offiziell noch die Bewerbungsfrist für die Nachfolge Häupls, aber eine Bewerbung weiterer Kandidaten gilt eher als unwahrscheinlich. Würde es dennoch dazu kommen, "dann geht das in Richtung Zersplitterung", sagte der Politologe Peter Filzmaier jüngst in einem Interview mit "Radio Wien".

Umfrage: Wer Wunschkandidat gewesen wäre

In einer Umfrage* auf News.at hätten sich die User allerdings eine andere politische Persönlichkeit als neuen Wiener Bürgermeister gewünscht: Die derzeitige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner führt die Umfrage klar mit rund 50 Prozent der Stimmen an. Michael Ludwig (rund 23 Prozent) landete auf Platz zwei, gefolgt von Andreas Schieder (rund 14 Prozent). Schlusslicht wurde Brigitte Ederer mit rund 13 Prozent.

Umfrageergebnis:

Wer soll neue/r Bürgermeister/in in Wien werden?

  • Pamela Rendi-Wagner
    49,58%
  • Michael Ludwig
    23,48%
  • Andreas Schieder
    13,95%
  • Brigitte Ederer
    12,99%

* Die Umfrage erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität und dient lediglich als Stimmungsbarometer.