Hackett nach Thorpe-Rücktritt unter Druck: Australier suchen neuen Schwimm-Superstar

Niederlagen würden als kleine Katastrophen gelten Herausforderer Phelps will Gold in bis zu acht Events

Bei der Eröffnungszeremonie war er spektakulär aus dem Hintergrund getreten, einen Rücktritt vom Rücktritt hat Australiens Schwimm-Superstar Ian Thorpe aber ausgeschlossen. Dennoch hängt der Schatten des fünffachen Olympiasiegers über den laufenden Weltmeisterschaften in Melbourne, wenngleich in Grant Hackett immerhin der Rekordweltmeister als neues australisches Zugpferd gefunden worden ist.

Zehn WM-Goldmedaillen nennt Ausnahmeathlet Hackett sein Eigen, über 1.500 Meter Kraul ist der 26-Jährige seit 1996 ungeschlagen. Er hält den Weltrekord über 800 und 1.500 m Kraul. 2005 in Montreal hatte Hackett zudem über 400 m gewonnen und wurde zum besten WM-Athleten gekürt. Das offizielle Motto der Titelkämpfe in Melbourne lautet "Expect Greatness". Die Erwartungen sind hoch.

Hackett sollte unbesorgt sein, doch ein Jahrzehnt der Dominanz laugt aus. Daher hat der zweifache Olympiasieger ein Monat vor der Heim-WM ähnlich wie Österreichs Medaillenhoffnung Markus Rogan (Rom) seinen Trainingsort von der Gold Coast nach Melbourne verlegt. "Das hat sich nicht nur positiv ausgewirkt", meinte Hackett. "Ich glaube nicht, dass ich hier das absolut Beste aus mir herausholen kann."

"Er ist verwundbar"
Auf unbegrenztes Selbstvertrauen lässt das nicht schließen. Das bestätigte Trainer Dennis Cotterell, der an der Gold Coast 21 Jahre mit Hackett zusammengearbeitet hatte: "Er ist verwundbar, er könnte verlieren." Hackett selbst, der sich im Vorjahr einer Schulteroperation unterzogen hatte, rechnet mit dem schnellsten 1.500-m-Finale aller Zeiten. Sein Weltrekord steht seit 2001 bei 14:34,56 Minuten. Zum Auftakt schwimmt er die 400 Meter.

Niederlagen würden für Australien kleine nationale Katastrophen bedeuten, wenngleich Hackett noch lange nicht den Stellenwert des charismatischen Thorpe erreicht hat. Die Fußstapfen des 24-Jährigen sind wahrscheinlich zu groß. "Thorpedo" hat Schuhgröße 52. Sein überraschender Rücktritt hat Wellen geschlagen. Ticketverkäufe sind zurückgegangen, der WM-Hype hält sich in Grenzen. Australien erwartet nicht, die 13 Goldmedaillen von Montreal zu erreichen.

Duell Thorpe-Phelps bleibt ein Traum
Thorpe ist von seiner Entscheidung aber nach wie vor überzeugt. "Ich habe gemischte Gefühle. Eines davon ist, dass ich hier schwimmen will", hatte der elffache Weltmeister bei der Eröffnung gesagt. "Aber das wird nicht passieren. Ich werde mich auf eine neue Karriere vorbereiten, was auch immer das ist." Derzeit ist Thorpe unter anderem für den Kabel-TV-Sender Foxtel tätig. Sogar Erfrischungsgetränke sind nach ihm benannt.

Zu einem großen Duell mit US-Superstar Michael Phelps wird es aber nicht mehr kommen. "Um die Wahrheit zu sagen: Das war immer eines der Ziele, auf die ich hingearbeitet habe. Ich wollte gegen ihn schwimmen, hier in Australien", erklärte Phelps, der sechsfache Olympiasieger von Athen, der in Melbourne fünf Einzelbewerbe und bis zu drei Staffeln schwimmt. "Ich denke, ich kann alle gewinnen."

(apa/red)