Auf Hörbiger folgt
Philippa Strache

Aida Loos wurde durch ihre Parodie auf Hörbigers Kurz-Video zum Begriff - News sprach mit der Kabarettistin

Mit ihrer Parodie auf Christiane Hörbigers Leidenschaftsbekundung für Sebastian Kurz wurde Aida Loos zum Begriff. Die Kabarettistin liebt die Absurditäten des Alltags.

von Aida Loos als Christiane Hörbiger © Bild: youtube via Aida Loos

Es war keine Frage des Wollens. Oder Könnens. Aida Loos musste es einfach tun. "Wenn jemand so lieb fleht, kann ich nicht anders", sagt sie. Die Augen der Kabarettistin leuchten, wenn sie von dem Video spricht, in dem sich Schauspielerin Christiane Hörbiger vor knapp zwei Wochen als Sebastian- Kurz-Fan outete. Loos antwortete mit einem Parodievideo auf ihrem Youtube-Kanal, das dank der Pointensicherheit und Verwandlungskunst der 38-Jährigen Begeisterungsstürme entfachte. "Genial", "grandios" oder "meisterhaft" loben Fans die Satire, die besonders auf Hörbigers Theatralik, Selbstverliebtheit und Verachtung für Rendi-Wagners Misstrauensantrag abzielt.

"Der Trick daran, Hörbiger nachzuahmen, ist das t. Sie spricht es wie ein d", verrät Aida Loos beim Interview in ihrem Garten in Schwechat ein Berufsgeheimnis. Es ist jener Ort, an dem nach dreistündiger Bearbeitung durch Maskenbildnerin Lydia Hofmann das Kleinkunstwerk entstand. Ein weiteres Geheimnis ihres Talents, stellt sie fest, sei das Zuhören: "Gerade bei Hörbiger habe ich ja nichts erfunden, sondern nur zwischen den Zeilen gelesen. Ich habe ihr einfach gut zugehört." Sie destilliert quasi die Essenz einer Person. Oder, wie sie es sagt: "Wenn der Parodierte die Zitrone ist, bin ich die Presse."

»Bei mir kommt jeder dran, der aufzeigt«

Gleiches hat sie bereits erfolgreich mit Maria Vassilakou vollbracht, als Stimmenimitatorin im "Ö3-Wecker"-Team, und bald wird sie sich an Philippa Strache erproben. Parteimotivierte Protektion gibt es demnach keine. "Bei mir kommt jeder dran, der aufzeigt", sagt sie im wildromantischen Holzpavillon ihres Gartens, den sie liebevoll Lusthaus nennt. Ihr Talent, Menschen gut nachahmen zu können, verführte Loos' weitreichende Verwandtschaft schon früh dazu, den Teenager immer wieder zu bitten: "Mach doch den Onkel nach oder die Kusine!"

Sprachen lernen durch Imitieren

Ein absolutes Gehör für Sprache, Betonung und Akzente gehöre zu diesem Talent, meint Loos. Was die Musik betrifft, hat sie das nicht. Doch Sprachen lernt sie genau so: durch Imitieren. "Ich habe nachgemacht, wie die Holländer reden, und es so gelernt", sagt sie. Fünf Sprachen beherrscht sie fließend - Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch und Holländisch. Letztgenanntes eignete sie sich vor Ort an, denn in Holland absolvierte sie die Hotelfachschule. Den Eltern zuliebe schloss sie mit dem Bachelortitel ab. Dass sie anschließend zur Schauspielschule gehen würde, war schon davor klar. Die Ausbildung abzubrechen, kam dennoch nie in Frage: "Ganz oder gar nicht."

Umgeben von "lauter leiwanden Frauen"

Diese Zielstrebigkeit hat viel mit den persischen Wurzeln zu tun. Aida Loos -der Nachname ist ein Künstlername - war vier Jahre alt, als die Familie aus Teheran nach Wien kam. "Erfolgsorientiert zu sein, ist etwas klassisch Persisches. Meine Mama hat uns die Löwin vorgelebt, und meine drei Schwestern und ich sind alle sehr durchsetzungsstark und erfolgreich in dem, was wir tun", beschreibt sie ihren Weg, umgeben von "lauter leiwanden Frauen". Einfach war er nicht, denn so einfallsreich, wie Loos heute als Verwandlungskünstlerin ist, waren die Regisseure, die sie in Klischeerollen im Migrantenumfeld besetzten, nicht. "Ich bin als Schauspielerin oft daran gescheitert, dass ich zu exotisch war. Also besetze ich mich jetzt selbst. Ich will beweisen, dass alles geht. Man muss es nur wollen", erklärt sie.

Auch interessant: Kabarettistin Elli Bauer: "Die Männer geben sich den Kelch weiter"

"Heute wird so rasch aufgegeben"

Diesen Kampfgeist wünscht sie sich stärker in der Gesellschaft. "Für mich ist ein Nein ein Zeichen, dass man sich mehr anstrengend muss. Heute wird so rasch aufgegeben: der Job, die Ehe. Für einen Erfolg muss man dranbleiben. Ich möchte aufrufen, mutiger zu sein. Kämpferischer. Ein Nein nicht ernst zu nehmen, sondern ihm Anstrengungen nachzuschmeißen, bis klappt, was man sich wünscht." Diese Einstellung lebt sie auch ihren zwei Töchtern -sechs und fünf Jahre alt - vor. Sie selbst hat dafür den Traum von tragischen Frauenrollen wie der Medea oder Phaedra umgedeutet und sich im Alter von 32 Jahren mit ihrem ersten Soloprogramm als Kabarettistin neu erfunden. "Für diesen Job brauchst du die Eier eines Bankräubers", spricht sie den Mut an, den es immer wieder braucht, um Selbstzweifel zu überwinden. "Wenn du die Bank ausgeraubt hast, musst du gut mit dem Geld umgehen", beschreibt sie die Dankbarkeit, die hilft, bei Erfolgen nicht abzuheben.

Keine Angst vor Hitlers Hoden

Die Stücke -aktuell ist sie mit ihrem vierten Programm, "Filterloos", auf Österreich-Tour -schreibt sie selbst und findet in alltäglichen Absurditäten reichlich Stoff. "Wie die Tatsache, dass Tampons als Luxusartikel gelten und deshalb höher besteuert werden als Rasierer zum Beispiel", erzählt Loos, was kaum einer weiß. "Oder wussten Sie, dass Hitler nur einen Hoden hatte?"- Auch darüber wird im Programm gesprochen. Ihre Mama schämt sich dann natürlich. "Aida, wän du wieda über Hoden sprrichst, ich komä nicht!", imitiert Loos liebevoll die Mama. Und verrät auch, wie so ein Problem in der Familie gelöst wird. Auf persische Art: Die Mama bekommt ein Lied am Ende des Programms, in dem aufgezählt wird, welche Themen sie missbilligt -die natürlich alle in "Filterloos" abgehandelt werden. Das Lied heißt "Ich komme nicht". Seit alle wissen, dass die Mama mit diesen Themen nicht einverstanden ist, ist die Welt in Ordnung. Man muss eben zuhören können.